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Weine vom Castello di Meleto (Teil 1)

Hier, im heutigen Herzen des Chianti Classico-Gebiets, vor den Toren von Gaiole in Chianti und bis hin nach Radda in Chianti, erstreckt sich der heutige 1100 Hektar große Besitz des Castello di Meleto. Er entstand 1968, nach einer der ersten Crowdfunding-Aktionen der Weingeschichte überhaupt: Damals hatte Gianni Mazzocchi, Herausgeber der auf Ökonomie und Finanznachrichten spezialisierten Zeitschrift „Quattrosoldi“, zum Erwerb dieses seit Anfang der 1960er im Verfall befindlichen Gutes aufgerufen. Die „Operazione Vigneti”, „Operation Weinberge“ war geboren!

Und Tausende machten mit. Es entstand die Societá Viticola Toscana, deren Mitglieder bis heute – und höchst erfolgreich – das Projekt „Castello di Meleto“ jährlich weiter vorantreiben. Dabei sind allein schon die nackten Zahlen beeindruckend, denn im Geschäftsjahr 2019/2020 setzte man allein mit dem längst zum Wahrzeichen des Castello di Meleto gewordenen Spitzenwein 1,92 Mio. € um. Dabei bleiben nur 19 % dieser Topweine in Italien selbst. 24 % gingen in die Schweiz, 12 % des Weins nach Deutschland, 10 Prozent in die Niederlande, 6 Prozent in die USA, 4 % nach Großbritannien und 25 % in den Rest der Welt. Hinzu kamen auf der Einnahmeseite aber auch knapp 1,4 Mio. € aus dem Bereich des Agriturismo. Denn das Castello di Meleto hat sich längst zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt, das Weinbau und Landwirtschaft, Öno- und Ökotourismus aufs perfekteste vereint.

Das wunderschön gelegene Castello di Meleto. Foto: Castello di Meleto
Das wunderschön gelegene Castello di Meleto. Foto: Castello di Meleto

Denn natürlich kann man im noch mittelalterlich wirkenden Kastell auch übernachten. Allein im Burgwachtturm Torre di Guardia stehen sieben exquisite romantische Suiten zur Verfügung. Hinzu kommen Übernachtungsmöglichkeiten in gleich elf wunderbar hergerichteten einstigen Wohnhäusern der Landpächter und Angestellten (24 Zimmer, 65 Betten). Und so ist Meleto, Dorf samt Kastell, heute ein Paradebeispiel auch für das erfolgreiche Konzept eines über das Dorf wie die Ländereien verteilten, dezentral angelegten, indes zentral organisierten „Albergo diffuso“, das mittlerweile schon manches italienische Bergdorf revitalisiert hat. Auch in Meleto, wo die Weinberge zwischen 300 und 600 m hoch liegen, ist dies durchaus so. 2019/20 wurden immerhin 3802 Übernachtungen gezählt.

Hinzu kamen indes auch noch über 2000 angeleitete Weindegustationen und zig Burgführungen, die insgesamt 15000 Besucher wahrnahmen. Denn das Angebot ist groß im Castello di Meleto: Natürlich gesellt sich zur Verkostung – exklusiv auch nur der Spitzenweine – der Besuch der Cantina, dessen Dach seit 2009 eine 500 m² große Fotovoltaik-Anlage ziert. Denn auch Ökologie wird auf dem Kastell groß geschrieben. Seit 2021 ist man hinsichtlich des Weins voll biozertifiziert und nun Teil des „Biodistretto Chianti“, des Biobezirks Chianti. Dies betrifft auch das hier produzierte Bio-Olivenöl Extra Vergine: 1600 teils uralte Olivenbäume stehen rings um das Kastell und liefern die Olivensorten Leccino, Frantoio, Pendolino und Moraiolo.

Für Bioqualität sorgen auch mittlerweile 45 Bienenvölker, die im 1,5 ha großen Bienenpark (Parco delle Api) die Basis für den leckeren Bio-Honig des Kastells liefern. 2020 sorgte die Initiative „Nel Nome dell’Ape“ („Im Namen der Biene“) dafür. Und „bio“ ist natürlich auch die Zucht der freilaufenden Sieneser Gürtelschweine (Cinta Senese), die sich u.a. von Eicheln, Kastanien und Haselnüssen ernährt und ebenfalls zu besichtigen ist. Schließlich: Bei aller Hinwendung auch zum önotouristischen Bereich reinvestiert die junge, dynamische Belegschaft des Kastells um Präsidentin Lucia Pasquini und Direktor Michele Contartese auch reichlich: heute ist das Kastell ein Modell für nachhaltiges Wirtschaften mit drei Schwerpunkten: Umwelt, Soziales und Ökonomie. Jährlich mindestens ein Drittel der Gewinne fließen zurück! Denn einerseits gleicht so ein mittelalterliches Kastell – um im Bild zu bleiben – durchaus auch einem Fass ohne Boden!

Stilecht: im Castello di Meleto. Foto: Castello di Meleto
Stilecht: im Castello di Meleto. Foto: Castello di Meleto

Aber auch die Pflege der 770 ha Wald verschlingt jährlich hunderte, wenn nicht tausende Arbeitsstunden. Aber es lohnt: Denn die CO2-Bilanz des Kastells kann sich sehen lassen! Jeder Hektar Wald bindet jährlich 9 Tonnen CO2, macht bei 770 ha ca. 7000 Tonnen CO2 Einsparung oder das Äquivalent zum CO2-Verbrauch von 2120 Interkontinentalflügen zwischen London und Los Angeles – hin und zurück! Und natürlich profitieren auch die Angestellten. So wurde nun in der Burg auch ein Hort für Kleinkinder eingerichtet, der auch den Kids aus Gaiole offen steht. Und natürlich geht es auch beim Bio-Weinbau, ob in den Weinbergen oder in der Cantina, ebenso um Nachhaltigkeit wie um Exzellenz.

So wird in den Weinbergen heute auch mit Senfpflanzen experimentiert und die Biodiversität auch als Schutz gegen Weinbergkrankheiten ständig erhöht. Die 160 ha Weinberge, 142 ha werden aktuell angebaut, sind in fünf Gebiete unterteilt, die sich nach Beschaffenheit der Böden, den klimatischen Bedingungen und ihre Höhenlage sehr unterscheiden. Dank der Zusammenarbeit der Agronomen Ruggero Mazzilli und Maurizio Degli Innocenti konnte hier die Bio-Zertifizierung aber vor allem durch den Einsatz von Kompost erreicht werden, dessen vegetative Bestandteile ausschließlich vom Gut selbst stammen.


Information:

Castello di Meleto (Viticola Toscana Società Agricola), www.castellomeleto.it

Fotos: Castello di Meleto

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