80 Kilometer östlich von Salalah, der Hauptstadt von Omans südlicher Region Dhofar, liegt die 25.000-Einwohner-Hafenstadt Mirbat, deren Kern, das historische Mirbat, nur einige tausend Einwohner zählt. Sein Hafen mit aneinandergereiht ankernden, buntbemalten schaukelnden Fischerbooten und geschäftig den Fang verstauenden Fischern ist perfekter Startpunkt für die Exkursion in und um diesen legendären Ort, ehe Chefkoch Prakash Sundaram zum Weihrauchstraßendinner im Alila Hinu Bay Resort und zu Abalone-Muscheln, lädt.
Reiherschnabel-Mokka-Kannen
Mirbat bedeutet „Dort, wo man die Pferde anbindet“, wird aber häufig mit „Pferdemarkt“ übersetzt. Jahrhundertelang war Mirbat zentraler Exporthafen für Araberpferde, die von weither hierher gebracht wurden. Etwas weiter stehen Reste eines Wachtturms, vielleicht jenes Postens, um den am 19. Juli 1972 während des Dhofar-Aufstandes die Schlacht von Mirbat stattfand. Damals besiegten britische und omanische Truppen circa 250 Aufständische, die sich dem 1806 errichteten Fort von Mirbat näherten, in dem die Handvoll Briten saßen und wo einst der Wali, Repräsentant des Sultans, residierte.
Im Inneren lockt ein kleines Museum, 30 Kilometer entfernt kann man indes im ähnlichen Fort der Stadt Taqah tatsächlich die musealen Privatgemächer eines Wali bestaunen, samt handgeknüpften Teppichen, messingbeschlagenen Schnitzwerktruhen, bunt bestickten Kissen, chinesischem Porzellan, Reiherschnabel-Mokka-Kannen und mit Weihrauch parfümierten Kleidern. Taqah besitzt nun schmucke Resorts, dort öffnet bald das neue Wahrzeichen, die alles überragende Moschee.

Am Fort Mirbat fehlt indes das Gedenken an Sergeant Talaiasi Labalaba. Der Mann von den Fidschi-Inseln rettete 1972 die Briten, als er durch Sperrfeuer zur 25-Pfünder-Artillerie-Kanone rannte und diese allein erfolgreich gegen die Angreifer richtete. In England und am internationalen Flughafen Nadi auf den Fidschi-Inseln sind ihm Denkmäler gesetzt. Nicht verantwortlich war Labalaba für den Zustand des alten Souk, von dem Weihrauchkarawanen über Land starteten, und von Mirbats Altstadt: vernachlässigte historische Kaufmannshäuser im südjemenitischen Stil mit prägnanten Fenstern und Holztüren.
Anti Gravity Road Point
Einige dieser Gebäude mit Türmen und Zinnen sind noch bewohnt. Am Hauptplatz mit von stilisierten Weihrauchbrennern getragenem Tor und zuletzt vom Händler Bin Zedof bewohnt, prangt am Eckturm eines Palastes noch die Ritzzeichnung einer Dhau.
Nächste Attraktion ist der Anti Gravity Road Point, wo die Erdanziehung außer Kraft gesetzt scheint: Denn Autos rollen hier im Leerlauf bergauf. Die optische Täuschung lässt sich kein Tourist entgehen. Dann stehen im Wadi Hinna jahrhundertealte Baobabs, Affenbrotbäume, die den Besuch wert sind. Mit der höchsten Erhebung im Dhofar-Gebirge, dem per PKW erreichbaren 1800 Meter hohen Hochplateau des Jebel Samhan und der Felsnische der Hayur Cave warten dann die grandiose Aussicht auf das Weihrauchland und am zweiten Stopp das Küstenpanorama mit Mirbat.

Erholung bietet dann der Wadi Darbat mit grasenden Kamelherden, Seen und Wasserkaskaden, die sich während des Südwestmonsuns Khareef zu Wasserfällen wandeln. Hier lockt die Pause bei Kaffee und omanischen Honig-Snacks im Patria Café. Die perfekt restaurierte Anlage des antiken Weihrauchhafen Sumhuram ist dann der Höhepunkt. Dem Besuch der Museumsgalerie folgt die Bewunderung des Wracks des 1371 erbauten Seglers Sambuq-Al-Dhib an der versandenden Lagune Khor Rori, daneben wurde ein Nachbau des Seglers errichtet.
Durch das verwinkelt angelegte Eingangstor gelangt man schließlich ins Innere der Weihrauchmetropole mit Wohnhäusern, dem Stadtbrunnen, den Lagerräumen für Weihrauch, dem schmalen Südtor zum Hafen und den Ruinen des einstigen Tempels des Mondgottes Sin!
Weihrauchstraßen-Dinner
Spektakulär ist dann auch das unterm Sternenhimmel des Alila-Resort-Restaurants Orchard von Chef Prakash Sundaram aufgetischte Weihrauchstraßen-Dinner. Kulinarisch verbindet es die Endpunkte der Weihrauchstraße, Oman mit Italien. Mit einem Red Khareef, dem köstlich erfrischenden roten alkoholfreien Cocktail, starten wir die Vorab- Überraschung: frisch zubereitete, rare Abalone-Muscheln (Seeohren), die auch im Arabischen Meer leben, indes nur zehn Tage im Jahr geerntet werden dürfen. Ihr Marktpreis: bis 100 Rial (250 Euro) pro Kilo!
Daher wurde 2014 das Abalone-Zuchtfarm-Projekt gegründet und wird vom Alila Hinu Bay Resort unterstützt. Seit 2023 gibt es diese Farm-Abalone exklusiv nur hier – mit einem Tag Vorbestellung und bei 8 cm Größe noch nicht voll ausgewachsen (max. 15 cm), was vier Jahr braucht. 2026 werden Abalone aber die Karte des Orchard Restaurants zieren.

Dann starten wir mit einer türkischen Tarhana-Suppe mit sonnengetrocknetem, fermentiertem Gemüse, Kichererbsen und Joghurt, gefolgt vom Fattoush-Salat mit Kopfsalat, Baby-Rettich, Gurke, Zwiebeln, knuspriger Pita, Sumach und Granatapfel-Dressing. Als erster Hauptgang folgen mit Spinat und Ricotta gefüllte Ravioli in omanischer Paplou- (Fisch-)Sauce mit Shrimps und Kurkuma. Den Hauptakzent setzt dann Shuwa, Omans Nationalgericht: gewürztes Lammkarree mit Dattel und Nussfüllung, Mandi-Reis und Dakhus-Sauce, das in Bananenblätter eingewickelt historisch zwölf Stunden im Erdofen garte, heute aber von Prakash Sundaram in 120 Minuten zubereitet wird.
Wahlweise wird auch Imam Bayiladi, ein vegetarisches Gericht aus gefüllter Aubergine, Tomaten, Zwiebeln, Pfeffer, Olivenöl und Reis geordert. Zum Dessert locken warmer Schokoladenkuchen, die Früchteplatte oder sagenhaftes Weihrauch-Eis. Das wird nicht aus Weihrauch-Honig, sondern aus einer Infusion der Blüten des Weihrauchbaums gewonnen. Eine Delikatesse und Höhepunkt zum Abschluss des Aufenthalts im für seine Überraschungen berühmten Alila Hinu Bay Resort.
Informationen:
Alila Hinu Bay Resort: www.alilahotels.com/hinubay
Tourismus im Oman/Experience Oman: www.experienceoman.om
Oman Air: www.omanair.com/de_de
Fotos: Jürgen Sorges