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Pio Cesare: klassisch, elegant, und mit Raffinesse gekeltert

Der Barolo DOCG von Pio Cesare erreichte in den zurückliegenden Jahren ebenso mühelos bis zu 96 von 100 Punkten wie der Barbaresco DOCG, der es auch schon auf 95 Punkte bei der internationalen Weinkritik brachte. Das Geheimnis des Erfolges sind die gutseigenen 80 Hektar Weinberge, die seit den 1970er Jahren nach und nach in den Toplagen des Hügelgebiets von Barolo und Barbaresco erworben wurden: Serralunga d’Alba, Monforte d’Alba, La Morra, Novello, Grinzane Cavour, Treiso und der Ortsteil San Rocco Seno d’Elvio. 

Das parzellierte Mosaik, ein besonderer „Flickenteppich“ von sehr unterschiedlichen Ausrichtungen, Höhenlagen und Böden, spiegelt sich vollständig in den Cuvées Barolo Pio und Barbaresco Pio wider, die allerbeste Werbung für die Nebbiolo-Traube sind. So auch im Jahrgang 2020, der nach einem milden Winter mit geringem Nie4derschlag und etwas Schnee mit einem sonnigen Frühling startete, dem im Mai ergiebiger Regen folgte. Dann folgte der heiße Sommer, ehe an milden Herbsttagen vom 26. September bis zum 5. Oktober geerntet werden konnte. Die Nebbiolo-Trauben für den Barolo Pio stammen aus den Weinbergen von Ornato, Serra, Briccolina und Lirano in Serralunga d’Alba, die für den Barbaresco Pio von den Weinbergen von Bricco di Treiso, Bongiovanni und San Stunet in Treiso. 

Federica Boffa Pio und Cesare Benvenuto Pio. Foto: Pio Cesare
Federica Boffa Pio und Cesare Benvenuto Pio. Foto: Pio Cesare

Dann folgte die Arbeit der erfahrenen Önologen Paolo Fenocchio, er ist schon seit der Ernte 1981 (!) dabei, Beppe Natta und Marco Artusio, die dafür sorgen, dass Stil und Geschmack der Familie des einst von Cesare Pio gegründeten Unternehmens weiterhin voll interpretiert werden. Nach der Mazeration (30 Tage) gelangen beide Weine jeweils für 30 Monate in große Fässer aus französischer und slawonischer Eiche und jeweils ein kleinerer Anteil in Barriques, ehe die lange Ruhezeit in der Flasche folgt.

Mit dem Ergebnis zeigt sich Cesare Benvenuto Pio hochzufrieden: „Wir sind verliebt in die intensive rote Frucht des Jahrgangs 2020, sehr breit gefächert und komplex in der Nase, mit großer Tiefe. Gleichzeitig ist der delikate Einsatz des Eichenholzes gut mit den weichen Tanninen, den Aromen und der besonders ausgewogenen Säure integriert.“ Und die hochzufriedene Federica Boffa Pio verweist zudem auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Universität Turin, die Parzelle für Parzelle präzise Daten für die zukünftigen Weine lieferte. Und:

„Die Eleganz des Nebbiolo kommt in diesem sehr komplexen und doch sehr angenehmen Jahrgang voll zum Ausdruck, der mit der Zeit das große Alterungspotenzial dieser Sorte offenbaren wird. Schon jetzt sind die Tannine trotz ihrer Jugend rund, aber mit beeindruckender Struktur und vielen Nuancen.“

Aussicht auf die Weinfelder in der Region. Foto: Pio Cesare
Aussicht auf die Weinfelder in der Region. Foto: Pio Cesare

Auf die besonderen, jeweils in limitierter Auflage produzierten neuen Crus des Barolo Ornato, Barolo Mosconi und Barbaresco Il Bricco 2020 müssen die Fans des renommierten Hauses Pio Cesare in der Langhe allerdings noch wie in jedem Jahr bis zum Mai warten, ehe auch diese auf den Markt gelangen.

Unbedingt empfehlenswert ist der Besuch des historischen Weinkellers (Mo. – Sa. vormittags nur nach Voranmeldung) aus dem 18. Jahrhundert im historischen Zentrum von Alba, wo seit 1881 alle Weine von Pio Cesare vergoren und ausgebaut werden. Er wurde auf vier Ebenen gebaut, von denen eine sogar unter dem Bett des Flusses Tanaro liegt. Hier reifen bei perfekter und konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Spitzenweine im Schatten der alten römischen Mauern, die einst Teil der Stadtmauern waren.

Gründer Cesare Pio erkannte das Potenzial der Weine aus den Langhe und gehörte zu den Ersten, die Barolo und Barbaresco international berühmt machten. Zwei Generationen später gaben Rosy Pio und ihr Gatte Giuseppe Boffa dem Familienunternehmen neue Impulse und machten ihren Barolo zu einem Aushängeschild in der italienischen Weinszene. Mit Pio Boffa in der 4. Generation, wuchs die Rebfläche, der Keller wurde erweitert und neue Weine kamen hinzu. In der Zwischenzeit wurde das Konzept der Herstellung von Crus immer wichtiger und der Weinberg Ornato, der bereits für die Assemblage der Barolo Pio-Weinberge unverzichtbar war, wurde zur Basis für neue Studien. 

Weinkeller von Pio Cesare. Foto: Pio Cesare
Weinkeller von Pio Cesare. Foto: Pio Cesare

1985 beschloss man, von drei Mikroparzellen an verschiedenen Hängen dieses Hügels besonderen Cru zu kreieren, den Barolo Ornato. Im gleichen Jahr kam mit dem PiodiLei einer der ersten Chardonnays Italiens hinzu, der in kleinen Fässern in den Langhe fermentiert und reift. 1990 war der Barbaresco Il Bricco an der Reihe, 1996 der Barbera aus einer Einzellage, der „Fides“, und 2015 dann mit dem Erwerb von zehn Hektar des Rebbergs Mosconi in Monforte d’Alba ein weiterer Barolo hinzu, der Mosconi. Seit 2021 setzen nun Federica Boffa Pio und Cesare Benvenuto Pio die Familientradition und -philosophie fort und stellen sich neuen Herausforderungen. Die finden sich in den Hügeln der Colli Tortonesi mit der Herstellung von Timorasso und besonders in den Höhenlagen der Alta Langa, wo die Winzerfamilie nun das Wagnis einer Nebbiolo-Produktion hoch über dem Meeresspiegel eingeht.


Informationen:

www.piocesare.it

Fotos: Pio Cesare

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