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Interview mit Katharina Iglesias (Sommelière in der wineBANK Hamburg)

Kulinariker: Wie bist Du zum Wein gekommen? Wie lauten Deine Stationen?

Katharina Iglesias: Tatsächlich habe ich erst 2017 mit dem Thema Wein angefangen. Ich bin gebürtige Kielerin und als Kielerin trinkt man eher Bier. (Lachen)

Ich bin im Jahr 2015/2016 zwei Verträge auf dem Expeditionskreuzfahrtschiff MS Hanseatic von Hapag-Lloyd gefahren und dort habe ich dann meine Leidenschaft für das feine und genaue Arbeiten am Gast gelernt. Danach war für mich klar: Ich möchte in der Sternegastronomie arbeiten.

Als ich dann 2017 in die Pfalz gezogen bin, kam ich auch mit dem Thema Wein dann nicht mehr drumherum und habe mich direkt intensiv damit beschäftigt. Mein erster Stopp, wo ich viel darüber gelernt habe, war der Deidesheimer Hof, im Schwarzen Hahn.

Ich habe dann in unterschiedlichen Sternerestaurants gearbeitet, unter anderem auch bei Dirk Luther in Glücksburg, als stellvertretende Restaurantleitung, wo für mich klar war: Jetzt möchte ich meinen Sommelier machen.

Vor fünf Jahren bin ich dann nach Hamburg gezogen und habe hier dann meinen IHK-geprüften Sommelier gemacht.

Im Jahr 2022 habe ich meinen Sommelier bestanden und dann auch direkt in der wineBANK angefangen zu arbeiten, damals noch als 2. Sommelier.

Welche Vor- und Nachteile siehst du darin, nicht direkt in einem Weinanbaugebiet zu arbeiten?

Wenn man in einem Weinanbaugebiet arbeitet, dann ist man meistens auch nur auf das Weinanbaugebiet spezialisiert. Viele Touristen, welche dann natürlich auch die Weine aus der Region trinken möchten – ich kenne es selber aus meinen Urlauben. Der Wein schmeckt meistens besser in dem Anbaugebiet, eventuell sogar in dem Weinberg selber, als ab und an zuhause. (Grinsen)

Der Vorteil jetzt in Hamburg oder in Nicht-Weinanbaugebieten ist, dass man nicht nur auf ein Weinanbaugebiet spezialisiert ist, sondern auf eine größere, internationale Auswahl.

Ausstattung in der wineBANK Hamburg. Foto: Carola Faber
Ausstattung in der wineBANK Hamburg. Foto: Carola Faber

Hast Du mit Wettbewerben abgeschlossen oder geht es weiter?

Die Wettbewerbe haben mich sehr weit nach vorne gebracht. Nicht nur vom Networken her, sondern auch vom Wissen. 

Die Weinwelt entwickelt sich täglich weiter und durch die Wettbewerbe ist man eigentlich immer auf dem neuesten Stand.

Aktuell bin ich noch unsicher, ob ich zukünftig teilnehme, da auch die Vorbereitungszeit nicht zu unterschätzen ist. Auch wenn es unglaublich viel Spaß macht. Ich kann es nur jedem empfehlen, so kann man auch selber besser einschätzen, auf welchem Wissensstand man sich befindet.

Wie bereitest Du dich vor? Wie viele Stunden lernst du täglich?

Für eine Vorbereitung gehört für mich die tägliche Wiederholung dazu. Ich habe selbstgeschriebene Karteikarten, mit denen ich lerne, aber ich lese auch Fachzeitschriften, um zu schauen, was so Neues in der Weinwelt passiert.

In der Regel fange ich drei Monate vorher an zu lernen und dann aber auch im Schnitt zwei bis drei Stunden täglich.

Du hast Dich längst als Clubmanagerin der Hamburger wineBANK etabliert. Was ist unter einer wineBANK zu verstehen?

Die wineBANK selber ist ein Franchiseunternehmen und wurde im Jahr 2009 vom Weingut Balthasar Ress im Rheingau gegründet.

Wir sind die zweite wineBANK, die eröffnet worden ist. Inzwischen haben wir knapp 20 wineBANKs weltweit. Wenn man in einer wineBANK Mitglied ist, hat man auch Zutritt zu allen anderen wineBANKs und das 24/7.

Bei uns in Hamburg ist es so, dass wir einen beheizten Raum haben, wo die Mitglieder sitzen und ihre Weine genießen können, und einen gekühlten Bereich, wo die Weine bei perfekter Temperatur lagern.

Was die wineBANK in Hamburg noch ausmacht: Wir haben Dienstag bis Sonnabend von 16 bis 23 Uhr Service mit einer Speisekarte und einer Weinkarte mit über 1200 Positionen.

Wie häufig finden Veranstaltungen statt?

Wir haben im Schnitt sechs bis acht Veranstaltungen monatlich, an denen unsere Mitglieder kostenlos teilnehmen können oder durch ein kleines Gedeckgeld.

Jeden Donnerstag haben wir Afterwork von 17 bis 19 Uhr. Ein bis zweimal im Monat ist ein Winzer zu Besuch und jeden dritten Dienstag findet der Roundtable statt. Das ist ein Stammtisch von Mitgliedern für Mitglieder. Wir bieten viermal jährlich wineACADEMYs an. Es gibt unter anderem wineVERTICALs, drei Weine in 60 Minuten, Kabi-Partys, Bordeaux-Arrivage… Wie du merkst, sprudeln wir voller Ideen, die wir auch umsetzen können, da unsere Mitglieder genauso viel Spaß an dem Event haben, wie wir in der Umsetzung.

Katharina Iglesias: Donnerstag haben wir Afterwork von 17 bis 19 Uhr. Foto: Carola Faber
Katharina Iglesias: Donnerstag haben wir Afterwork von 17 bis 19 Uhr. Foto: Carola Faber

Wie viele Weine stehen bei Dir auf der Karte?

Wir haben im Schnitt 1200 Positionen. Es ist eine ständig wechselnde Weinkarte, die immer weiter ausgebaut wird. Als ich hier angefangen hatte, hatten wir rund 600 Weine auf der Karte. Es bringt einfach so unglaublich viel Spaß, die Weinkarte weiterzuentwickeln. Nicht nur ich habe Spaß, sondern auch unsere Mitglieder freuen sich immer wieder darüber, wie viel Tiefe wir in der Weinkarte haben, nicht nur von den Ländern und Regionen, sondern zum Teil durch die jeweiligen Jahrgänge.

Mein ältester Riesling ist ein 1996 Riesling Forster Kirchenstück, Weingut Bürklin-Wolf aus der Pfalz.

Nach welchen Gesichtspunkten wählst Du die Weine für die Karte aus?

Das suche ich nach dem Geschmack aus. Ein Sommelier kann seine Weine gut verkaufen, wenn er sie selber gerne trinkt und auch dahintersteht.

Das Gute hier in der wineBANK ist, dass die Mitglieder auch ihre eigenen Weine hier lagern und diese bei uns trinken können. Du zahlst also deine monatliche Mitgliedschaft nicht nur für die perfekte Weinlagerung und den Weingenuss, sondern auch für die Veranstaltungen und die große Weinkarte mit einer spannenden Kalkulation, sodass das Weintrinken nochmal mehr Spaß macht.

Was ist das Schönste am Beruf der Sommelière?

Wein verbindet Menschen miteinander, alle Altersgruppen, alle Typen Menschen. Schön zu sehen ist, dass einfach nur der Wein im Vordergrund steht und sich am Tisch darüber ausgetauscht wird.

Wir haben hier viele Blindverkostungen, so dass es auch nicht wichtig ist, ob wir jetzt einen namhaften Winzer im Glas haben oder nicht, die Qualität muss einfach stimmen und überzeugen. Das gefällt mir am besten an meinem Beruf.

Hast du einen Lieblingswein?

Bei mir ist es stimmungsabhängig, ob ich Lust habe auf einen jungen oder gereiften Riesling, einen Chardonnay aus dem Burgund oder lieber aus Kalifornien oder doch eher auf einen Rotwein. Ebenso ist es bei mir aber auch immer wichtig, mit wem ich Wein genieße.  Es gibt Freunde, mit denen ich lieber einen Ortswein und es gibt Freunde, mit denen ich lieber einen Lagenwein trinke, weil sie daran mehr Spaß haben. Die Gesellschaft entscheidet auch immer mit, auf was für einen Wein man in dem Moment Lust hat.

Fotos: Carola Faber

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