Ende der 1990er Jahre war es, als Kosmetik-Unternehmer Hans-Peter Schwarzkopf ein mallorquinisches Landgut als Insel-Domizil suchte. Er suchte und fand das etwa 800 Jahre alte Anwesen Can Axartell unweit der Stadt Pollença im Norden der Insel. Einst als Feriendomizil gedacht hatte das Landgut eine beachtliche Größe, nicht zuletzt die Dimensionen veranlassten den Unternehmer den rein privaten Nutzungsgedanken zu verwerfen und Wein anzubauen.
Wie fast alle Weingüter auf der Insel, startete das Weingut mit der Rebsorte Callet. Letztendlich eine schmackhafte und einfach zu kultivierende Rebe, die eine schöne Säure abliefert. Weit über 200 Hektar gehören zu Can Axartell, durch den Zukauf diverser anderer Rebflächen kommt das Weingut auf etwa 400.000 Liter Gesamtproduktion (bei etwa 60 Hektar Rebfläche). Damit dürfte Schwarzkopf den Bereich des Kleinunternehmers auf der Insel verlassen haben, keine Frage.
Die derzeitige Produktionsmenge, der angepeilte weitere Ankauf und die Anpflanzung diverser Rebsorten (Merlot, Syrah, Pinot Noir, Callet, Manto Negro, Giro, Premsal, Malvasia oder Muscatell) stehen Pate für eine auf die Zukunft ausgerichtete Weinproduktion. Bis das Unternehmen rentabel wird, dürfte es hingegen noch etwas dauern. Unschwer vorstellbar, dass ein Investment von vielen Millionen Euros nicht von heute auf morgen egalisiert werden kann.
„mètode gravetat”
Aber das dürfte den umtriebigen Hamburger wenig stören. Die Familie ist fester Bestandteil der Liste der 500 reichsten Deutschen. Dennoch, so Schwarzkopf, sei die Rentabilität festes Ziel für das Weingut. Ebenso wie der Vorsatz, zu 100 Prozent biologisch zu arbeiten. Nicht unbedingt selbstverständlich für ein Weingut dieser Größe. Zur Produktion wendet das Weingut die sogenannte „mètode gravetat” an. Dabei wird lediglich die Gravitation und nicht mechanische Pumpen zur Verarbeitung genutzt, um den vollen Geschmack der Trauben zu erhalten. Diese sollen zwecks Aromenerhalt möglichst wenigmit Maschinen in Kontakt kommen.
Und auch hier, wie bei vielen Weingütern auf Mallorca, erfolgt die Ernte per Handlese. Auch das Sortieren erfolgt mit der Hand, ehe die Trauben nach dem Anquetschen in die Fermenter gelangen. Auch später in der Produktion wird der Wein mit Hilfe der Schwerkraft und durch Stickstoffdruck der Flaschenfüllung zugeführt. Das Weingut bemüht sich vielfältig Aromen zu halten und unverfälscht in die Flasche zu bringen.
„The Artist“
Zum Tasting kamen verschiedene Weine in die Gläser, allerdings sollte man sich bei diesem Weingut eher an die „Sonderfüllungen“ halten. Der „The Artist“ (2018) ist einer der Weine, den man sich genauer anschauen kann. Ein tiefer rubinroter Farbton, schwarze Beere und eine nicht zu präsente Holznote präsentieren sich. Dieser Wein hat ein gutes Jahr Holz spendiert bekommen und bringt 15,5 % vol. mit. Ein empfehlenswerter Wein, den man gut zu kräftigem Fleisch genießen kann – oder aber auch zu der einen oder anderen Käsesorte.
In der Kategorie „Gastronomische Weine“ können die beiden Weine „Ventum“ und „Terrum“ punkten. Der Terrum zeigt seine volle Stärke durch ein gutes Jahr französische Eiche, hat eine tolle rote Frucht. Noch ein wenig dominanter ist der Ventum 2016. Merlot, Syrah und Callet und ein Jahr im Fass präsentieren leicht rauchige Aromen, Waldfrucht und Brombeere. Ein schöner Wein, absolut zu empfehlen.
Das Weingut Can Axartell ist nicht nur ein Blickfang durch die beeindruckende Fensterfront aus Glas und Stahl, es ist auch bezüglich der Produktionsweise und der resultierenden Weine interessant für vinophile Genießer!
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Fotos: Michael Schabacker