Foodie

Hotel Rungholt: Genusskunst zwischen Watt und offener See

„Benannt wurde das Hotel Rungholt nach der gleichnamigen Stadt, die bei Nordstrand lag und so etwas wie das Atlantis des Nordens ist: Im Januar 1362 soll Rungholt in der Marcellusflut untergegangen sein, die damals 100.000 Menschen das Leben kostete. Erst in den 20ern und 30ern des letzten Jahrhunderts gab das Watt Überreste der Siedlung frei, womit deren Existenz final bewiesen war“, berichtet Dirk Erdmann, Inhaber vom Hotel Rungholt.  

Zwischen Watt und offener See wird im Restaurant vom Hotel Rungholt weit mehr als feine Küche geboten: große Ausblicke, ehrliche Aromen und ein sehr aufmerksamer Service. Küchenchef Frank Zink und Restaurantleiter Steffen Hansen sorgen gemeinsam für Genuss mit Haltung – aufmerksam, herzlich, individuell.

Lust zum Kochen

Frank Zink kocht seit über 25 Jahren auf der Insel, davon fungierte er acht Jahre als Souschef von Johannes King. Sein Stil ist klar, geradlinig, ehrlich und produktbezogen. „Meist verwende ich ein Hauptprodukt mit zwei bis drei Zutaten, möglichst regional – doch auch mal isländischer Kabeljau darf auf den Teller. Ich habe einfach Lust, zu kochen“, sagt der leidenschaftliche Küchenchef. Mit Thementagen bringt er Abwechslung in den Speiseplan: von gutbürgerlicher Küche über Tapasabende bis zum Fine Dining ist der Ideenreichtum vielfältig.

Lachstatar vom Label Rouge. Foto: Carola Faber
Lachstatar vom Label Rouge. Foto: Carola Faber

Ein Gourmetabend beginnt mit feinstem Lachstatar vom Label Rouge – zart, frisch, mit einem Hauch von Meersalz und der belebenden Würze eingelegter Salzzitrone. Dazu junger Spargel und seltene Geigenköpfe (Fiddleheads), die mit ihrer nussig-grünen Note eine fast waldige Eleganz ins Spiel bringen.

Ein Sauvignon Blanc 2023 vom Weingut Dr. Wehrheim wirkt zu der eleganten Speise wie ein Frühsommermorgen – Stachelbeere, Cassis, Limette und weiße Blüten tänzeln in der Nase. Am Gaumen ist Saftigkeit mit feiner Exotik von Mango und Kiwi zu vernehmen. Die lebendige Säure bringt Schwung, ohne zu drängeln – ein perfekter, eleganter Begleiter für dieses filigrane Gericht.

Eine klare Waldpilzessenz, tief und erdig, trifft auf zart schmelzende, perfekt zubereitete Grießklößchen und feinen Lauch. Zu diesem intensiven Gericht, das an einen Spaziergang im Wald erinnert, reicht Steffen Hansen einen 2023er „Einer für Immer“ vom Weingut Hofmann. Die ausgewogene Cuvée aus Grau- und Weißburgunder duftet dezent nach Stachelbeere, grünem Apfel und Zitrus. Eine eigene Kreation vom Hotel Rungholt: frisch und charmant.

Fein geschichteter Kartoffelbaumkuchen trifft auf geschmorten Sellerie, zarte Mairitterlinge und Artischocke – ein vegetarisches Frühlingsgericht mit Tiefe und Struktur. Die erdige Süße der Knollen und die feine Bitterkeit der Artischocke ergänzen sich ideal mit dem 2022er Gamlitz Sauvignon Blanc vom Weingut Sattlerhof. Der Wein duftet nach Stachelbeere, Birne und grünen Kräutern, zeigt am Gaumen Frische, Eleganz und eine salzige Mineralität. Auch bei diesem fein ausbalancierten Pairing zeigt Steffen Hansen wieder sein Gespür für eine perfekte Weinbegleitung.

Kartoffelbaumkuchen trifft auf geschmorten Sellerie. Foto: Carola Faber
Kartoffelbaumkuchen trifft auf geschmorten Sellerie. Foto: Carola Faber

Nordische Klarheit

Zart, fast buttrig schmelzend präsentieren sich die Seeteufelbäckchen – eine Delikatesse, deren feine Struktur und aromatische Tiefe im Bouillabaissefond voll zur Geltung kommen. Begleitet von Sylter Muscheln entfaltet sich ein maritimes Geschmacksbild, das an die Mittelmeerküsten denken lässt, jedoch mit nordischer Klarheit interpretiert ist. Dazu der Grauburgunder RS vom Weingut Salwey: goldgelb im Glas, duftet nach Speckbirne, Boskop-Schale und einem Hauch Croissant. Die saftige Textur, feine Würze und dezent rauchige Note harmonieren perfekt mit der Dichte und Eleganz der Bäckchen. Ein Gericht, das Kraft und Raffinesse gleichermaßen zeigt.

Die Pluma vom Ibérico, fein marmoriert und mit ihrer charakteristischen Nussigkeit, trifft hier auf eine milde Knoblauchjus, die eher schmeichelt als dominiert. Ein Gericht, das mit subtiler Tiefe und warmen Röstaromen spielt – und damit die Bühne bereitet für einen besonderen Wein: den La Solana 2019 vom Weingut Suertes del Marqués auf Teneriffa.

Aus bis zu 150 Jahre alten Listán-Negro-Reben, gewachsen auf vulkanischen Böden, bringt dieser Wein eine eindrucksvolle Spannung mit. Fruchtige Noten, mineralische Tiefe, ultrafeine Tannine – und eine kühle Säure, die sich elegant mit dem Fett des Fleisches verbindet. Der Rauch des Vulkans trifft auf das Feuer der iberischen Küche – kraftvoll, fein sowie durch und durch harmonisch.


Informationen:

www.hotel-rungholt.de

www.privathotels-sylt.de

Fotos: Carola Faber

Teilen: