Wer der Aphrodite-Felsen an der Südküste Zyperns in einer Vollmondnacht dreimal umrundet, wird mit ewiger Liebe belohnt. Der Legende nach soll die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde östlich von Paphos dem Schaum – griechisch „aphros“ – des Mittelmeeres entstiegen sein. Ihre Entstehung liest sich schauderlich: Die Tochter von Gaia, der Erde, und Uranos, dem Himmel, ist aus dem abgehackten und ins Meer geworfenen, aber unsterblichen Glied des Uranos entstanden, der vom eigenen Sohn entmannt worden war.
Die meisten Touristen kommen wegen der Strände, des fast immer guten Wetters und des reichen kulturellen Erbes auf die Insel am Schnittpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika – und einige auch wegen Aphrodite, die im römischen Pantheon Venus hieß. Seit 1974, als die Türkei zwei Fünftel des Staatsgebiets besetzte, ist Zypern eine getrennte Insel, mit Nikosia als der letzten zweigeteilten Hauptstadt der Welt. Es gibt nur zwei Jahreszeiten nach Sizilien und Sardinien drittgrößten Insel im Mittelmeer: Frühling und Sommer. Wenn hierzulande der Winter Einzug hält, ist Zypern noch grün und bewachsen.
Knapp 60 Kilometer östlich des Aphrodite-Felsens, in der Nähe der Hafenstadt Limassol, liegt das Parklane, a Luxury Collection Resort & Spa. Bekannt ist das Fünf-Sterne-Resort besonders in der Spa-Szene, da sich an dieser Stelel zuvor das Le Méridien Limassol befand. Umgeben von zehn Hektar subtropischer Landschaft und umsäumt von einem Privatstrand lockt es mit einem Postkartenblick auf das Mittelmeer. Die Einstiegskategorie der 222 Zimmer und 52 Suiten beginnt mit einer Fläche von 36 Quadratmetern. Guten Gegenwert fürs Geld bieten die sämtlich zum Meer ausgerichteten Zimmer mit bodentiefen Fenstern und Balkon oder Terrasse. Wer sich partout nicht einschränken mag, dürfte in einer der 18 Park Villen fündig werden, in denen es sich auf mindestens 160 Quadratmetern und teils mit eigenem Pool exquisit logieren lässt.
„Das Meer wäscht alle Übel ab“
Ein Markenzeichen des Resorts ist das Kalloni Spa. Benannt nach der Muse der Schönheit in der griechischen Mythologie, wurde Kalloni von Harrods Interiors – dem Designstudio des gleichnamigen Londoner Einkauftempels – entworfen. Es erstreckt sich über ein 3000 Quadratmeter großes Doppelhaus und zählt damit zu den größten Wellnesszentren auf Zypern. Es verfügt über 12 Behandlungsräume, drei Suiten – darunter zwei mit russischen Dampfbädern – sowie fünf Thalassotherapie-Pools.
Thalassa (griechisch für Meer) ist die Heilkunde von Meereswasser und seinen belebenden und mineralhaltigen Ingredienzen. „Das Meer wäscht alle Übel ab“, war schon der altgriechische Dichter Euripides überzeugt. Ob dies auch heute noch der Fall ist, lässt sich im Rahmen einer Thalassotherapie nachempfinden. In fünf Meerwasserbecken reicht sie vom Peeling und der Entgiftung der Haut bis zur Entspannung der Muskeln. In einem der Becken gleicht der Salzgehalt dem des Toten Meeres.
Eine weitere hydrotherapeutische Anwendung ist die als „Watsu“ bezeichnete Wasser-Shiatsu-Massage. Die Behandlung findet in 35 Grad warmem Meerwasser statt, dessen Auftrieb den Körper von der Schwerkraft entlastet. Die Behandlung erfolgt in Form von Mobilisierungs- und Dehnungsbewegungen, während gleichzeitig Druck- und Manipulationstechniken auf die Meridianlinien und -punkte des Körpers angewendet werden, um den Energiefluss im Körper zu fördern.
Unbedingt empfehlenswert ist das Signature Treatment namens „Kalloni Experience“. Hier stehen vier unterschiedliche Duftkerzen zur Wahl, die entgiftend, entspannend, energetisierend oder beruhigend wirken. Das warme Massageöl bewirkt, dass die Haut regeneriert und Spannungen abgebaut werden. Der Wechsel des angenehmen Duftes wird Sie auf eine intensive Sinnesreise mitnehmen. Unter den Händen von Sofia, zugedeckt mit einer herrlich fluffigen, im besten Sinn des Wortes federleichten Daunendecke und umgeben von einem betörenden Duft, schmilzt man förmlich dahin. Selbst Aphrodite hätte sich im Kalloni-Spa vermutlich wie neugeboren gefühlt.
Lamm-Koteletts mit Oliven, Auberginenkaviar und Pinienkernen
Gourmets kommen insbesondere im Restaurant LPM auf ihre Kosten. Die Geschichte dieses Konzepts französisch-mediterranen Konzepts „La Petite Maison“ begann vor über 30 Jahren als kleines Bistro im provenzalischen Stil in Nizza. Der ursprüngliche Besitzer, Arjun Waney, reiste immer wieder nach Südfrankreich und träumte davon, den Zauber von La Petite Maison auch außerhalb des Landes zu verbreiten, indem er es via Franchise rund um den Globus etablierte.
Heute gibt es LPM-Restaurants in Dubai, Abu Dhabi, Riad, London, Miami und Hongkong – und seit letztem Sommer auch an der Südküste Zyperns. Es liegt einen Steinwurf vom Strand entfernt, in den Gärten des Hotels, die an die französische Riviera erinnern und 100 Gästen Platz bieten. Innen ist es in gedeckten Tönen und modernen, minimalistischen Akzenten aus Holz und Marmor gehalten. Ein erster Blickfang ist die Austernbar mit Blick auf den Vorbereitungstresen.
Ob marinierte Lamm-Koteletts mit Oliven, Auberginenkaviar und Pinienkernen, gegrillter Chilean Seabass mit Chili und Zitronen-Confit oder Tenderloin Beef mit Harissa und Chimichurri-Sauce. Die Gerichte im LPM überzeugen gleichermaßen durch ihre ausgefeilten Kombinationen wie durch ihre handwerkliche Klasse. Der Autor dieser Zeilen ließ sich gar dazu verleiten, erstmals Burgunderschnecken zu verkosten. Erstklassig verfeinert mit Petersilie und Knoblauchbutter, machten die hauchzart gegarten Weichtiere jegliche bislang gehegten Vorbehalte zunichte. Perfekt in Szene gesetzt werden die edlen Speisen von einer ganzen Armada hoch aufmerksamer Servicemitarbeiter, die es an nichts mangeln lassen.
Die Weinkarte ist international bestückt. Wer ein gut gefülltes Konto sein Eigen nennt, darf sich sogar einem 10.000 Euro je Flasche kostenden Romanée Conti delektieren. Ein Vielfaches günstiger, aber durchaus respektabel sind die Weine vom Inselreich, zumal Zypern önologisch gleich mit zwei Superlativen aufwarten kann: Dort liegen nicht nur die höchstgelegenen Weinbergen Kontinentaleuropas. Mit Commandaria gedeiht dort auch der weltweit älteste Markenwein. Der honigsüße Dessertwein wächst in den nicht weit vom Resort entfernten südlichen Ausläufern des Troodos-Gebirges. Die Lese erfolgt, wenn die Trauben der Sorten Mavro (rot) und Xynisteri (weiß) mindestens 230 Gramm Zucker enthalten.
„Wir trinken Cyprier und küssen schöne Mädchen“, ließ Friedrich Schillers seinen Protagonisten schon 1782 im Trauerspiel „Die Verschwörung des Fiesco“ schwelgen. Vermutlich hatte er den Commandaria im Sinn. Jámas!
Informationen:
www.marriott.com/en-us/hotels/pfomd-parklane-a-luxury-collection-resort-and-spa-limassol/overview/
Fotos: Parklane Resort