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Vinyes Mortix auf Mallorca

Klima, Terroir und eine außergewöhnliche Lage: Die Weine von Vinyes Mortix auf Mallorca sind sicher nicht einzigartig, sie haben aber eine ganz besondere Geschichte. Das Weingut wurde 2001 gegründet und hat mittlerweile 53 Mitglieder beziehungsweise „shareholder“, wie uns bei der Besichtigung erzählt wird. Dabei waren, natürlich, die ersten drei Jahre nach der Gründung und Neupflanzung der Rebstöcke wenig ertragreich. Für eine Ernte reichte es nicht. Nicht ohne Grund wurde der Weinkeller daher erst im Jahr 2005 gebaut, in dem heute Rot-, Weiß-, Rosé- und Dessertweine hergestellt werden.

Es ist eine raue Gegend, hier, hoch oben im Norden der Insel. Ein Mikroklima begleitet die Reben das ganze Jahr über, sind umgeben von hohen Bergen. Das Meer ist in Sichtweite, gerade mal ein Kilometer ist das Weingut vom Mittelmeer entfernt. Fast kommt man sich wie in einem Krater vor, steht man inmitten der Rebstöcke und betrachtet die Berge, die Vinyes Mortix fast komplett zu umschließen scheinen. Kalkstein und vulkanisches Gestein ist hier zumeist der Untergrund für die Reben, sorgt für eine anständige Mineralik in den Weinen.

Wichtig für Surfer & Co. ist der „Embat“

Gut 90.000 Flaschen verlassen die Winery alljährlich, wobei lediglich zehn Prozent für den Export bestimmt sind. Der Großteil der Produktion verbleibt auf der Insel, geht in den Verkauf und ist oftmals in einem der vielen Restaurants zu finden. Es ist eben dann doch eher ein kleines Weingut. Die großen Weingüter Mallorcas, nur zum Vergleich, liegen bei einer Produktion von etwa einer Million Flaschen.

Der Weinkeller des Weinguts wurde 2005 erbaut. Foto: Michael Schabacker
Der Weinkeller des Weinguts wurde 2005 erbaut. Foto: Michael Schabacker

Entscheidend für die Weine des Weinguts sind zum einen die geografischen Faktoren, aber noch viel mehr die klimatischen Bedingungen. Wassersportler der Insel werden es wissen: Wichtig für Surfer & Co. ist der „Embat“. Die vom Meer kommenden Winde sind ein inseltypisches Phänomen, sorgen im Sommer für erfrischendes Klima, sind hauptverantwortlich für die Wolkenbildung und Gewitter im Inselinneren. Dadurch, dass Insel und Mittelmeer durch unterschiedliche Temperaturen bestimmt sind, erfolgt durch den Embat ein Austausch der wärmeren und kälteren Luftmassen. Hier im Norden kommt der Wind zumeist aus Nord-Osten, in der Regel von etwa mittags bis circa 18 Uhr.

1000 Liter Niederschlag

Das bedeutet, das ganze Jahr über gibt es hier im Norden eine frische Brise, eine gute Voraussetzung für die Pflanzen. Auf einer Höhe zwischen 350 und 400 Metern beschert die Lage und die Meeresnähe den Reben jährlich nie weniger als 1000 Liter Niederschlag. Damit liegt die Nordseite der Insel weit über dem Durchschnitt weiter Teile Mallorcas. Zum Vergleich: in Llucmajor sind es nur 350 Liter.

Im Laufe der Jahre hat sich Vinyes Mortix bezüglich der Rebsorten vielfältig aufgestellt. Zu finden ist hier Malvasia, ohnehin eine in südlichen Ländern weit verbreite Rebsorte, Chardonnay, Muskat, Riesling, Syrah, Callet, Merlot, Cabernet und auch Monastrell, welche vor allem in Spanien und Südfrankreich weit verbreitet ist. Mit Callet verarbeitet Vinyes Mortix also auch eine autochthone Rebsorte, die international einen starken Aufschwung erlebt hat und schon lange für einen mallorquinischen Kultwein steht und als widerstandsfähige Traube gilt. Die rote Rebsorte wird zumeist nur mittelgroß und liefert eine dunkelblaue bis schwarzer Farbe. Der Ausbau erfolgt in der Regel in Holzfässern, um eine gute Integration der Aromen zu erreichen. Der große Vorteil von Callet ist die einfache Verarbeitung durch die recht dicke Schale und des hohen Säuregehalts.

Gesunde Pflanze, Marienkäfer? Foto: Michael Schabacker
Gesunde Pflanze, Marienkäfer? Foto: Michael Schabacker

Etwa 19 Hektar Rebfläche gehören zum Weingut, alles erfolgt hier in Handlese. Und wie „sauber“ beziehungsweise wie ökologisch hier gearbeitet wird, beweist vereinzelt die Anwesenheit von Marienkäfern. „Die sind nur dort, wo nicht gespritzt wird und das Umfeld gesund ist“, wie uns bei der Begehung weiter berichtet wird. Sicher richtig, allerdings ist auch bekannt, dass mitgekeltere Marienkäfer durch ein bitteres Abwehrsekret den Geschmack des Weins deutlich beeinflussen können. Bleibt also zu hoffen, dass die Anzahl der Marienkäfer überschaubar bleibt!

Vinyes Mortix: nicht bio-zertifiziert

Das Weingut ist nicht bio-zertifiziert. Grund dafür seien die hohen Kosten und vor allem die klimatischen Bedingungen. Denn um beispielsweise extreme Wetterbedingungen wie Regen, der innerhalb kürzester Zeit auf die Reben stark einwirkt und Schädlinge generieren kann, entsprechend „bekämpfen“ zu können, bedarf es entsprechender Maßnahmen. „Denn“, so wird weiter berichtet, „ein Pilz kann an Knospen oder Blättern für einen totalen Ernteausfall sorgen“. Für ein Weingut wie Vinyes Mortix sicherlich ein mehr als kleines Problem.

Zum Tasting kam zunächst der Mortitx Blanc 2020 in die Gläser. Ein Wein aus den Rebsorten Malvasia (70 %), Chardonnay und ein wenig Muskat. Ein frischer Wein mit 12,5 % vol., einem gehörigen Säureanteil mit Aromen von Limette und ein wenig Birne. Der Mortitx Gorgollassa Callet 2020 (12 % vol.) ist ein Stahltank-Produkt, ein leichter Rotwein mit Aromen von Himbeere, Heidelbeere, ein wenig Kirsche. Beides gefällige Weine, die Spaß machen.

Verkostung der Weine. Hier: Mortitx Blanc 2020. Foto: Michael Schabacker
Verkostung der Weine. Hier: Mortitx Blanc 2020. Foto: Michael Schabacker

Mit dem L`u de Mortitx 2019 kommt das sicher interessanteste Produkt in die Gläser. Die Mazerationsphase dauert zwei bis drei Wochen. Nach Beendigung der Fermentation verbleibt der Wein 15 Monate in neuen Fässern aus französischer Eiche. Es resultiert ein Wein mit intensiver Farbgebung aus 100 % Syrah. Lediglich 2436 Flaschen wurden davon abgefüllt, gilt ein wenig als ikonischer Wein des Weinguts. Pflaume und schwarze Olive sind aromatisch im Vordergrund. Ein schönes Produkt, welches als kleine Empfehlung beobachtet werden sollte.

Wie bereits erwähnt ist Vinyes Mortix ein kleines Weingut. Hier ein Produkt zu beziehen kann unter Umständen schwierig sein. Wenn allerdings ein Urlaub auf der Insel geplant ist, sollte man das eine oder andere Auge offenhalten, um vielleicht mal einen Wein des Weinguts zu probieren!


Informationen:

www.vinyesmortitx.com

Fotos: Michael Schabacker

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