In sanften Serpentinen windet sich der Weg weiter bergan, hinauf zur höchsten zusammenhängenden Weidefläche Montenegros auf etwa 2000 Metern Höhe. Dort oben stehen die schlichten Hütten der Hirten, wie aus einer anderen Zeit. Umgeben von kargen Fels- und Wiesenlandschaften weiden hier im Sommer Schafe, Ziegen und Kühe – selbst Schweine streifen frei umher. Eine kleine Holzkirche, scheinbar vom Himmel vergessen, wirkt wie ein spiritueller Ankerpunkt. Sie wurde einst aus Dankbarkeit errichtet und zieht heute Wanderer in ihren Bann. Rund um die bescheidenen Siedlungen der Viehzüchter finden die Herden während der Sommermonate ausreichend Nahrung.
Die wenigen Menschen, die man noch auf den Almen in den schlichten Hütten mit spitzen Dächern, in den „Ethno Villages“ findet, bewahren die Tradition ursprünglichen Lebens. Ganz naturbelassen, rustikal und einfach. „Oft gibt es einen Gemeinschaftsraum, in dem traditionelle hausgemachte Speisen serviert werden. Oder Besucher nutzen den Aufenthalt, um einfach mal abzuschalten“, erklärt Radonja Vuković, Tourismusdirektor von Mojkovac.

Unten im Tal begeistern Slavenka und Goran Rabrenović auf ihrem Campingplatz Tara Rabrenović, in dem es unter anderem Hobbit- und Baumhäuser gibt, mit köstlichen Speisen. „Wir teilen unser Wohnzimmer mit den Gästen. Bei den Mahlzeiten sitzen wir hier und genießen die Geselligkeit“, berichtet Goran Rabrenović, der auch ein paar Obstweine aus Heidelbeeren und Aronia sowie Sliwowitz herstellt.
Nach dem üppigen Mittagessen auf dem familiären Campingplatz – teils mit frischen Zutaten aus dem eigenen Garten – geht es weiter entlang der Tara. Der türkis schimmernde Fluss hat sich über Jahrtausende tief in die Schlucht gegraben, windet sich durch den Canyon und enthüllt mit jeder Biegung neue Ausblicke. Mal führt der Pfad hoch über dem Wasser, mal ganz nah ans Ufer. Immer wieder öffnet sich das Panorama, das Auge findet keinen Ruhepunkt, so faszinierend sind die Formen, Farben und Lichtspiele. Ein Zwischenstopp führt zu einer sprudelnden Quelle, deren Wasser sich über moosbewachsene Steine ergießt. Kleine Holzbrücken queren das kristallklare Nass, das nicht nur erfrischt, sondern auch etwas Magisches an sich hat.

Glasklarer Gletschersee
Der Crno Jezero ist ein Gletschersee auf ca. 1.400 Höhenmetern, der am Fuße des Međed (2.223m), einer der zahlreichen Bergspitzen des Durmitormassivs, liegt. Ein romantischer Spaziergang um den See führt über kleine Brücken, Treppen, knorrige Wurzeln und manchmal durch Seile gesichert. Immer wieder gleitet der Blick zu den Berggipfeln der malerischen Kulisse um den „Schwarzen See“ im Durmitor Nationalpark. Rund 50 Berge überschreiten dort die 2.000er-Grenze, darunter der Bobotov Kuk, der mit 2.522 Metern der höchste Berg Montenegros ist. Der Nationalpark wurde 1952 gegründet und gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Er bietet eine Mischung aus alpinem Klima und mediterraner Atmosphäre, hohen Bergen und tiefen Schluchten, naturbelassenen Wäldern – darunter einen der letzten ursprünglichen europäischen Kiefernwälder – und felsigen Hochplateaus.
Der rund 80 Kilometer lange Durmitor Ring ist eine der beeindruckendsten Panoramastraßen. Er führt durch atemberaubend schöne Regionen im Norden Montenegros, die vom Menschen weitgehend unberührt sind. Er verbindet Skizentren, Schluchten, Dörfer, Gebirge, Seen und markante Berggipfel.
Wegen seiner Schönheit und seines besonderen Aussehens wird der Kamm auf (2.227 m Höhe) gern als Sattel der Götter bezeichnet. „Das ist für mich der schönste, berührendste Platz. Auch wenn diese Route als gefährlichste in Montenegro gilt. Das Gebiet ist bekannt für extreme Wetterwechsel in kürzester Zeit sowie schnell aufziehende starke Gewitter zur Sommerzeit. Es gibt nur wenige Schutzhütten im Park. Die Wanderwege sind zwar markiert, trotzdem passiert es jedes Jahr, dass sich Wanderer während Extremwettern verlaufen oder es passieren Unfälle und es gibt nicht überall einen Handyempfang“, berichtet die erfahrene Reiseleiterin Ksenija Mijović.

Der Klang, der die Seele berührt
Nach den Bergerlebnissen zwischen Schneefeldern und Wildziegen empfangen Zoran und Velinka Vera Pavićević ihre Gäste in einer ganz anderen Oase. Fast alles, was in ihrer Biofarm im Gebiet von Žabljak auf den Tisch kommt, ist selbst hergestellt. Auf einer Fläche von insgesamt elf Hektar halten sie Tiere und bauen Obst, Gemüse sowie Getreide an. Zur Herzlichkeit gehört auch ein Ständchen auf der Gusle, einem traditionellen Streichinstrument, das seit Jahrhunderten vor allem in der Volksmusik gespielt wird, um epische Gedichte und Lieder zu begleiten. Sie ist ein Symbol der kulturellen und nationalen Identität. Die Gusle besteht aus einem hölzernen Korpus, der mit Tierhaut bespannt ist, und hat nur eine Saite. Sie wird mit einem Bogen gestrichen und aufrecht gehalten. Zusammen mit dem Unisonogesang entführt die Musik in eine längst vergessene Zeit. Ihr leicht rauer, tief durchdringender Klang lässt niemanden unberührt.
Stilvoll nächtigen – mit Persönlichkeit und Gefühl
Ob mondän, naturnah oder einfach charmant: In Montenegro findet jeder Reisende das passende Zuhause auf Zeit. Wer Entspannung mit gehobenem Komfort verbinden möchte, ist im stilvollen Swissôtel Resort Kolasin genau richtig. Eingebettet in die majestätische Bergwelt, verschmilzt hier modernes Design mit alpinem Flair – eine Oase für alle, die Eleganz und Natur vereinen wollen.

Wen es näher zur Erde zieht, der erlebt das echte Montenegro auf der Organic Family Farm Pavićević. In der Nähe des Durmitor-Nationalparks gelegen, dreht sich hier alles um Nachhaltigkeit, Naturverbundenheit und echte Gastfreundschaft. Die Familie Pavićević begrüßt ihre Gäste herzlich – als wären sie längst Teil des Hauses.
Ein besonderer Tipp für Weinliebhaber ist die Jablan Winery. Zwischen Reben und Bergen laden liebevoll gestaltete Zimmer direkt am Weingut zum Verweilen ein. Der Duft von Holz, der Geschmack edler Tropfen und der Blick auf die malerische Landschaft machen den Aufenthalt zu einem sinnlichen Erlebnis – weit weg vom Alltäglichen.
Informationen:
Swissôtel Resort Kolasin, www.swissotel.com/hotels/kolasin
Organic Family Farm Pavićević, www.instagram.com/organic_family_farm_durmitor
Jablan Winery, www.instagram.com/jablanwinery
Montenegro National Tourism Organisation, www.montenegro.travel
Fotos: Carola Faber