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Zum Dinner in die Wüste… (Teil 2)

Der Nationalpark unterteilt sich in einen 4770 Quadratkilometer großen Bereich (Festland) zwischen dem Gorgonia Beach Resort und Hamata und einen 2000 Quadratkilometer großen Bereich am Roten Meer. Der Meeresteil mit einer Länge von gut 120 Kilometern ist – bezüglich Flora und Fauna – der sicherlich spannendere Teil. Mangroven und ihre typischen Stelzwurzeln, die bis zu einer Länge von 30 Zentimetern aus dem Sand sprießen, zeigen sich an den verschiedenen Küstenteilen und den kleinen, vorgelagerten Inseln. 

Sie sind leicht mit dem Boot zu erreichen und schon nach kurzer Zeit befindet man sich in einem kleinen Paradies. Weißer Strand, türkis-blaues Wasser und das Treiben der Fischadler, Geigerkrebse, Küstenreiher und Weißaugenmöwen lässt einen eintauchen in diesen Natur-Pur-Spot. Fantastisch. Mangroven säumen den breiteren Teil der Insel, ein Ruhepol unter der heißen Sonne Ägyptens. Einzig die angeschwemmten Plastikflaschen stören ein wenig das Bild. Aber, so berichtet uns Owner Representative Johannes Girardi, „wir kommen oft hierher, um Müll zu entfernen, das Ökosystem wieder natürlich zu gestalten“.

Denn wie in vielen Ländern, ist der Umweltgedanke auch bei der ägyptischen Bevölkerung eher rudimentär vorhanden. Verschmutzungen am Straßenrand und auf den Feldern fallen schon auf, stören ein wenig das Bild im Süden des Landes. Allerdings beschränkt sich diese „Unachtsamkeit“ primär auf die Straßen und das angrenzende Land. Hier, auf einer von den Inseln in Wadi El Gemal, ist es kaum auffällig, man kann die Natur des kleinen Paradieses genießen.

Und wer Glück hat, kann auf dem Weg mit dem Boot zur Insel am Sataya-Riff Delfine sichten. Wir hatten das große Glück auf eine große Anzahl zu treffen, welche sich wegen der unruhigen See in eine Lagune zurückgezogen hatten. Von jungen Delfinen bis zu erwachsenen Tieren war alles vertreten, Grund genug, mit dem Schnorchel schnell ins Wasser zu springen und sich zwischen den Tieren wie in einer anderen Welt zu fühlen. Ein einmaliges Erlebnis, von sicherlich fünfzig oder sechzig Delfinen umgeben zu sein, unter einem die Korallen und umgeben von dem warmen Wasser der Lagune mitten im Roten Meer…

Delfine am Boot: Zeit, ins Wasser zu springen. Foto: Michael Schabacker
Delfine am Boot: Zeit, ins Wasser zu springen. Foto: Michael Schabacker

Noch größeres Glück kann man haben, wenn Dugongs („Seekühe“) gesichtet werden können. Die sehr seltenen und gefährdeten Meeressäuger (auf der Roten Liste der IUCN) sind Pflanzenfresser mit einem enormen Bedarf an Pflanzen (bis zu 50 Kilogramm täglich). Auf unserer Fahrt trafen wir zwei Dugongs. Allerdings sind diese nicht nur schwer bei rauer See zu entdecken, sondern verschwinden auch fast wieder so schnell wie sie gekommen sind.

Die Weitläufigkeit des Roten Meeres, die kleinen Inseln, die am Horizont auftauchen und wieder verschwinden, sind die teils stürmische Bootsfahrt unumwunden wert. Als interessierter Tourist sollte solch eine Fahrt unbedingt wahrgenommen werden. Etwa fünf bis sechs Stunden sind diese Bootstouren lang, ein kleines Mittagessen inklusive frischem Fisch ist meist dabei.

Der Nationalpark auf dem Festland

Vor rund 15.000 Jahren floss vom Gipfel des Berges Gebel Hamata (1975 m) das Wasser hinab, welches sich über viele Kilometer bis in das Rote Meer schlängelte. Doch das ist lange her, heute bewegt man sich durch die sengende Wüste entlang des alten Flussbettes. Alleine schon die Fahrt von der Straße am Roten Meer hinein in das „Tal der Kamele“ ist beeindruckend, bleibt im Gedächtnis ob der kargen Landschaft und der sengenden Hitze. Denn hier, fernab des Windes der Küste, steht die Luft sengend über dem heißen Boden der Wüste.

Pause unter eine 300 Jahre alten Akazie. Foto: Michael Schabacker
Pause unter eine 300 Jahre alten Akazie. Foto: Michael Schabacker

Nur wenige Wege führen hinein in diese unwirkliche „Mondlandschaft“, in die Heimat der Ababda Beduinen. Sie sind die alteingesessenen Bewohner dieser Region. Ehemals Fischer oder auch Hirten, was sie zum Teil immer noch sind, haben sich allerdings bereits viele Mitglieder des Stammes dem Tourismus angepasst. Als Fremdenführer oder auch als Hersteller für Kunsthandwerk verdienen mittlerweile einige ihr Geld. In ganz Ägypten leben schätzungsweise noch 250.000 Personen, die dem Stamm der Ababda zugehörig sind.

Die Bauten von Sikait

Hier, im Tal der Kamele, gab es einst Vorkommen von Smaragden. Der Abbau in den Bergwerken erfolgte über viele Jahrhunderte, ist heute aber nicht mehr vorhanden. Bis in das Wadi Sikait gab es ehemals die Bergwerke, heute ist es allerdings eher bekannt für die „Bauten von Sikait“. Gut zwei Stunden fährt man hierher zu den Gebäuderesten aus römischer Zeit und den kleinen Tempelanlagen von Sikait. Der kleinere der beiden Tempel soll der „Göttin Isis und Herrin von Senskis“ gewidmet sein. Der zweite und etwas größere Tempel stammt aus der ptolemäischen Zeit.

Etwas weiter in Richtung Norden erreicht man die Bergwerke des Tals, die einst den Reichtum der Region ausmachten. Erste Zeugnisse zu den Smaragdminen gehen bis auf das Jahr 11 n.Chr. zurück. Bis ca. 1600 wurden die Smaragde im „Mons Smaragdus“ (Smaragdberg) abgebaut.

Der große Tempel von Sikait stammt aus der ptolemäischen Zeit. Foto: Michael Schabacker
Der große Tempel von Sikait stammt aus der ptolemäischen Zeit. Foto: Michael Schabacker

Und wenn man sich schon einmal so weit in das Tal vorgewagt hat, bietet sich ein weiterer Stopp an, um den Tag gebührend zu beenden. Unvergessen bleibt der Aufenthalt sicher, wenn man sich zu einem Dinner im Tal den Sonnenuntergang anschaut und später den Sternenhimmel beobachtet.

In absoluter Dunkelheit und ohne Lichtsmog einer Stadt, ist der Himmel eine wunderschöne Leinwand um auf dem Rücken liegend beobachtet zu werden. Stille um einen herum, Stille im Herzen und im Kopf, verneigend vor der Schönheit und Größe der Natur im Wadi el Gemal…


Information:

Gorgonia Beach Hotel, www.gorgoniabeach.com 

Fotos: Michael Schabacker

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