Im Hinterland der Küstenstädte Alta und Lakselv erstreckt sich über 22.000 Quadratkilometer die Finnmarksvidda, das imposante Land der nördlichen Samen und ihrer Rentierherden. Hier auf dem Hochplateau, der klimatisch kältesten Region Nordnorwegens, warten exklusive Erlebnisse wie Schneemobilfahren, leckere Lunchs in typischen Berg-Lodges und Sami-Lifestyle.
Nach einer halben Stunde Fahrt von Alta Richtung Süden ist man schon mittendrin in der Finnmarksvidda. Die Region liegt zwischen 300 und 500 Meter über dem Meeresspiegel und vollständig nördlich des Polarkreises. Sie wird wegen ihrer Größe und Weite mit Sibirien verglichen, eine Tundra-Landschaft mit Mooren, Seen, bewachsen von Birkenwäldern und kleinen Kiefern. Im langen Winter von Oktober bis Mai herrschen hier ideale Bedingungen für typisch norwegische Wintererlebnisse. Historische Raststationen der nomadischen Sami, die mit ihren großen Herden auf dem Weg ins Winterquartier beziehungsweise ins Sommerquartier an der Küste durch das Gebiet ziehen, werden dank innovativer neuer Unternehmen zu attraktiven touristischen Zielen.
Arktische Winterlandschaft und cosy Lodges
Ein solches Erfolgsunternehmen ist Æventyr, welches seit 2017 von Einheimischen, die aus dem Süden Norwegens in die Heimat zurückkehrten, in Nordnorwegen agiert. Es betreibt die schöne Gargia Lodge, die neben gemütlicher Unterkunft und lokalen Speisen in zünftigen Holzhütten romantisch-prickelnde Outdoor-Aktivitäten, allem voran zweistündige Schneemobilausflüge in das schneebedeckte Hochplateau bieten. Ausgestattet mit leihbaren Thermo-Anzügen, Handschuhen, Winterstiefeln und Helmen über den eigenen Wollpullovern und der Fleece-Unterwäsche verbringen wir mit den unbeschwerten, fürsorglich-aufmerksamen Guides, Marion und Jonathan, ausgelassene Stunden in der zauberhaften Schneelandschaft. Nach dem kleinen Winterausflug genießen wir im 1950er Jahre Retro-Ausstattung designten Gemeinschaftsraum der großen Hütte köstlichen „Baccalau-Eintopf“ (Klippfisch-Kabeljau) mit Sourcream-Top.
Klassische Sweets – „Kanelsnurr“
Den Nachtisch, hausgemachte Zimtschnecken, ein skandinavischer Klassiker (in Norwegen „Kanelsnurr“), serviert uns dann Maj-Lis Klingan im Restaurant-Café der Suolovuopmi Mountain Lodge, einer historischen aus dem 18. Jahrhundert stammenden Raststätte für samische Rentierherdenführer. May-Lis führt die von ihren Eltern in den 1960er Jahren wieder auf- und umgebaute große Lodge mit Restaurant- und Cafébetrieb, deren Saal museal mit historischen Gerätschaften für Küche und Hauswirtschaft, mit Handarbeiten, von Stickerei zu Weberei, eine besondere Atmosphäre kreiert, weiter. Heute dominiert der hippe Vintage-Stil.

Die perfekten Zimtschnecken sind nach dem Hausrezept der Mutter gebacken, der frisch aufgebrühte Kräutertee stammt aus heimischen Kräutern, die die Dame des Hauses im Küchengarten selbst anbaut und dann trocknet. Fisch kommt einzig direkt aus lokalen Gewässern auf den Tisch und Fleisch stammt von lokalen Produzenten.
Rentierfleisch in vielen Varianten
Maze, das kleine Sami-Dorf mit 200 Einwohnern liegt nur 70 Kilometer südlich von Alta am berühmten Maze-Alta-Fluss. Hier betreibt die Familie von Rentierherdenbesitzern Generationsübergreifend das Rentier-Safari-Unternehmen Čávžo Safari und Beskades Rein, Rentierfleischproduzent und Verkostung von Rentier Fleisch in allen köstlichen Varianten.
Johan Eira und seine Tochter Risten empfangen uns im schönsten Outfit, dem Gákti (samische Tracht) im geräumigen traditionellen Sami-Zelt mit der Feuerstelle in der Mitte und verkosten Rentierfleischhäppchen auf Sami-Fladenbrot, die gekochte Zunge vom Rentier mit Moltebeeren-Marmelade (Maulbeere) ist der Hit, dazu passt der rote Beerensaft (Preisel- und Blaubeere).
Wir erfahren Aktuelles, denn gerade ist die letzte Etappe der Überführung der Rentiere – eine Entfernung von 120 Kilometern – ins Winterquartier abgeschlossen. Und wir hören Geschichten über das alte und neue moderne Leben der Sami, bei dem trotz gehöriger Dosis an männlichem Gehabe doch die Frauen das Heft in der Hand haben. Nicht zuletzt, weil sie eigene Rentiere besitzen. Jedes Tier lässt sich durch eine festgelegte Markierung am Ohr zuordnen.
Rentier mit dem Lasso fangen
Aslak Sokki, Besitzer einer großen Rentierherde und mächtige Stimme in der Sami-Community der kleinen Ortschaft Kautokeno (nah an der finnischen Grenze) ist eine Type für sich. Fragen nach der Größe der Herde sind unangebracht. Gleich zur Begrüßung am Lagerplatz, sie erfolgt selbstverständlich einzig in Samischer Sprache, ist klar, hier bei Sokki Adventure wird Tacheles geredet und Besucher werden sprachlich, kulturell und beim Mitmachen gefordert.

So schlüpfen wir in die Rolle der Rentierhirten, treiben eine kleine Herde von einem umzäunten Bereich in einen anderen. Dann muss jeder ein Rentier mit dem Lasso einfangen, ans Halfter legen und anbinden. Allein das Lasso vorzubereiten, zwölf Schlingen in der rechten Hand zu legen und links genügend Spielraum zu behalten, um beim Wurf über das Geweih der teils sehr schlauen Tiere eine Chance zu haben, ist kein leichtes Unterfangen.
Auch dann beim Rentierschlittenrennen, sich beim Galopp kniend zu halten, ein Fuß auf der Kufe, eine Hand am Zügel, die andere in der einfachen Schlaufe auf dem Holzschlittenrücken, ist viel Fun und ein wirklich schönes Abenteuer.
Kautokeino Rein – Delikatessen vom Rentier
Im Zentrum Kautokeinos betreiben Aslaks Schwester Anna Kristine und ihr Ehemann Per Anders Bongo die hochprämierte Rentiermetzgerei Kautokeino Rein, die einzig Tiere aus der familiären Rentierzucht verarbeitet. Schon 2016 heimste Anders Bongo für seine hochwertigen, ökologischen, nachhaltigen Produkte den ersten Preis in Nordnorwegen ein (30.000 NOK Preisgeld). Die Rentiere grasen frei in der Natur, was dem Fleisch seinen außerordentlichen Geschmack und höchste Qualität verleiht. Räuchern und Trocknen von Rentierfleisch gehört zur Tradition der Sami. Fleisch von Rücken und Schultern wird über offener Flamme im Lavvu geräuchert oder wird an der frischen Luft auf der Hochebene getrocknet.
Wir probieren die absolute Delikatesse: Fjellgull („Berggold“) getrocknetes Rentierherz, das Fleisch wird erst zu Hack verarbeitet und dann getrocknet. Auch hier zählte Kautokeino Rein 2018 zu den Finalisten in Nordnorwegen. Sehr lecker ist auch gerollter Rentier Aufschnitt, der im Ofen gebraten wird.
Wir haben die großartige Gastfreundschaft und exzellente Bewirtung genossen und auch etwas gelernt: „Mannet dearvan” –„auf Wiedersehen”!
Informationen:
Visit Norway: www.visitnorway.com
Nordnorwegen: www.nordnorge.com
Æventyr: www.aeventyr.no
Čávžo Safari: www.cavzo.no/?lang=en
Sokki Adventure: www.facebook.com/sokkiadventure
Fotos: Ellen Spielmann, Rjan Bertelsen, Maria Louise Somby, www.nordnorge.com