Foodie

„Verita è vita!“ – „Wahrheit ist Leben!“ (Teil 3)

Für die Übernachtungsgäste stehen neun grandios eingerichteten und perfekt restaurierten Zimmer und Suiten der Villa tragen zurecht klangvolle Namen wie „Monna Lisa“, „Caterina de Medici“, „Beatrice di Folco“, „Madonna Fiammetta“ oder „Pia de Tolomei“. Hinzu kommen drei Apartments in den einstigen Scheunen, die nach den Weinen Ser Alfiero, San Sereno und Bacco Felice benannt sind und bis zu acht Erwachsene plus 4 Kinder beherbergen können. Geradezu ausladend ist das Interieur der Villa gestaltet, wo insbesondere der alten Florentiner Kunst der Marmorintarsien gehuldigt wird. An einem solchen marmornen Prachttisch genießen wir am Abend zur Dinner-Begrüßung ein Gläschen „Buongiorno Principessa“.

Denn die Tenuta Canto alla Moraia produziert längst nicht nur Rotwein. Es hat auch herrlichen, 18 Monate im Barrique gereiften Bio-Grappa Chianti DOCG, reines toskanisches Bio-Olivenöl und einen herrlichen Bio-Dessertwein namens „Dolce Lola“, der ein Vino Toscano Bianco IGT ist, dessen sehr spät geerntete Trebbiano Trauben von einem 40 Jahre alten Weinberg stammen. Und es hat den Bio-Weißwein „Melampo“, ein Pinot Grigio, dessen Trauben aus Venetien stammen, sowie einen Bio-Prosecco DOC namens „amor“ im Angebot, dessen Glera-Trauben aus Venetien und Friaul-Julisch-Venetien stammen. Herausragend ist indessen der Rosé frizzante „Buongiorno Principessa“ – „Guten Morgen Prinzessin“. Und diesen leckeren Appetitanreger aus der am Fluss Piave in der Provinz Treviso in Venetien angebauten Raboso-Rebe könne man tatsächlich auch wunderbar und guten Gewissens am frühen Morgen trinken!

Dies meint jedenfalls augenzwinkernd und lächelnd Rodolfo „Rudi“ Banci, der mit Gattin Silvia zum Dinner lädt. Denn Villengäste der Tenuta können sich natürlich auch vor Ort und auf Wunsch von einem Privatkoch versorgen lassen. Und der sollte am besten „Johnny Chef“ sein. Hinter diesem eingängigen Pseudonym verbirgt sich Fatjon Goga, Er ist Albaner, gerade 29 Jahre alt und vielleicht deshalb zu diesen Namenskunstgriff gewählt. Nötig hätte er es keineswegs. Denn die Reputation von Fatjon Goga als Koch hat sich längst herumgesprochen. Er reüssiert mit seinem jungen Top-Team aktuell gleich in zwei Spitzen-Restaurants – dem „Lo Zafferano“ in Arezzo sowie im Ristorante dell`Amorosa in Sinalunga. Und integriert ist er allemal. Noch dazu: Ende August 2020 rettete Fatjon sogar ein 15-jähriges Mädchen. Es war in Arezzo auf eine 15 m hohe Mauer gestiegen. Er beruhigte sie und holte sie da wieder herunter.

Dann aber genießen wir seien Kochkunst, zu der wir natürlich erneut die Weine der Tenuta genießen. Zum Tartar vom Chianina-Rind, dessen Fleisch die überaus renommierte L`Antica Macelleria Salumeria Simone Fracassi lieferte, der auf Niedrigtemperatur gegarten, mit dem Dessertwein „Dolce Lola“ („Süße Lola“) verfeinerten Bio-Entenbrust, den handgemachten Pici mit Riesen-Knoblauch aus dem Arnotal, dem DOP-geschützten Aglione della Valdichiana, oder den Pappardelle mit Chianina-Ragout aus der Metzgerei Fracassi genießen wir den San Sereno IGT 2016 und den Ser Alfiero IGT 2016: ein Gedicht! Dann aber wird mit dem Stracotto di Sorra vom Chianina-Rind, verfeinert mit dem Supertuscan Moraia und roten Bio-Kartoffeln aus Cecina im Casentino der „Gran Walter“ IGT 2014 gereicht. Diese Spezialabfüllung ist natürlich eine Hommage an Rudis Vater Walter Banci und dessen grandiosen Wirtschaftserfolg.

Und dieser 100-prozentige Sangiovese, er muss mindestens vier Jahre reifen, ist eine Wucht! James Suckling gab ihm schon 2018, da war der „Große Walter“ noch im Fass, satte wie sensationelle 92 Punkte!! Dieser Wein ist der Höhepunkt eines an Ereignissen wahrlich nicht geizenden Besuchstages auf de Tenuta, die dann aber noch mit einmaligem Tiramisu samt Dessertwien Lola und einem herrlichen Pralinensortiment aus der renommierten Chocolaterie Vestri in Arezzo abschließt, zu dem der 18 Monate gereifte Bio-Grappa gereicht wird. Ein Fest, dessen Hauptprotagonist aber natürlich Johnny Chef alias Fatjon Goga ist, den wir völlig zurecht feiern.

Büste von Giorgio Vasari. Foto: Ellen Spielmann
Büste von Giorgio Vasari. Foto: Ellen Spielmann

Natürlich muss man bei einem Aufenthalt im Canto alla Moraia auch Arezzo besuchen. Gerade 20 Autominuten sind es bis in die Innenstadt, wo man am besten den Parkplatz Cadorna wählt, der günstig zur berühmten Piazza Grande von Arezzo liegt. Und hier muss sich eigentlich nur noch in die Geschichte und Kultur Arezzos fallen lassen. Man kann auf den Spuren Roberto Benignis wandeln, der hier den Filmklassiker „Das Leben ist schön“ drehte. Man kann Giorgio Vasari huldigen, dem an einer Ecke der großen Piazza und am Ende der Loggia del Vasari eine lebensgroße Büste gewidmet ist, man kann das Wohnhaus des ersten Kunstkritikers der Geschichte, Pietro Aretino, bewundern oder auch einfach nur um die Renaissance-Häuser ziehen und ab und an grandiose Graffiti des anonymen Street-art-Künstlers „blub“ bewundern. Der hat z. b. historische Portraitgemälde neu interpretiert.

Und so sieht man Werke des größten Aretiner Künstlers Piero della Francesca, die Battista Sforza oder Guido da Montefeltro darstellen und deren Originale heute in den Uffizien sind, wunderbar „verrückt“ mit Tauchermaske dargestellt. Sogar Piero della Francescas „Madonna del Parto“, im Original in Monterchi, ist dank „blub“ zu entdecken. Nicht verpassen sollte man auch einen Beuch beim Goldschmied und Künstler Carlo Badii, dessen Werkstatt sich an der Piazza S. Agostino 46 befindet.

Wer mit einer ausgewiesenen Arezzo-Expertin wie Fremdenführerin Sonia Corsi (Tel. +39 335 19 79 765) unterwegs ist, erfährt hier dann auch, das Arezzo neben Vicenza im Veneto das Zentrum für Goldschmiedekunst in Italien ist und die Ausbildung an der hiesigen berühmten Schule zumindest fünf Jahre dauert. Wer einmal dem Gold „verfallen“ ist, der muss dann natürlich wieder zurück zur Piazza Grande und dort im Palast der Fraternitá dei Laici das Goldmuseum (Museo dell`Oro) besuchen.

Natürlich wollen auch, so dies coronabedingt möglich ist, die grandiosen restaurierten Fresken von Piero della Francesca in der Basilika San Francesco besichtigt sein. Dies gilt auch für den Dom Santi Pietro e Donato und auch das neue, multimedial perfekt ausgerüstete Museum zur größten Volksattraktion in Arezzo, dem im Juni und September auf der Piazza Grande ausgetragenen Riesenspektakel der Giostra del Saracino. Es befindet sich im domnahen Palazzo dei Priori an der Piazza della Libertá. Noch bedeutsamer ist aber das riesige Kreuz von Cimabue in der nahen Kirche San Domenico. Man kann dem Petrarca-Haus die Aufwartung machen oder einfach durch Arezzos Altstadtgassen flanieren und die Atmosphäre genießen, ehe in der Tenuta Canto alla Moraia wieder edle Bioweine locken und vielleicht ja auch Johnny Chef mit einem Riesenmenü aufwartet.



Informationen:

Übernachten/Wein:

Art & Wine Bio Resort Tenuta Canto alla Moraia, www.tenutacantoallamoraia.com 

Tourismusinformation (Ufficio turistico) Arezzo, www.discoverarezzo.com

Toscana Promozione Turistica, www.visittuscany.com

Fotos: Ellen Spielmann

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