Tatsächlich wächst kein anderes Reisesegment ähnlich schnell wie die Kreuzfahrtbranche. So werden in diesem Jahr alleine in Deutschland schätzungsweise drei Millionen Hochseekreuzfahrten gebucht. Und da ist das ebenfalls boomende Flusskreuzfahrtgeschäft noch gar nicht mitgerechnet. Das macht die Bundesrepublik zum aktuell zweitgrößten Kreuzfahrt-Markt nach den USA. Kein Wunder, dass sich Konstrukteure und Designer der im Schnitt mit jeder Generation rund zehn Prozent größer werdenden Schiffe deshalb ständig neue Highlights und Superlativen einfallen lassen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Neue Highlights
Zu den Neuheiten der NCL Prima-Plus-Klasse gehören unter anderem die ersten Drei-Zimmer-Duplex-Suiten im exklusiven Premium-Bereich „The Haven“. Schließlich liegen solche Suites-Only Bereiche inklusive eigenständigem Gastronomieangebot und großzügiger Lounge Areale in der Branche derzeit voll im Trend. Vor allem Reedereien, die wie NCL oder MSC normalerweise eher ein mittelpreisiges Marktumfeld bedienen, versuchen mit diesen Ship-in-Ship-Konzepten neue, anspruchsvollere Kundenkreise zu erschließen, die sonst eher zu Kabinen auf Schiffen klassischer Luxus-Anbieter tendieren.

Tatsächlich firmieren unter dem Dach der NCL-Holding neben Norwegian seit 2014 auch der selbsterklärte Upper Premium-Anbieter Oceania Cruises und der Ultra-Luxury-Brand Regent Seven Seas. Genügend Kompetenz im Sachen Luxus und Service sind im Konzern also vorhanden. Mittlerweile ist The Haven praktisch auf allen NCL-Schiffen verfügbar. Doch vor allem mit den Schiffen der jüngsten Generation setzt NCL bei der Umsetzung dieses Konzepts industrieweit neue Maßstäbe. Bis 2028 werden dann insgesamt vier Schiffe der Prima-Plus-Klasse das The Haven-Portfolio nochmals deutlich erweitern.
Die insgesamt 123 Suiten zwischen rund 34 und 195 Quadratmetern, die zum Haven-Bereich der Aqua gehören, sowie die öffentlichen Haven-Areale liegen im Heckbereich und sind über insgesamt acht Decks verteilt. Die Zugangskorridore beziehungsweise Übergänge ins restliche Schiff lassen sich nur mit speziellen Schlüsselkarten öffnen bzw. sind über zwei exklusiv für The Haven Passagiere reservierte, ebenfalls nur über spezielle Schlüsselkarten nutzbare Expressaufzüge angebunden.

Aber natürlich hat NCL auf der Aqua auch kulinarisch aufgerüstet und bietet in der Indulge Food Hall – einem weitläufigen Indoor Foodcourt – mit Planterie nun auch ein Angebot, das voll auf pflanzenbasierte Speisen setzt, wie man das bei NCL selbst ein wenig unsexy formuliert. Unser Favorit der Food Hall, die insgesamt zehn Outlets umfasst, ist allerdings Tandora, wo indische Küche auf der Karte steht. Das Tandoori-Chicken dort ist Weltklasse. Bestellt wird das Essen sämtlicher Outlets der Food Hall übrigens per Tablett und anschließend im Handumdrehen am Tisch serviert.
Speciality Dining Bereich
Für Fans asiatischer Leckereien gibt es im – allerdings aufpreispflichtigen – Speciality Dining Bereich mit dem Sukothai nun auch erstmals ein Thai-Restaurant an Bord eines NCL-Dampfers und wir waren von der Qualität der dort offerierten Speisen durchaus positiv überrascht. Unbedingt probieren: die hervorragende Tom Kha Gai, das Cashew Chicken oder den Salat aus gegrilltem Rindfleisch mit Koriander, Chili und Limettensaft. Selbst der Sticky Rice mit Mango kann sich sehen lassen, den man außerhalb Thailands normalerweise eher selten in guter Qualität bekommt.

Weitere Spezialitäten-Outlets gegen Aufpreis sind der Teppanyaki Grill Hasuki, die Sushi-Bar Nama, der Italiener Onda by Scarpetta, das exzellente Steakhouse Cagney´s, ein französische Edelbistro, das Fischrestaurant Palomar und schließlich das Mexican-Restaurant Los Lobos. Sie belasten das Genussbudget pro Dinner mit 40 bis 60 Dollar pro Person zuzüglich weiterer 20 Prozent Servicecharge. Das für alle Gäste inkludierte Dining-Angebot kreist dagegen um die beiden recht ordentlichen Hauptrestaurants Commodore Room und Hudson´s und die über das Schiff verteilten üblichen Buffet- und Snackoutlets, sowie den oben bereits erwähnten Foodcourt.
US-Beef und Maine Lobster
Für Gäste des Suitenbereichs ist der Zugang zum The Haven Restaurant natürlich ebenfalls im Paketpreis mit dabei und die Karte dort ist – bis zu einem gewissen Grad – ein Art „Best off“ der Spezialitätenrestaurants an Bord. Wir lassen uns hier zum Beispiel mit handgehacktem Beef Tatar, Surf & Turf von US-Beef und Maine Lobster, Thunfisch-Tataki oder gebratenen Jakobsmuscheln verwöhnen.

Zum Frühstück sollte man dort unbedingt mal den Shrimp Toast probiert haben, mittags die Angel Hair Pasta mit Scampi. So relativiert sich der fällige Aufpreis für diese Kabinenkategorie schon ein wenig, denn den Besuch im Spezialitätenoutlet kann man sich dann (fast) sparen. Wer mag kann sich die Speisen aller auf dem Schiff verfügbaren Restaurants übrigens auch in seiner Haven-Suite servieren lassen. Klar gibt es an Bord außerdem auch mehr als ein Dutzend Bars. Besonders schön und beinahe intim ist die neue Swirl Wine Bar geraten, wo auch kurzweilige Seminare und Tastings rund um edle Tropfen offeriert werden. Zu den Novitäten im Entertainment- und Sportbereich zählen dagegen der Aqua Slidecoaster, die weltweit erste Hybrid-Achterbahn Wasserrutsche und die digitale HighTech LED-Sportarena Glow Court. Doch das ist ein anderes Thema.
Die Shows im sich über drei Decks erstreckenden Aqua-Theater haben ebenfalls Klasse – besonders gut hat uns dort die unter der Überschrift Revolution auf die Bühne gebrachte Hommage an Prince und eine Show zum legendären Album Rumours der Band Fleetwood Mac gefallen. Aber auch Spa-Fans kommen auf ihre Kosten. Die Thermal Suite an Bord der Aqua dürfte zu den schönsten Wellness-Bereichen auf See zählen, auch wenn hier selbstredend amerikanische Prüderie angesagt ist. Und sofern man sich von den – Kreuzfahrt üblich – horrenden Preisen nicht von vorne herein abschrecken lässt. Der Eintritt in den Wellnessbereich kostet 99 Dollar – pro Tag versteht sich.

Suite Life
Gäste von The Haven genießen übrigens bereits beim Boarding besondere Privilegien. Jedenfalls nachdem man es durch die erste Securitykontrolle geschafft hat. So werden wir nach dem Check-in im The Haven Separee persönlich zu unserer Suite eskortiert. Und deren Ausstattung ist in Sachen Haptik und Design tatsächlich das Hochwertigste, was wir bisher auf einem Ozeanriesen erleben durften – auch im Vergleich mit Silversea Co. Klar ist das am Ende Geschmackssache, uns hat NCL in dieser Hinsicht aber in jedem Fall überzeugt. Einmalig schön sind zum Beispiel die ornamentierten Edelholz Wandpaneele.
Wie auf klassischen Luxuskreuzfahrtschiffen üblich, genießen man dort während der gesamten Kreuzfahrt Butler Service. Während andere Passagiere also erst mal ihre Koffer auspacken müssen, kümmert sich im Haven auf Wunsch ein guter Geist ums Gepäck und Gäste haben Gelegenheit schon mal das Schiff zu erkunden. Privilegierten Zugang zu Spezialitäten-Restaurants und Unterhaltungsangeboten in den regulären Bereichen des Schiffs ist für The Haven Gäste selbstverständlich ebenfalls inklusive, aber auch Vorrang beim Tendern und bei Ausflügen.

Neben privater Lounge mit angeschlossener Bar, sowie dem eigenen Restaurant gehören zu The Haven natürlich auch zwei Außendeckbereiche für die eine 16+ Policy gilt, ausgestattet mit Sauna, Dampfbad, Whirl- und Infinitypool. Maximale Privatheit und Windschutz dank Hecklage garantiert.
Für alle, die nicht auf die offenkundigen Vorteile großer Schiffe verzichten möchten, allem voran das unschlagbare Freizeit- und Entertainment-Angebot, aber trotzdem Wert auf eine luxuriöse Ausstattung und individuellem Service legen, ist The Haven damit eine echte Alternative zu einer Kreuzfahrt auf einem der kleineren bis mittelgroßen Schiffe der Premium-Reedereien.
Informationen:
Fotos: NCL Norwegian Aqua