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Abenteuerland der Großen Seen

Die Wanderung beginnt in Seghebbia, einem idyllischen Ort in der Gemeinde Val Rezzo. Von hier aus führt ein Teilstück des berühmten Sentiero delle 4 Valli weiter durch die reizvolle Berglandschaft mit dichten Wäldern, plätschernden Wasserfällen und Panoramablicken. Der originale, etwa 50 Kilometer lange Wanderweg verbindet die beiden italienischen Seen Lago di Como und Lago di Lugano und schlängelt sich durch vier malerische Täler: Val Sanagra, Val Cavargna, Val Rezzo und schließlich das Val Solda. Jedes dieser Täler ist geprägt von einzigartigen Landschaften, kulturellen Besonderheiten und historischen Spuren, die Wanderer auf ihrem Weg begleiten und in Staunen versetzen.

Während der Wanderung: einmalige Ausblicke! Foto: Carola Faber
Während der Wanderung: einmalige Ausblicke! Foto: Carola Faber

Ein besonderes Highlight entlang dieser Route ist die kleine, freskenverzierte Wallfahrtsstätte San Lucio, die an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz liegt. Seit Jahrhunderten dient dieser Ort als Treffpunkt für Pilger und Reisende und vermittelt eine Atmosphäre, die tief berührt. Direkt neben der Wallfahrtsstätte befindet sich eine ehemalige Kaserne der italienischen Finanzbehörde, die heute als Schutzhütte Wanderern eine Rastmöglichkeit bietet. Früher wurden diese Kasernen als Grenzposten genutzt, da die Region ein Zentrum für Schmuggler war. Heute jedoch laden sie zum Verweilen ein, und man kann die Ruhe der Berge in vollen Zügen genießen.

Auf dem Rückweg verläuft der Wanderpfad über den Bergrücken in Richtung Cima Fiorina, einem reizvollen Gratweg mit spektakulären Ausblicken auf die umliegende Landschaft. Nach einer Weile erreichen Wanderer die Alpe Colmine und steigen anschließend zurück nach Seghebbia ab. Diese kleinere Rundtour von rund sieben Kilometern und 450 Höhenmetern führt durch eine abwechslungsreiche Berglandschaft und ermöglicht es, Natur und Geschichte dieser Region intensiv zu erleben. „Früher überquerten Schmuggler die Grenze zwischen Italien und der Schweiz, um Waren – oft Zigaretten – ins Land zu bringen. Dafür trugen sie die Bricolla, einen kleinen Rucksack, der mit geschmuggelter Ware gefüllt war. Auf ihrem Weg mussten die Schmuggler die Ramina, den alten Grenzzaun, überwinden, der über die Jahrhunderte die Grenze zwischen beiden Ländern markierte. Heute erinnern daran noch die Überreste des Zauns“, berichtet Wanderführerin Francesca Mai.

Kurze Verschnaufpause und die Natur bewundern. Foto: Carola Faber
Kurze Verschnaufpause und die Natur bewundern. Foto: Carola Faber

Ein weiteres historisches Relikt entlang der Route ist die Puiat, eine alte Kohlengrube, wie sie früher zur Holzkohleproduktion genutzt wurde. In diesen Gruben wurde Buchenholz zu Holzkohle verarbeitet, indem man es in sorgfältig geschichteten und mit Moos und Zweigen bedeckten Haufen über mehrere Tage langsam brennen ließ. Diese Methode der Kohlegewinnung war typisch für die Region und bot den Bewohnern einen wichtigen Rohstoff.

Der Sentiero delle 4 Valli ist weit mehr als nur ein Wanderweg. Er bietet eine faszinierende Zeitreise durch die Geschichte und eine einzigartige kulturelle Erfahrung. Mit jedem Schritt offenbart sich die enge Verbindung von Natur und Geschichte und ermöglicht ein tiefes Verständnis für das Gebiet und seine Vergangenheit.

Rastplatz in der Natur. Foto: Carola Faber
Rastplatz in der Natur. Foto: Carola Faber

Auf Schienen durch spektakuläre Landschaften 

Die Centovalli-Bahn schlängelt sich durch die spektakuläre Landschaft der „hundert Täler“ (italienisch: Centovalli). Sie verbindet die Schweizer Stadt Locarno mit Domodossola in Italien und führt dabei durch dichte Wälder, tiefe Schluchten und über zahlreiche Brücken, die atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Täler und Berge bieten.

Die etwa zweistündige Fahrt ist ein Erlebnis für Natur- und Eisenbahnfans gleichermaßen. Vorbei an idyllischen Dörfern und Wasserfällen ermöglicht die Fahrt in der Schmalspurbahn Einblicke in unberührte Regionen und lädt zur Entdeckung traditioneller Lebensweisen ein.

Ein Ausstieg in Santa Maria Maggiore im zauberhaften Val Vigezzo, auch bekannt als das „Tal der Maler“. Lohnt unbedingt. Das malerische Tal hat im Lauf der Zeit viele talentierte Landschafts- und Porträtmaler hervorgebracht. So können Besucher in der renommierten Kunstschule Scuola Rossetti Valentini in die Geschichte dieser Künstler, die das Tal und seine Menschen auf Leinwand verewigt haben, eintauchen. Ebenfalls sehenswert ist das einzigartige Schornsteinfegermuseum, das Museo dello Spazzacamino, wo sich jährlich rund 1600 Schornsteinfeger treffen. Und da Giovanni Paolo Feminis und Giovanni Maria Farina, der Erfinder und der erste Produzent des weltberühmten Kölnischen Wassers, aus dem Valle Vigezzo stammen, wurde ihnen die Casa del Profumo gewidmet, wo man seine Sinne mit den Düften des Tals verzaubern kann.

Immer wieder fantastische Ausblicke! Foto: Carola Faber
Immer wieder fantastische Ausblicke! Foto: Carola Faber

Größtes Wildnisgebiet der Alpen

Einzigartige Erlebnisse bietet eine Wanderung im Val Grande Nationalpark, oberhalb des Lago Maggiore. Als das größte Wildnisgebiet der Alpen bekannt, bietet der Nationalpark eine faszinierende Landschaft, die durch ihre ursprünglichen Biotope und den Mangel an touristischer Infrastruktur besticht. Hier sind die Wege oft schmal und wenig ausgebaut, sodass Wanderer ein Gefühl echter Abgeschiedenheit und unberührter Natur erleben. „Wir haben hier einen Bären und Wölfe. Wer genau hinschaut, kann die Spuren entdecken“, verrät Wanderführerin Susanne Mayer.

Die Trekking-Routen führen durch tiefe Wälder, entlang klarer Gebirgsbäche und vorbei an steilen Felswänden, die immer wieder atemberaubende Ausblicke auf das alpine Panorama und zugleich auf den malerischen Lago Maggiore freigeben. Wer hier wandert, taucht ein in eine stille, wilde Welt, die nur von der Natur geprägt ist und die Sinne auf eine besondere Weise anspricht. Der Val Grande Nationalpark ist ideal für Naturliebhaber, die Abenteuer und Ruhe suchen und die Alpen auf eine ursprünglichere Weise kennenlernen möchten.


Informationen:

Hotel Parco San Marco Porlezza: www.parco-san-marco.com

Ristorante Crotto dei Platani: www.crottodeiplatani.it

Osteria del Gallo Como, Hotel Miramonti: www.almiramonti.com/de/ristorante

Michelin Restaurant Eurossola: www.eurossola.com

Restaurant Elvezia Isola Bella: www.elvezia.it

Boutique Hotel Stresa: www.boutiquehotelstresa.com

Fotos: Carola Faber

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