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Von Carcassonne bis nach Narbonne – ein Traumpfad

Schon von weitem leuchtet die mächtige Burg auf einem Hügel mitten in den Weinbergen. Carcassonne ist in goldenes Licht getaucht. Wie ein funkelndes Juwel strahlt die Festungsanlage über die ganze Ebene, übt eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Immer enger werden die Straßen, münden in kleine einspurige Gassen. Auf der gegenüberliegenden Seite der alten, drei Kilometer langen und doppelten Stadtmauer mit ihren 52 Türmen, ragen mächtige, steinerne Grabmale nach oben. Wer das große Tor zu der imposanten Stadt durchschreitet, ist im Mittelalter angekommen. Seit 1997 gehört die größte Festungsstadt Europas zum UNESCO-Welterbe. Wo ehemals 4000 Menschen lebten, flanieren heute die Touristen. Innerhalb des doppelten Mauerrings laden enge Gassen, Kunsthandwerker, Restaurants, Cafés und die Basilika zu ausgedehnten Entdeckungstouren ein. Bei einer Burgbesichtigung ist unter anderem Spannendes über das mittelalterliche Leben, über das Zentrum der Katharer und schließlich über die südfranzösische Inquisition im 13. Jahrhundert zu erfahren.

Brücke des Mittelalters zum Weingut

Der Canal du Midi, der durch die Unterstadt aus dem 13. Jahrhundert fließt, zählt ebenfalls zum UNESCO-Welterbe. Die 240 Kilometer lange Wasserstraße wurde im 17. Jahrhundert gebaut und diente als Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer. Heute noch zeugen zahlreiche Schleusen, Brücken und Aquädukte von der ausgefeilten Ingenieurskunst. Christelle Lucchese kennt jeden Winkel ihrer Stadt und der Region. Sie hat kulinarische Touren durch die Altstadt oder mit dem Fahrrad entlang des Kanals ausgearbeitet. Beginnend in dem kleinen Hafen mit seinen hübschen Hausbooten und Ausflugsschiffen führt eine abwechslungsreiche Route durch Zypressenalleen, an Steilufern entlang oder durch schilfbewachsene Felder – immer weiter in die Natur.

Der Canal du Midi. Foto: Carola Faber
Der Canal du Midi. Foto: Carola Faber

Schiffe reihen sich Perlen aneinander. Freizeitkapitäne genießen die Ruhe. Das abwechslungsreiche Landschaftsrelief betört die Sinne. Nur noch wenige Häuser sind in der hügeligen Landschaft zu erkennen. Dazwischen das lebhafte Treiben an den Schleusen, wenn das Wasser durch die großen Toren sprudelt. Ab und zu bleibt Christelle stehen und begeistert mit ihren Informationen über die Stadt, das Land, den Kanal oder den Weinbau. Ziel der Tour ist die Domaine de Cantalauze. Über eine alte Steinbrücke führt ein romantischer Weg mitten durch die Felder zu dem alten Weingut, das erst seit fünf Jahren von Thomas Sananes betrieben wird. Der junge Winzer zeigt Experimentierfreude. Die Handlese ist selbstverständlich. Ausgebaut werden die Weine im Stahltank, in Barriques oder in Amphoren. Das Ergebnis sind vielversprechende und spannende Weine mit Charakter.

Grüner Diamant

Bereits 1942 wurde die Olivengenossenschaft L’Oulibo in Bize Minervois gegründet. Die Oliven stammen aus den drei französischen Departements Aude, Hérault und Pyrénées Orientales. Im Entdeckungszentrum, zu dem historische Arbeitsgeräte sowie ein eigener Olivenhain gehören, ist Informatives über die Geschichte der Olive, der Ölproduktion und den verschiedenen, sehr sorgfältig hergestellten Produkten zu erfahren. Wertvollste Sorte dürften die Lucques Oliven sein, die auch „grüner Diamant“ genannt werden. Sie werden ausschließlich in Okzitanien angebaut und von Hand geerntet. Erkennbar sind sie an ihrem kleinen Kern und ihrem feinen, würzigen Fruchtfleisch. Aromen zeigen delikate Nuancen von Nüssen und Avocado. Diese kleinen grünen Wettbewerbssieger sind eine Bereicherung für jedes Mahl!

Oliven aus den drei französischen Departements Aude, Hérault und Pyrénées Orientales.
Oliven aus den drei französischen Departements Aude, Hérault und Pyrénées Orientales.

Malerischer Hafen

Nur wenige Kilometer entfernt findet sich eine weitere schillernde Perle der Region. Le Somail heißt der Hafen, der alles vereint. Urlauber spazieren am Ufer, genießen die Atmosphäre des Ortes mit kleinen Häusern, bunten Fensterläden, einer Steinkapelle, deren Fundament bis in das Wasser reicht, einer gewölbten historischen Brücke und einem Tante-Emma-Laden in einem Hausboot. Ein Antiqariat mit rund 50.000 Medien lockt ebenfalls Touristen an. Sie stöbern in der riesigen Scheune und nachdem sie fündig geworden sind, beginnen sie häufig schon auf einer Bank am Ufer mit dem Lesen ihrer Schätze. Sehenswert ist ein Film im Tourismusbüro. Er ist auf der Basis eines Tagebuchs aus dem 17. Jahrhundert entstanden. Misses Cradock berichtet darin von ihren Erlebnissen bei einer Kanalfahrt. Schließlich verlocken die vielen Cafés und Restaurants direkt am Ufer zu einer Einkehr.

Zeugen der Antike

Narbonne, die Stadt im Herzen des Naturparks Narbonnaise stellt ein außergewöhnliches antikes, wie auch mittelalterliches Kulturerbe dar. Gegründet wurde Narbo Martius 118 vor Christi Geburt und galt als die erste und reichste römische Kolonie außerhalb Italiens. Zu sehen ist mitten auf dem Marktplatz ein eindrucksvoller Abschnitt der frei gelegten Handelsstraße Via Domitia, die einst Italien mit Spanien auf dem Landweg verband. Unbedingt sehenswert ist das neue Museum Narbo Via. In einem Gebäude, das Stararchitekt Norman Foster entworfen hat, befinden sich auf etwa 8000 Quadratmetern Sarkophage, außergewöhnliche Mosaiken und antike Statuen – alles Zeugnisse des städtischen Lebens in der Antike. Herzstück der Ausstellung ist eine 72 Meter lange und zehn Meter hohe Mauer aus den Grabblöcken der Stadt. Diese können mit einem innovativen Industriespeichersystem einzeln bewegt und mittels Projektoren in einen anschaulichen historischen Kontext gesetzt werden.

Carcassone. Foto: Carola Faber
Carcassone. Foto: Carola Faber

Auch die Kathedrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur lohnt einen Besuch. Der gotische Chor entstand zwischen 1272 und 1332. Das Querschiff, errichtet Anfang des 18. Jahrhunderts ist unvollendet. Eindrucksvoll sind die bildhauerischen Arbeiten, wie der Schlund der Hölle, aber auch die Größe der Kirche ist äußerst beeindruckend. Mit 41 Metern verfügt sie über den höchsten Chorraum Südfrankreichs. Die täglich geöffnete Markthalle aus dem Jahr 1901 am belebten Canal de la Robine beeindruckt mit ihrer ausgezeichneten Produktvielfalt und mit mehr als 70 verschiedenen Ständen. Für Staunen sorgt der Pferdemetzger, wenn er auf Zuruf mit dem Megaphon seine Portionen Fleisch in Papier gewickelt quer durch die Luft zum Wirt am Tresen gegenüber wirft.

Oasen für die Sinne

Mit Blick auf das Mittelmeer, vor dem schützenden Massiv von La Clape, befindet sich mit dem Chateau l’Hospitalet von Weinikone Gérard Bertrand eine Oase für die Sinne. Begleitet von der frischen Brise des Mittelmeeres, der Schönheit des 1000 Hektar großen Areals, mit seinen Weinbergen, Trüffelfeldern, Olivenhainen und Maulbeerbäumen einerseits, den Musikfestivals sowie den edlen Tropfen, die im Keller lagern, und den Speisen aus dem ausgezeichneten Restaurant andererseits, begeistert der besondere Ort in beträchtlichem Maße . Seine Ursprünge gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, als in dem Anwesen die Hospizen von Narbonne lebten. Als Gérard Bertrand das Areal im Jahr 2002 erwarb, entschied er sich, es zu einem Mekka der mediterranen Lebensart zu machen. Dafür verbindet er Kultur, Kunst und Gastronomie mit all ihren Facetten zu einem großen Ganzen. Das Terroir beeindruckt mit einem Boden aus mineralstoffreichem Mergel sowie trockenem Kalkstein. Dazu kommen das sonnige südfranzösische Klima und der biodynamische Anbau und die hervorragende Arbeit im Keller. Das Ergebnis sind wunderbare, harmonische und charakterstarke Weine mit einem dezenten Salzgeschmack auf den Lippen.

Weinberg von Gérard Bertrand. Foto: Carola Faber
Weinberg von Gérard Bertrand. Foto: Carola Faber

Zu den einzigartigen Orten mit einem ganz eigenen Flair gehört die Salinen der l’Île Saint Martin. Bereits seit der Antike wird Salz aus dem Mittelmeer geerntet. Bei einem geführten Rundgang über das etwa 400 Hektar große Areal ist viel über die Kunst der Salzgewinnung zu erfahren. Während Meerwasser rund 30 Gramm Salz pro Liter enthält, besteht das Wasser im Salzteich aus 250 Gramm pro Liter. Winzige Garnelen leben in den Becken und am Ufer wachsen sogar Pflanzen (Salicorna). Geerntet wird nur einmal im Jahr. Von August bis September, wenn der Wind La Tramontana und die glühende Sonne das Wasser verdampfen lässt, ernten die Salzbauern die glitzernden Salzkristalle „Fleur de Sel“ noch mit der Hand. Im Salinenrestaurant „La Cambuse du Saunier“ gibt es neben lokalen Fischgerichten auch die Produkte der Salzbecken. Wie köstlich schmeckt ein Loup der Mer in einer Salzkruste mit Blick auf die in sämtlichen Rosétönen schimmernden Becken, in denen die Flamingos waten – zart und unerschrocken.


Informationen:

Aude Tourisme, https://www.audetourisme.com/en/

Grande Narbonne Tourisme, https://visit-lanarbonnaise.com/de

Carcassonne, http://www.tourismus-carcassonne.de/

Carcassonnefoodtour, www.carcassonnefoodtour.com 

L`Oulibo, https://www.loulibo.com/

NarBoVia Museum, www.narbovia.fr 

Salin de Ile Saint Martin, www.lesalindegruissan.fr 

Weingut Gerard Betrand, exquisite Bioweine, https://gerard-bertrand.de

Fotos: Carola Faber

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