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Das süße Sowa-Imperium

Den Reigen der Erlauchten auf diesem Walk of Fame, der eigentlich Bydgoska Aleja Autografów, Bydgoszczer Allee der Autographen heißt, führt eine Ehrenbürgerin der Stadt an: Es ist die polnische Leichtathletin, Olympiasiegerin und Weltrekordlerin Irena Szewińska. Auch Fußballfans müssen nicht lange nach einem ihrer Lieblinge suchen. Präsent ist kein Geringerer als Polens einstiger Weltstar Zbigniew „Zibi“ Boniek, der 1956 in Bydgoszcz das Licht der Welt erblickte.

Cukiernik, Konditor

Und dann findet sich hier schon seit 2007 neben Bodenplatten für Regisseure und verdiente Schauspieler auch ein gewisser Adam Sowa. Sein Beruf: Cukiernik, Konditor. Statt des am 12.3.1957 in Bydgoszcz geborenen Adam hätten hier auch sein Vater Feliks Sowa oder seiner Mutter Stanislawa diesen Ehrenplatz verdient. Denn die zwei gründeten 1946 in Bydgoszcz an der Ul. Pomorska unter schwierigsten Nachkriegsbedingungen eine erste Bäckerei, aus der später eine Konditorei werden sollte.

Auch die Fünfziger Jahre waren geprägt von Schwierigkeiten. Mangelwirtschaft, Rationierungen und die ewige Herausforderung, sich als selbständiges Geschäft in der kommunistischen Planwirtschaft zu behaupten. 1962 erhielt Feliks Sowa seinen Meisterbrief als Konditor, im gleichen Jahr wurden die ersten zwei Mitarbeiter eingestellt.

Bydgoszcz: zwischen Brda und Weichsel. Foto: Ellen Spielmann
Bydgoszcz: zwischen Brda und Weichsel. Foto: Ellen Spielmann

Die Eule expandiert

Heute sind es allein im 1998 eröffneten neuen Hauptquartier des Sowa-Imperiums an der Ul. Księdza Józefa Schulza 3 über 550 Mitarbeiter, die für steten Nachschub an ausgezeichneten Backwaren, Kuchen, Pralinen und Schokoladen sorgen. Insgesamt dürften nach Schätzungen bis zu 3000 Mitarbeiter für Sowa tätig sein.

Im Laden im Herzen der Altstadt, stapeln sich herrliche Torten und grandiose Pralinenberge, etwa aus Pistazien oder, in Form von knallroten Kussmündern, mit Maracuja. Genießer zieht es in die Weinbar im Keller. Direkt gegenüber an der Ul. Mostawa 4 hat Sowa ein dreistöckigen alten Stadthauskomplex aufwändig restauriert und schick umgebaut. Hier residiert seit 2007 das sehr gute Sowa Restaurant, in dem neben internationaler Küche vor allem Wert auf gepflegte polnische Küche nach Traditionsrezepten gelegt wird.

Direkt rechterhand nebenan öffnet zudem die Sowa-Eisdiele. Denn Sowa, der polnische Name bedeutet „Eule“, ist auch ein Meister der Eiszubereitung. 2014 belegte das Sowa-Team den dritten Platz bei der Coppa del Mondo della Gelateria, den Eisdielen-Weltmeisterschaften in Rimini/Italien. Und dass im Oktober 2019 Sowa-Mitarbeiterin Jownia Woszczyńska sogar Weltmeisterin bei den Weltmeisterschaften der Konditoren in Italien wurde, verwundert überhaupt nicht. Schon 2018 eröffnete der 160. Verkaufsladen von Sowa, die allermeisten in ganz Polen, aber seit 2005 auch in London und seit 2009 auch in Berlin.

U. a.: knallrote Kussmünder mit Maracuja... Foto: Ellen Spielman
U. a.: knallrote Kussmünder mit Maracuja... Foto: Ellen Spielman

Sowa-Kaffee

Dies alles ist natürlich das Werk des jüngsten Sohns von Feliks und Stanislawa Sowa, Adam Sowa. Er übernahm 1982 die Konditorei, erhielt 1983 seinen Konditormeisterbrief und entwickelte mit seiner Gattin dank neuer Backaromen das Geschäft. 1990 wurde die erste Filiale eröffnet, 1991 das erste Café. Seit 2008 wird nun auch Schokolade produziert, seit 2009 auch der eigener Sowa-Kaffee: 100 % Arabica-Bohnen aus Süd- und Mittelamerika, perfekt zu den süßen Verführungen der Sowa-Kuchen, -Pralinen und -Desserts.

2010 war es zeit für die dritte Generation. Das Familienunternehmen ging in die Hände von Michal und Aleksandra Sowa. Michal ist spezialisiert in Organisation und Management, Aleksandra ist nun ebenfalls Konditormeisterin. Zu den neuen Ideen der zwei gehörte auch die Revolutionierung der Frühstückskultur in Bydgoszcz. Das Ergebnis ist die Piekarnia Sowa (Bäckerei/Café/Rest.) an der ul. Jatki 1.

Modern gestylt ist auch das Lulu Bistrot an der ul. Długa 57, das über eine schöne Terrasse verfügt. Es befindet sich im Erdgeschoß der Sowa Apartamenty, den Sowa ist in Bydgoszcz, aber auch in Torun und Gdansk auch im Hotelgeschäft aktiv. Unbestrittene Hoteladresse Nummer Eins ist indes, nur einige hundert Meter entfernt, die Rezydencja Sowa an der Ul. Grodzka. Hier schuf am Ort der schon 1549 erstmals erwähnten Stadtbades (polnisch: Lazienna), ein besonderes Schmuckstück. Zur Ul. Podwale hin, wo sich auch der hoteleigene Parkplatz befindet, wurde ein neues stylisches Gebäude, das dank eines gläsernen Patio für die Hotelrezeption mit dem perfekt restauerieten historischen Altstadt-Wohnhaus verbunden ist.

Rezydencja Sowa an der Ul. Grodzka. Foto: Ellen Spielmann
Rezydencja Sowa an der Ul. Grodzka. Foto: Ellen Spielmann

Wer in der Sowa Residence nächtigt, logiert in bester Lage und darf sich auch auf ein ausgezeichnetes Frühstück freuen. Zu diesem werden auch Sowa-Spezialitäten gereicht. Ein Signature Dish von Sowa ist z. B. das in ganz Bydgoszcz gerühmte Rhabarber-Törtchen! Und natürlich kann man all die süßen Sowa-Leckereien, darunter auch Marmeladen und Konfitüren, auch online oder ringsum in den vielen Sowa-Läden erwerben.


Informationen:

Polnisches Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel

Kujawisch-Pommersche Tourismusorganisation K-POT, www.kujawsko-pomorskie.travel

Bydgoszcz Information Centre, www.visitbydgoszcz.pl/de

Rezydencja Sowa, www.rezydencjasowa.pl/en

Sowa Apartamenty, www.sowa-apartamenty.pl/en

Sowa Restaurant, www.sowa-restauracja.pl/mostowa4/pl

Cukiernia (Konditorei), www.cukierniasowa.pl/cukiernie/bydgoszcz-ul-mostowa-5

Cukiernia Sowa, www.cukierniasowa.pl/en

Fotos: Ellen Spielmann

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