Tradition wird bei den Conti Contini Bonacossi großgeschrieben, setzt man heute doch bereits in fünfter Generation das große Werk des Vorfahren Alessandro Contini Bonacossi und Gattin Vittoria fort. Indes: Es war Sohn Ugo, der die bis heute gültige Interpretation vorgab: „Tradition (bedeutet) nicht eine statische, unverrückbar feststehende Statue, sondern ein Schiff in kontinuierlicher Bewegung!“ In diesem Sinne ist das sich bewegende Schiff heute unter der Führung von CEO Ettore Fantoni, Sohn von Benedetta Contini Bonacossi, und der fünften Generation, Gaddo und Serena Contini Bonacossi, längst zu einem veritablen Ozeandampfer geworden: 650 Hektar Besitz, davon 78 Hektar Weinberge mit bis zu 57 Jahre alten Rebstöcken, sowie 140 Hektar Olivenhaine, umfasst das illustre Anwesen, dessen Qualitäten schon der berühmte superreiche Kaufmann Francesco di Marco Datini aus Prato im 15. Jh. berühmt machte, als er dem Wein aus Carmignano einen so großen Wert zusprach, dass er ihn als Zahlungsmittel akzeptierte.
Im Fokus der Medici
Noch berühmter machten ihn die Medici, die den Wein aus Carmignano zu ihrem Liebling kürten. Nicht ohne Eigennutz: Am 17. Mai 1626 erklärte Großherzog Ferdinand II. de`Medici das Gebiet von Carmignano und Montalbano zum privaten Jagdrevier und ließ es mit einer über 50 km langen Mauer, dem Barco Reale umgürten. Und mitten drin lag Capezzana. Und so nimmt es nicht Wunder, dass der rote Barco Reale bis heute einer der wichtigsten Weine des Gutes ist. 1716 stieg Carmignano zudem dank der Medici zu einem der vier ältesten geschützten Weingebiete der Welt auf – u. a. mit dem heutigen Chianti Classico-Gebiet. Und 1773 machte Großherzog Pietro Leopoldo von Lothirngen den Carmignano-Wein gar zum Qualitäts-Referenzwein für Weine aus allen anderen Gebieten.
Gesamtkunstwerk Capezzana
Heute kümmert sich vor allem Contessa Benedetta Contini Bonacossi um die önologischen Fragen, Schwester Beatrice und Bruder Filippo sind für den Markt verantwortlich. Denn jährlich werden bis zu 400 000 Flaschen abgefüllt, die nun zu 60 Prozent vorwiegend in die USA, nach Großbritannien, Deutschland, Kanada und die Schweiz exportiert werden. Aus der fünften Generation kümmert sich Gaddo um das vielfältige Terroir von Capezzana, Serena ist für Logistik und Gastlichkeit verantwortlich. Denn es gibt auch einen edlen Agriturismo, dazu das Restaurant „Vinsantaia“ mit Weinladen, zig Führungen mit Wein- und Olivenöl-Degustationen und ein breites Angebot an Aktivitäten, inkl. Kochkursen und E-Bike-Verleih.
Alles bio – samt enormer Langlebigkeit
Schon seit 2006 hat sich Capezzana auf biologischen Weinbau umgestellt. Dazu zählt auch, dass man für den Gärungsprozess nur hauseigene Hefen verwendet, deren Biodiversität und Qualität jährlich von der Uni Florenz überprüft wird. Und nicht nur das: Jährlich werden bis zu 3000 Flaschen des DOCG-Carmignano-Flaggschiffs der Tenuta, des schon ab Ernte 1925 hergestellten Villa di Capezzana zurückgelegt. Hergestellt wird dieser Spitzenwein, der schon mühelos 94 Punkte erreichte, aus den beiden Hauptrebsorten Sangiovese (80 Prozent) und Cabernet Sauvignon (20 Prozent). Die zurückgelegten Weine kommen indes zehn Jahre später als Villa di Capezzana DOCG Carmignano „10 anni“ auf den Markt. Mit großem Erfolg! Der zwölf Monate in Tonneaux aus französischer Eiche gereifte Wein mit 14,5 Prozent Alkoholgehalt erreicht mühelos auch 95 Punkte und mehr. Dass Langlebigkeit auf Capezzana eine große Rolle spielt, zeigten auch die zum Jubiläum veranstalteten Vertikalen. So wurde sogar eine Villa di Capezzana von 1930 geöffnet. Hinter dieser Langlebigkeit stecken viel Arbeit und Pflege: Die Weine müssen in der Schatzkammer regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls auch die Korken gewechselt werden.
Reiches Portfolio an Produkten
Aber auf Capezzana werden heute auch Cabernet Franc, Canaiolo, Trebbiano, Chardonnay, San Colombano, Merlot und Syrah angebaut. Und so kommen zum Portfolio auch Spitzenweine wie der ebenfalls mit einer Vertikale geehrte, seit 1979 hergestellte Bio-Superwein Ghiaie della Furba IGT Toscana aus 40 Prozent Cabernet Sauvignon, 25 Prozent Merlot und 35 Prozent Syrah oder der schon erwähnte Barco Reale Carmignano DOC (75 Prozent Sangiovese, 15 Prozent Cabernet Sauvignon, je fünf Prozent Cabernet Franc und Canaiolo). Es gibt den schon mit 92 Punkten bewerteten Trebbiano di Capezzana IGT Toscana und natürlich den großartigen Trefiano DOCG Carmignano Riserva (80 Prozent Sangiovese, je zehn Prozent Cabernet und Canaiolo). Hinzu kommen ein süffiger Chardonnay, der hoch bewertete Rosé Vin Ruspo und der bemerkenswerte, elegante Rote Ugo Contini Bonacossi, ein reiner Sangiovese. Zu Ehren von Ahnin Vittoria wurde der Spumante Brut Rose Vittoria aus 100 Prozent Pinot Noir aufgelegt.
Sammler und Stifter von Weltrang
Sie und ihren Gatten Alessandro (1878 – 1955) kann man zudem seit 2018 in den Uffizien in Florenz Ehren. Denn die aus 144 Werken bestehende Privatsammlung der zwei gelangte schon 1969 als Schenkung in Staatsbesitz. Darunter sind Gemälde von Andrea del Sarto, Paolo Veronese, Velasquez, Goya, El Greco und eine wunderbare Skulptur von Bernini, sämtlich in acht Sälen zu bestaunen.
Der Clou: Vinsanto
Natürlich wird auch Grappa hergestellt, ganz zu schweigen vom exzellenten Olivenöl. Ganzer Stolz von Capezzana ist indes der Vinsanto, der für die Tradition des Hauses steht, in der Vinsantaia mindestens sieben Jahre in den nur 60 bis 90 Liter fassenden Kleinfässern der Caratelli reift und dank bernsteinfarbenem Gelb sowie explosiver Aromen von Aprikose, Feige und Zimt mühelos sagenhafte 97 Punkte erhält. Und das Schiff der Tenuta Capezzana fährt weiter…
Informationen:
Tenuta di Capezzana: www.capezzana.it/de
Agriturismo & B&B (acht DZ, ein EZ): www.capezzana.it/agriturismo-carmignano
Restaurant/Enoteca „Vinsantaia“: www.lavinsantaia.it
Fotos: Tenuta di Capezzana

