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Weine vom Castello di Meleto (Teil 2)

Da wäre erst einmal ein lokaler Adliger namens Guardellotto zu nennen, der Meleto von den Mönchen übernahm, indes den dummen Fehler machte, sich mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa anzulegen. Prompt war er sein Landgut an den deutschen Staufer-Rotbart los. Dann ging Meleto in die Hände jener ältesten Florentiner Adelsfamilie Firidolfi ging, die sich später Ricasoli nannte. Hier auf Meleto residierte ein Seitenzweig, die Ricasoli von Meleto.

Der Hauptzweig lebt bis heute nahebei im Castello di Brolio! 1256 wurde das Kastell erstmals schriftlich erwähnt (worauf jedes Weinetikett des Kastells hinweist), zeichnete sich auf Florentiner Seite in der Lega del Chianti gegen Siena aus, wurde 1478 erobert, 1480 rückerobert und widerstand der fulminanten Belagerung im Jahr 1529. Danach wurde es stiller, das Kastell verlor seinen militärischen Sinn und wandelte sich zur adligen Landvilla. Daraus resultierte das heute wohl größte Schmuckstück im Kastell: das „Teatrino“. Es war Giovanni Francesco di Ricasoli, der dies „Theaterchen“ 1741 für sich und seine humanistisch gebildeten Freunde im neuen Villenkastell erbauen ließ. Bis heute existiert die Bühne, auch sieben Bühnenbilder blieben komplett erhalten – ein wahrer Schatz, ebenso wie die seit 1968 von Cesare Olmastroni restaurierten Fresken aus dem 18. Jahrhundert in den Sälen des Kastells.

Im Castello di Meleto geht es um Wein. Foto: Castello di Meleto
Im Castello di Meleto geht es um Wein. Foto: Castello di Meleto

Aber im Castello di Meleto geht es dennoch in allererster Linie um Wein. Dafür steht die Cantina, in der die Önologen Matteo Menicacci und Alberto Stella mit Beratung durch Valentino Ciarla die exklusiv per Hand geernteten Trauben separiert nach Parzelle vinifizieren. Dies bedeutet mehr als 100 separate Vinifizierungen. Und diese Selektion schon im Weinberg schreitet weiter fort. Mehr als 70 Mikrovinifizierungen von den Parzellen und Mikrogebieten eines Weinbergs scheinen möglich, ehe die Fermentation in Stahl und die Reifung in Zement und Tonneaux-Fässern überhaupt beginnt, begleitet von stets neuen, wegweisenden kleinen Experimenten.

Alles beginnt in den Weinbergen in Lagen zwischen 300 bis 600 m Höhe, deren Böden zu 25 bis 30 Prozent aus Lehm, zu 35 bis 40 Prozent aus Sand, zu 35 bis 40 Prozent aus dem berühmten „limo“ und zu fünf bis zu 10 Prozent aus den kalkhaltigen einstigen Meeresüberresten bestehen, die den berühmten „Galestro“ bilden. Dann galt und gilt es natürlich, die perfekten Sangiovese-Klone zu ermitteln, wofür die Hilfe der Uni Florenz in Anspruch genommen wurde. Und schließlich musste auch die ideale Bepflanzung für die fünf unterschiedlichen Hauptweinbergareale gefunden werden.

Rings um das Kastell liegt die wärmste und windgeschützteste Zone „Meleto“. Hier gedeihen Sangiovese, Merlot, Vermentino und Trebbiano. Und von hier stammen auch die Trauben für den berühmten Vinsanto von Meleto. Die Zone „San Piero“, eigentlich San Piero in Avenano mit dem romanischen Kirchlein Pieve di Spaltenna, das heute im Besitz der Viticola Toscana ist, herrschen luftiger Winde, die die Weinberge gerade in heißen Sommern intensiver ventilieren und die Frische der Trauben erhalten. Hier werden Sangiovese, Vermentino, Malvasia Nera und Merlot angebaut. Und in diesem Gebiet findet man den Weinberg Camboi, der exklusiv für den Anbau des Malvasia Nera di Chianti genutzt wird.

Rebstöcke in über 300 Metern Höhe. Foto: Castello di Meleto
Rebstöcke in über 300 Metern Höhe. Foto: Castello di Meleto

Und hier in 360 bis 375 m Höhe entstehen nun an 30 bis 40 Jahre alten Rebstöcken die Trauben für den gleichnamigen Wein Camboi IGT Toscana Rosso 2018 mit dem bemerkenswerten Etikett, das Haupt und Hörner eines Chianina-Rindes zieren. Dieser reinsortige Malvasia Nera, er wirkt stets etwas leichter im Vergleich zum Sangiovese, ist trocken, indes fruchtig und hat Aromen von Kräutern und Noten von Wacholder, lagert eine Zeitlang in Zement und dann in 25-Hektoliter-Fässern. Heraus kommt ein gut trinkbarer Wein, der bei der Kritik schon 89 Punkte erzielte. Die Zone „Moci“ `schaut´ in Richtung Siena und liegt in 360 bis 490 m Höhe. Hier bestimmt die Thermik im Frühjahr den Weinbau. Die optimal ausgerichteten Weinberge mit besten Galestro-Böden sind ideal für Sangiovese und Merlot.

Schließlich folgen jene zwei Zonen, die auch exquisite Gran Selezione-Weine hervorbringen. Die Zone „Poggiarso“ steigt bis in 530 m Höhe und ist die trockenste und kälteste des Weingutes Meleto. Hier muss sich die Sangiovese-Traube behaupten. Das Ergebnis ist eine quantitativ niedrigere Ernte mit allerdings allerhöchster Qualität! Und hier entsteht jener Vigna Poggiarso Castello di Meleto Chianti Classico DOCG Gran Selezione, dessen neuer Jahrgang 2017 (14 % Alkoholgehalt) auch aufs Beste die Eigenschaften dieser extremen Weinbergzone bestens widerspiegeln.

Kein Wunder daher, dass die Weinkritik locker über die 90-Punkte-Hürde geht und diesem Jahrgang schon 93 Punkte gab. Der Vigna Poggiarso, ein reinsortiger Sangiovese, steht für Eleganz und Stil, und natürlich ist man auf diesen Chianti Classico Gran Selezione besonders stolz. 27 Monate reifte er in französischen Eichenfässern (50 ha!). Er beeindruckt mit seiner purpurfarbenen Brillanz, mit Aromen kleiner roter Früchte wie Johannisbeere, ist durchaus kräftig, mit starken, aber nicht aggressiven Tanninen und mit lebhafter Frische ausgestattet. Eben ein sehr gelungener Sangiovese mit großer Eleganz, der noch dazu für den eigentlich als schwierig eingestuften Weinjahrgang 2017 besondere Akzente setzt!

Der POGGIARSO Chianti Classico GRAN SELEZIONE. Foto: Castello di Meleto
Der POGGIARSO Chianti Classico GRAN SELEZIONE. Foto: Castello di Meleto

Schließlich ist da noch das Weinareal „Casi“, talwärts in 390 bis 470 m Höhe nahe dem mittelalterlichen Weiler Vertine gelegen. In diesem milden Klima, umgeben von Wald, ist die Sangiovese-Traube perfekt daheim. Vigna Casi steht geradezu für Sangiovese! Und hier werden die Weinberge teils „ad alberello“ kultiviert, einer uralten Kultivierungsform, die man im Castello di Meleto wieder aufwerten möchte. Der warme lehmige Boden, reich an Quarz, Eisen und Schwefel, verleiht den Sangiovese-Trauben in Kombination mit dem wohltemperierten Klima die allerbesten Wachstumsmöglichkeiten.

Vigna Casi steht für Kraft und Geschmeidigkeit und ist Vigna Casi Castello di Meleto Chianti Classico DOCG Gran Selezione 2017 (14 % Alkoholgehalt) eine Werbung für den Weinbau auf Castello di Meleto. 27 Monate durfte dieser intensive Wein in slawonische Eiche (30 Hektoliter!), zum Teil aber auch in französischer Eiche (50 Hektoliter) reifen. Er brilliert mit pfeffrigen Noten und Aromen von orientalischen Gewürzen sowie reifen roten Früchten, besitzt ausgewogene Tannine und ist rundum gelungen. Auch er überspringt bei der Kritik die 90-Punkte-Grenze. Der Favorit bleibt am Ende indes der Poggiarso Castello di Meleto Chianti Classico DOCG Gran Selezione 2017.


Information:

Castello di Meleto (Viticola Toscana Società Agricola), www.castellomeleto.it

Fotos: Castello di Meleto

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