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Kellerei St. Pauls

Die historische Kellerei St. Pauls entstand ab 1907, als 36 Winzer aus der Südtiroler Gemeinde Eppan das Wagnis eingingen und eine Genossenschaft gründeten, die bereits 1914 auf 60 Mitglieder angewachsen war. Das seither erweiterte, doch historisch erhaltene Kellergebäude entstand schon 1908, damals mit hochmodernen Maschinen ausgestattet und auf dem neusten Stand der Technik. Schon damals galt es als sehr innovatives Bauwerk mit vier Etagen, in dem der gesamte Kelterprozess mithilfe der Schwerkraft ablief und noch immer abläuft. Tief unten im Keller stehen heute im Wechsel moderne Edelstahltanks und große Fässer aus gealtertem Holz, sowie im Barriquekeller Barriques und kleinere Fässer. Heute zählt die Genossenschaft 200 Mitglieder, die 185 Hektar Weinberge in Hanglage im integrierten Anbau bewirtschaften und hauptsächlich in den Ortsteilen um das Dorf bis hin zum bewohnten Ortskern von St. Pauls gelegen sind. Die Rebflächen zeichnen sich durch eine große Vielfalt an Ausrichtungen, Höhenlagen (300 bis 700 m ü.d.M.) und Bodenbeschaffenheiten aus, die während der letzten Eiszeit entstanden sind. Seit 2023 ist die Kellerei durch das Nationale Qualitätssystem für integrierte Produktion (SQNPI) zertifiziert.

Bekannteste Marke der Kellerei dürfte der seit 1979 nach der klassischen Flaschengärung produzierte, hervorragend nachgefragte Schaumwein „Praeclarus“ sein. Der Praeclarus Brut Südtirol DOC mit Aromen von Mandelblüten, Pfirsich und Aprikose gilt als „Sekt für alle“ und steht für pure Südtiroler Lebensfreude, den unbeschwerten Flirt mit dem Augenblick, perlende Eleganz, Frische, Harmonie und Komplexität. Der Praeclarus Pas Dosé Südtirol DOC ist hingegen der „Sekt par excellence“: ein 100-prozentiger Chardonnay mit null Dosage, tief verwurzelt mit dem Weindorf St. Pauls und seiner Geschichte. Jeweils vier Jahrgänge und insgesamt 70 000 Flaschen lagern im sogenannten „Sektbunker“ von St. Pauls und seiner Ortsgeschichte. Der Bunker mit meterdicken Betonwänden entstand schon 1937, wurde aber Gottseidank nie militärisch oder zu Schutzwecken genutzt.

Zum Portfolio der keineswegs kleinen Kellerei, die 2023 1,7 Mio. Flaschen verkaufte und einen Gesamtumsatz von 10,5 Mio. Euro erzielte, gehören aber auch Aushängeschilder wie der leichte, als Aperitif perfekte Weißwein „Cuvée Paul IGT Weinberg Dolomiten Weiß“ (12,5 % Alkoholgehalt) sowie sein rotes Pendant, der Cuvée Paul IGT Weinberg Dolomiten Rot“ (12,5 % Alk.) oder die klassischen, fruchtbetonten Sorten von Weissburgunder über Chardonnay, Pinot Grigio und Gewürztraminer bis hin zur Kalterer See Auslese oder dem nach Himbeere und Weichselkirsche mundenden Lagrein Kretzer. Besonderes Augenmerk verdient auch die Pflege der „alten Reben“, Weinstöcke in besonderen historischen Lagen und Terroirs, die Trauben etwa für den Weissburgunder „Kalkberg“, die Blauburgunder-Riserva „Lehmont“ oder die Lagrein-Riserva „Lagröll“ liefern. 

Rebläche von St. Pauls. Foto: St. Pauls
Rebläche von St. Pauls. Foto: St. Pauls

Stolz ist man auch auf die Weissburgunder-Riserva „Sanctissimus“, deren Trauben auf einem 1899 angelegten Weinberg gedeihen, einem der ältesten in Südtirol. Und schließlich steht der der Schutzpatronin im nahen Weindorf Missian, der Hl. Apollonia gewidmete „Lona“, ein Merlot Riserva, für die traditionelle Ortsverbundenheit der Kellerei St. Pauls. Die größte Beachtung verdienen hingegen die Selektionen. Dies hat unter anderem seine Ursache im neuen Winzermeister, dem Önologen Philipp Zublasing, der seit Juli 2023 amtiert. Flankiert wird er seit Anfang Januar 2024 vom neuen Vertriebsleiter Tobias Leimgruber. Und gemeinsam streben sie nun nach weiterer Qualitätssteigerung und neuer Wertschöpfung.

St. Pauls befindet sich im Umbruch, und Genossenschaftspräsident Bernhard Leimegger erhofft sich mit der neuen Führungsspitze entscheidende Impulse und Wachstum. Erste Ergebnisse hat Philipp Zublasing, Jahrgang 1985, international erfahren und aus dem nahen Missian gebürtig, schon vorzuweisen. Auf der Vinitaly 2024 wird er zum Beispiel die Neuinterpretation eines historischen Weins der Kellerei, die neue Selektion des Weißburgunders „Plötzner 2023“ ebenso präsentieren wie die Selektion des Sauvignon „Gfill 2023“. Mit diesen ist der neue Winzermeister besonders zufrieden. Allerdings hält er auch fest: „Auf die Spitzenweine werden wir allerdings noch warten müssen. Schließlich ist Wein eine Frage des Terroirs, der Details und der Zeit.“

Im Bereich Nachhaltigkeit wurden indes schon Akzente gesetzt. So beschloss das technische Team der Kellerei kürzlich, das Gewicht der Glasflaschen im gesamten Weinsortiment ab dem Jahrgang 2023 (ab April 2024 auf dem Markt) zu reduzieren. 

Und auch Tobias Leimgruber, Jahrgang 1979, gebürtig aus dem nahen Girlan, einem Ortsteil von Eppan, sieht nach 20 Jahren kaufmännischer Erfahrung und Expertise im Auslandsweingeschäft enormes Potential beim Relaunch der Kellerei St. Pauls. Und Präsident Bernhard Leimegger betont: “Wir wollen unsere Weine qualitativ weiter verbessern und die Topselektionen unserer Weine auf nationaler und internationaler Ebene immer weiter unter den Spitzenweinen der Region positionieren. Es ist uns gelungen, ein sehr kompetentes und erfahrenes Team zusammenzustellen, und wir sind sicher, dass Philipp und Tobias einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Kellerei leisten warden.”


Informationen:

Kellerei St. Pauls (Cantina San Paolo): www.stpauls.winewww.praeclarus.it

Fotos: St. Pauls

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