Stolz steht wenig später der gebürtige Römer Luca Vitiello vor dem bekanntesten der drei Weinberge des Gutes, den Weinberg Bertinga: 2015 erwarben zwei visionäre Weinkenner, die seit 1994 im internationalen Weingeschäft tätigen, quasi italianisierten Russen Maxim Kashirin und Anatoy Korneev, aus tiefer Passion und Leidenschaft für die Toskana diesen Weinberg in optimaler Lage und mit erstklassigen Böden vom alteingesessenen, hochrenommierten Castello di Ama, dessen Silhouette vom Weinbergrain erkennt. Es ist das Terroir, die Alberese-Böden, vor 50 Millionen Jahren im Eozän entstandenes kalkreiches Sedimentgestein, die die anerkannte Basis für das Beste in der internationalen Weinherstellung bieten. Benannt ist der Bertinga-Weinberg wohl nach einem Langobarden aus dem 6. Jahrhundert, einem Berto. Er ist in fünf Parzellen aufgeteilt, deren Trauben entsprechend separat vinifiziert werden.
Und: Hier, im Herzen des Chianti Classico-Gebietes, kamen schon 2016 die zwei Weinberge Vertine und Adine hinzu. Auf letzteren, etwas schwerer als die Dorfbar von Lecchi zu findenden „Terrassen” von Adine, steht nun der nahezu fertiggestellte, perfekt in die Landschaft eingepasste neue Weinkeller in 540 Metern Höhe. Besucher wird man hier eher wenige antreffen – hier soll in Zukunft vor allem exzellenter Wein produziert werden, aus den rigoros ausgewählten Spitzenrebsorten Sangiovese und Merlot. An einen Besucherservice ist eher nicht gedacht, aber ein mit Umsicht geplanter, lichtdurchfluteter Degustationsraum ist natürlich dennoch selbstverständlich vorhanden.
Ein Faktor für den grandiosen Erfolg dieses erst seit einer Dekade existierenden Gutes und seiner Weltklasseweine ist natürlich das Bertinga-Team samt seinem etablierten Bertinga-Stil unter dem lateinischen Wahlspruch „Ad Maiora” – „Zu Größerem, Besserem!”

Dafür stehen Gutsdirektor Luca Vitiello, der zuvor schon im Brunello-Mekka Montalcino höchst erfolgreich wirkte und die Philosophie des Hauses erklärt: Der Bertinga-Stil bedeutet die Abkehr von der Chianti-Classico-Nomenklatura hin zu Terroir-Rotweinen der Extraklasse, aber ohne Qualitätssiegel: „Der Chianti Classico ist eine ganze Palette von exzellenten Produkten, aber unsere Weinberge verlangten nach einem anderen Interpretationsstil. Hoch, einsam im Wald und an steilen Hängen gelegen … unter diesen extremen geografischen Bedingungen war es fast natürlich, nach einem neuen Weg zu suchen.“ Und: „Es sind helle, kompakte und `kalte` Böden, auf denen Sangiovese und Merlot ihr Bestes geben!“ Ihm zur Seite stehen Agronomen, die Weinberg- und Kellercrew um Direktorin Elisa Ascani und der international renommierte Wein-Consultant und Winemaker Stéphane Derenoncourt! Alle Weine werden biologisch gepflegt, die Trauben vorsichtig und doppelt ausgewählt in 10-Kilogramm-Kisten per Hand gelesen.
Bevor nun aber die zauberhaften Wunderformeln für die Spitzenweine von Bertinga diskutiert werden, gelangt zur Eröffnung der Degustation erst einmal der 2019 als Sortimenterweiterung eingeführte „Bertinga La Porta di Vertine Chianti Classico DOCG 2021” ins Glas. 7000 bis 8000 Flaschen werden von diesem Sangiovese-Wein, dessen Reben auf der Hektar Kalkböden eines einzigen Weinbergs gedeihen, jährlich abgefüllt. Nach der Lagerung in Zement folgen ein Jahr Reifung in großen Fässern aus österreichischer Eiche und weitere Reifung in der Flasche. Das Ergebnis ist ein vorzüglicher, gut trinkbarer Top-Wein. Dann folgt der leicht herbe Zweitwein des Hauses, der „Bertinga Sassi Chiusi Toscana IGT 2019”, mit 14 Prozent Alkoholgehalt, aber aus 85 Prozent Sangiovese und 15 Prozent Merlot hergestellt. Mit dem Bertinga IGT Toscana 2017 steht dann schon ein erster Klassiker, der Symbolwein des Hauses an: Der Bertinga IGT Toscana 2019 ist ein paritätischer Blend aus Sangiovese (50 Prozent) und Merlot (50 Prozent) mit fulminanter granatroter Farbe, von dessen 2017er Edition gerade einmal 12.295 Flaschen, dazu 336 Magnum und 50 Jeroboam, abgefüllt wurden. Der Sangiovese lagerte 28 Monate in 2500-l-Fässern, der Merlot in österreichischen Eichen-Tonneaux (500 l) und -Barriques (nur 10 Prozent neue Fässer).

Der Bertinga 2017 imponiert mit reichen Noten von kleinen roten und schwarzen Waldbeeren und reifen Früchten, durch Gewürz-Nuancen und einem raffinierten Finale: frisch und lang anhaltend! Er besitzt eine tanninreiche Textur, ist im Detail ausbalanciert, ein Wunder auf der Zunge und ein echter Botschafter des Terroirs. Er passt zu Steinpilzen, deftigen Polenta- und Nudelgerichten, aber auch zu Wild. Wie von jedem Jahrgangswein wandert ein Teil des Bertinga 2017 direkt in die neue hauseigene „Wine Library”. Zurecht, den dieser wegen der Lage und Höhe der Weinberge trotzdem sehr gute Wein des ansonsten im Chianti eher als „Problemjahrgang” angesehen Jahres 2017 ist spitze! Und der 2017er Bertinga IGT Toscana wurde schon mit 94 Punkten bewertet.
Es folgt ein reinsortiger „Supertoskaner”: der Bertinga „Punta di Adine Toscana IGT 2017” (100 Prozent Sangiovese), dessen Trauben von einer einzigen Parzelle stammen (Punta di Adine) und der 18 Monate im Fass lagerte, ehe fünf weitere Jahre auf der Flasche warteten. Und dann ist es soweit: Angesagt ist nun der grandiose, nur in den besonderen Weinjahren 2015, 2016, 2019 und zuletzt 2020 produzierte „Volta di Bertinga Toscana IGT”, ein reiner Weltklasse-Merlot, dessen 2016er Edition bereits 2021 vom Gambero Rosso zum italienischen Merlot des Jahres gekürt wurde. 2022 gelang dem 2019er Volta di Bertinga dann sogar auf einer Vorab-Blindverkostung in den USA gegen weltweit 18 Spitzen-Merlots die Adelung: Er errang Platz 1, noch vor den absoluten Renomée-Namen wie Petrus, Le Pin, L’Eglise-Clinet, St. Emilion vom Chateau Angélus oder den Top-Italienern Masseto, L’Apparita vom Castello di Ama, La Ricolma von San Giusto a Rentennano oder Redigaffi von Tua Rita! Ganz nebenbei erreichte er bei James Suckling 99 Punkte (!), damit Rang 3 der Top-100-Weine Italiens und Rang 27 der Top-100-Weine weltweit!
Wir kommen in den Genuss einer kleinen Vertikale der Jahrgänge 2015, 2019 und zum Abschluss 2016, die Fans von Bertinga nun auch dank der Bertinga-Spezialedition „COLLECTION MMXX!!!” in schwarzer Schmuckbox selbst daheim durchführen können. Und Luca Vitiello erklärt: „Alle unsere Weine sind perfekt trinkreif, wenn sie den Keller verlassen. Uns gefällt der Gedanke, dass der Verbraucher sie sofort genießen kann. Das ändert jedoch nichts an der Langlebigkeit des Bertinga.“
Informationen:
Soc. Agricola Bertinga S.r.l.: www.bertinga.it
Fotos: Bertinga