Im Juni 2023 war für die Tester des renommierten Michelin-Guide diese nur vermeintlich schlichte „Käsebar“ der Himmel für Käse-Liebhaber und zudem dank eines ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnisses umgehend die Auszeichnung mit dem Bib Gourmand wert. Diese Ehre – immerhin erhielten sie nur sieben Restaurants in Polen – gebührt in allererster Linie dem Eigner Marcin Smoczyński.
Angefangen mit dem bis ins Detail akribisch gestaltetem Interieur, der perfekten Lichtinstallation und der aufgrund der hohen Räume im Erdgeschoss dieses Gründerzeithauses nötigen exquisiten Schalldämmung hat Marcin Smoczyński definitiv an alles gedacht, um die stetig steigende enthusiasmierte Fangemeinde der Fromażeria perfekt zufrieden zu stellen.
Eine halbe Million Euro
Dabei hatte alles beinahe mit einem Eklat begonnen. Nur wenige Monate vor Beginn der Corona-Pandemie hatte Marcin Smoczyński 2019 die Fromażeria eröffne. Mittlerweile sind in sein Projekt schon locker eine halbe Million Euro geflossen – und er hat die Corona-Zeit nahezu ohne jede Unterstützung überlebt. Gründe dafür waren diverse Marketing-Aktivitäten und nicht zuletzt der Außer-Haus-Verkauf der beliebten Cheese Boxes: fünf Käsesorten vom Feinsten, etwa sanfte, reife Käse wie der Chabichou „Le St. Heray“, der cremige La Tur oder der handgefertigte klassische Brie Brillat Savarin IGP. Da gibt es nicht etwa „nur“ einen Appenzeller, sondern gleich einen der besten aus der Käserei „8 Blumen“, er hat den Tete de Moine AOP oder den Gruyere „La Fleur des Alpes“, dazu reife Hartkäse wie einen 18 Monate alten Gouda Le Vieux Moulin oder den 24 Monate alten Parmigiano Reggiano 903 DOP mit Milch von Holsteiner Kühen.
Oder darf es doch lieber ein Blauschimmelkäse sein, etwa mit Rum und Kakaobohnen wie beim Caroblú? Natürlich sind auch die besten polnischen Käsesorten im Angebot. Allerdings: Die Auswahl ist riesig, denn Polens aktuell 1700 Produzenten belegen rein quantitativ aktuell Rang Fünf bei der weltweiten Käseproduktion. Indes haben sich bisher nur fünf bis sechs Anbieter als „kunsthandwerkliche“ Käsehersteller spezialisiert.
Chili- und Zimt-Chutney
Und in die Cheese Box wandern dann auch Grissini, Kirsch- und Mandelmarmelade, salzige Mandeln, Birnen-, Chili- und Zimt-Chutney sowie Feigen in Honig. Dies alles gibt es natürlich nicht nur außer Haus, sondern auch an der Cocktail Bar, wo gleich acht Signature Cocktails, die besonders zu Käse passen, ebenso im Angebot sind wie zwölf Klassiker-Cocktails.
Im Restaurant/Bistro mit 50 Sitzplätzen sorgt das vierköpfige Küchenteam um Dawid Ankowski für erlesene Gerichte auf der kleinen, aber feinen Speisekarte. Denn vor der Käseplatte könnt auch der Genuss eines herrlichen Tartar-Gerichts mit Gouda und polnischem Kaviar Antonius oder wunderbare Gänseleber stehen. Es darf aber natürlich auch gleich ein Alpen-Fondue sein. Dazu werden von der großen Weinkarte wunderbare internationale und polnische Weine gereicht. Der freundliche Service berät.
Das Konzept für die einmalige Kombination Cocktail Bar/Restaurant mit Käsetheke entdeckte Marcin Smoczyński in Australien, wo er lange Jahre lebte und arbeitete. Und auf die Frage, ob er denn nun mit der Auszeichnung des Bib Gourmand zufrieden sei, meint Marcin, 25 Prozent müssten noch erreicht werden. So fehlten noch ein Kinder-Menü und Kinderstühle, denn das Hauptklientel seien Foodies und Hipster zwischen 30 und 50 Jahren. Und er denkt an Expansion. Die nächste Fromażeria könnte in Warschau, Danzig oder gar in Berlin öffnen.
Ramen-Restaurant „Zen On“
Wer auf der Sankt-Martin-Straße flaniert, entdeckt übrigens gleich um die Ecke und nur unweit der Fromażeria ein weiteres kulinarisches Highlight, das japanisch ausgerichtete Ramen-Restaurant „Zen On“. Es erhielt 2023 zurecht eine Michelin-Empfehlung und wartet mit perfektem Preisniveau auf. Chef Dominik Narloch war in diesem Jahr auch auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin mit seinen Kreationen präsent und ist neben Ramen auch auf Udon spezialisiert, weichen japanischen Nudeln aus Weizenmehl, die in Brühe samt Tempura, Gemüse, Ei, einigen Stückchen Fleisch und Meeresfrüchten serviert werden.
Vorname in Polen
Der Restaurant-Name ist ein Wortspiel, den „Zenon“ ist auch ein alter, traditioneller Vorname in Polen. Weiter stadtaufwärts wartet die Sankt-Martin-Straße dann mit dem passenden Hotel für die Stadtvisite auf. Das Hotel NH Poznań ist ebenfalls in einem Gründerzeithaus eingerichtet, bietet große Zimmer und ein wunderbares Frühstücksbuffet, dazu auch Bar und Restaurant. Nur Schritte entfernt lockt das zum Kulturzentrum mit Museum zum Aufstand 1956 gewandelte Kaiserschloss. Direkt gegenüber öffnet nun das Chiffre-Zentrum Enigma (Centrum Szyfrów Enigma) in dem die Geschichte der Dechiffrierung der deutschen Enigma-Verschlüsselungsmaschine auch und vor allem durch die Absolventen der Universität Posen, die Mathematiker und „Enigma-Knacker“ Marian Rejewski, Henryk Zygalski und Jerzy Różycki präsentiert wird.
Danach könnten das historische Hauptgebäude der Adam-Mickiewicz-Universität mit Aula, das Denkmal für Adam Mickiewicz, das Denkmal für die Aufstände ab 1956 in Poznań oder der Besuch der Oper auf dem Programm stehen. Unbedingt vormerken sollte man aber auch den Besuch einer Institution in Poznań: Es ist das Kellercafé/-restaurant „Bo.“, direkt gegenüber dem Kaiserschloss und mitten drin im Univiertel. Hierher locken kleine Gerichte, Kaffee und Kuchen in sehr familiärem Ambiente mit exzellentem Service.
Informationen:
Fromażeria: www.fromazeria.pl
Zen On: www.facebook.com/ZenOnRestaurant/?locale=de_DE
Bo.: www.facebook.com/Bo.Poznan/?locale=pl_PL
Hotel NH Poznań: www.nh-hotels.com/de/hotel/nh-poznan
Chiffre-Zentrum Enigma (Centrum Szyfrów Enigma): www.csenigma.pl/de/
Adam Mickiewicz-Universität: www.amu.edu.pl/en
Info Poznań (Posen): www.poznan.travel/de
Polnisches Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel/de
Fotos: Ellen Spielmann