Im verschlafenen Örtchen Ecouché-les-Vallées, gut zweieinhalb Autostunden von Paris entfernt, führt Catherine Coiffard mit ihrem Mann seit bald 25 Jahren das Hôtel-Restaurant Le Faison Doré. Von der pittoresken Fachwerkfassade grüßt diskret das Schild „La Table de Catherine“ – als Hinweis auf die ausgezeichnete Küche dieses Logis Hôtels.
An Catherines feine Kalbskopf-Delikatesse und ihr beliebtes Soufflé mit Grand Marnier erinnert sich garantiert jeder zurück, der auf dem Weg zum prachtvollen Nationalgestüt Haras du Pin bei ihr einkehrt ist. „Das Versailles der Pferde“ entstand mit seiner pompösen Architektur unter König Ludwig XIV. Heute öffnet das abgeschiedene Schloss in der Provinz seine Pforten für glanzvolle Shows und bietet als Museum spannende Aktivitäten. Der legendäre Sonnenkönig entschied sich anno 1715 für diesen Landstrich der Normandie, da hier beste Weideflächen für edle Warmblüter garantiert sind. Mittlerweile sind sogar Rennpferde aus den Emiraten saisonal zu Gast.

Bio-Camembert mit der Handkelle geschöpft
Wer im schönsten Gestüt Frankreichs die obligatorische Runde in einer prachtvollen Kutsche dreht, bekommt eine Vorstellung von Glanz und Gloria einst royaler Zeiten. Denen verdankt Catherines Hotel auch den schmucken Namen „Goldener Fasan“. „Wir haben in der Normandie viel mehr Pferde als Kühe. Das überrascht meine Gäste, denn die haben stets die Käsespezialitäten unserer Region vor Augen“, erzählt Cathérine und empfiehlt einen Besuch in der lokalen Fromagerie Du Champs Secret.
Chef Patrick Mercier hat sich weit über Frankreich hinaus einen Namen gemacht mit dem Bio-Camembert Du Champs Secret, ausgezeichnet mit dem AOC Siegel und auch in Deutschland erhältlich. Patricks glücklich weidende Kühe bekommen frisches Grünfutter voller Saft und Kraft. Ihre Rohmilch wird traditionell mit der Handkelle geschöpft. So entsteht ein Camembert mit Aromen von Nuss, Champignons und Trüffel. Der mundet exzellent mit einem Gläschen Cidre.

Prickelnder Poiré aus Birnen
Wer die bekannten herbsüssen Schaumweine aus der Normandie stets mit dem aus Äpfeln hergestellten Cidre assoziiert, wird von der passionierten Köchin Catherine Coiffard eines besseren belehrt: „Auf unseren Obstwiesen des Domfront gedeihen auch bis zu dreihundert Jahre alte Birnbäume. Aus deren reicher Ernte wird der feine prickelnde Poiré gepresst. Den bezeichnen wir als Normannischen Champagner.“
In der Brennerei Domaine de la Poulardiére, deren Tradition bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht, führt Hausherr Stéphane Leroyer persönlich durch seinen Betrieb. Bei der Verkostung des exzellenten Birnenschaumweins Le Poiré Domfront AOP verrät Stéphane ein Geheimnis seiner Rezeptur: „Wir pressen etwa zehn verschiedene Birnensorten, davon mindestens 40 Prozent der exquisiten Sorte Plant de Blanc.“
Single Malt Whisky aus normannischer Destille
Die vielleicht stilvollste Brennerei der Normandie – La Spiriterie Française Château du Breuil – versteckt sich in einem schlossartigen Anwesen aus dem 17. Jahrhundert. Hier ist man nicht weit entfernt vom pittoresken Hafenstädtchen Honfleur und entdeckt in der idyllischen Landschaft des Pays d’Auge genussvoll die aromatische Welt aussergewöhnlicher Calvados-Destillate AOP, die über 20 Jahre reiften.

Der innovative Kellermeister Philippe Etignard erweiterte das klassische Spektrum und überrascht bei der Verkostung mit dem ersten französischen Single Malt Whisky, der aus Golden Promise Gerste hergestellt wird. Neue Geschmackserlebnisse bringt auch seine Kreation Chateau du Breuil Thailand Explorer Rum mit einem Hauch von Bergamotte und Lakritz.
Filmreife Interieurs im Logis Hôtel & Spa Lion d’Or
Im Hinterland der Atlantikküste mit ihren mondänen Seebädern hat sich das Logis Hôtel & Spa Le Lion d’Or eingenistet. In dem altehrwürdigem Fachwerk-Gebäude befand sich einst eine Postkutschenstation. Heute erfreuen sich Gäste an Jacuzzi-Suiten und filmreifen Interieurs mit Geisha-Ambiente und Erotic-Comic-Design.
Die Hotelbesitzer Eric und Séverine Huet liessen sich vom glamourösen Deauville inspirieren, gerade mal 15 Kilometer entfernt. Für ein Provinzstädtchen wie Pont-l’Evêque, bekannt durch die gleichnamige Käsemarke, mag das überraschen. „Natürlich bieten wir auch regionaltypische kulinarische Events an, wie die Kunst, schmackhafte Butter selbst herzustellen“, betont Eric.
Insel Tatihou – Einladung zur Robinsonade
Nur rund hundert Kilometer auf beschaulichen Landstraßen liegen zwischen dem Touristen-Magneten Mont Saint-Michel und einer abgeschiedenen kleinen Insel-Schönheit an der Küste der Halbinsel Cotentin. Ihr Name Tatihou klingt nach Südsee und weckt Abenteuerlust. Man erreicht das versteckte Eiland vom Fischernest Saint-Vaast-la-Hougue aus bequem per abenteuerlichem Amphibienboot, und bei Ebbe zu Fuß in knapp einer Stunde.

Die einstige Quarantäne-Insel, die als historischer Ort großer Seeschlachten in die Chroniken einging, ist nur 28 Hektar groß. Ein Meeresmuseum zeigt spannende Relikte der Inselgeschichte bis zurück zur Zeit der Wikinger, die dem Eiland ihren Namen gaben.
Exquisite Austern aus Saint-Vaast-la-Hougue
Beim Streifzug durch Tatihou fasziniert eine trutzige Festungsanlage von Vauban, die zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde. Steht man vor ihr mit Blick auf den stürmisch brausenden Atlantik, fühlt man sich wie in einer Robinsonade fern jeder Zivilisation. Dank eines milden Mikro-Klimas gedeihen auf Tatihou sogar Palmen und exotische Pflanzen.
Nahe der Küste verstecken sich Austernbänke. Diese sind der kulinarische Schatz von Saint-Vaast-la-Hougue und man sollte sie gleich vor Ort verkosten. Die Delikatessen aus dem Atlantik sind bekannt für ihre raffinierten Hasselnuss-Noten. Sie werden auch in Pariser Feinschmeckerrestaurants hoch geschätzt.
Hand gegossene Glocken für Notre-Dame de Paris
Zurück zu den versteckten Perlen der Normandie im Hinterland empfiehlt sich Villedieu-les-Poêles als Oase der Ruhe. Hoch über dem mittelalterlichen Städtchen thront die spätgotische Kirche Notre-Dame, deren Schutzpatron die Brüder des Johanniter-Ordens waren.
Bekannt wurde die Stadt der Kupferschmiede durch die Fertigung kunstvoller Glocken, von denen einige sogar über Jahrhunderte in der Pariser Kathedrale Notre-Dame stündlich im schönsten Ton erklangen. In dem historischen Örtchen des Département Manche fielen im Zweiten Weltkrieg keine Bomben und so überlebte hier Frankreichs letzte Kupferschmiede. In Villedieu-les-Poêles, wo einst solide Pfannen (frz. les poêles) hergestellt wurden, können Besucher heute die traditionellen Werkstätten mit ihren beschaulichen Innenhöfen erkunden.

Gourmet-Bruderschaft zu Ehren der Blutwurst
Im grünen Herzen der Normandie, idyllisch gelegen zwischen zwei Nationalparks, lädt Mortagne-au-Perche zu einer kulinarischen Neuentdeckung ein. Beim Flanieren durch die einstige Hauptstadt der Grafschaft Perche mit ihren Stadthäusern des 18. Jahrhunderts fällt der Blick auf nostalgische Blechschilder mit kunstvoll abgebildeten Würsten. Das Rätsel löst sich schnell auf.
Mortagne-au-Perche ist Frankreichs Hauptstadt der „Boudin Noir“ – der schwarzen Blutwurst. Überall sieht man Metzgereien, die Variationen dieser Spezialität anbieten und es gibt sogar eine Bruderschaft. Die Confrérie des Chevaliers du Goûte-Boudin gehört zu den renommiertesten Gourmet-Verbänden Frankreichs. Bei einem internationalen Wettbewerb im März jeden Jahren werden mehr als 500 Blutwurstproben aus aller Welt getestet.
Für das Restaurant des altehrwürdigen Logis Hôtels Le Tribunal ist es eine geradezu heilige kulinarische Pflicht, ausgesucht delikate Rezepte der „Boudin Noir Küche“ anzubieten. Als Vorspeise überrascht eine majestätisch präsentierte köstliche Tapa-Pastete, während beim Hauptgang die ganze Wurst auf den Tisch kommt: begleitet von Trüffeln, Kastanienmus-Sauce und feinen gedämpften Äpfeln. Die werden in der Normandie so selbstverständlich als Beilage serviert wie Knödel in Bayern.
Informationen:
Logis Hôtels: www.logishotels.com
Hôtel-Restaurant Le Faison Doré: www.lefaisandore.com/en
Hôtel-Restaurant Le Tribunal: www.hotel-tribunal.fr/en
Hôtel & Spa Le Lion D’Or: www.leliondorhotel.com/en
Hôtel de Charme Manoir de l’Acherie: www.manoir-acherie.fr
Gestüt Haras National du Pin: www.haras-national-du-pin.com
Käserei Ferme Du Champ Secret: www.fermeduchampsecret.com
Destillerie La Poulardière: www.lapoulardiere.com
La Spiriterie Française – Château du Breuil: www.spiriterie.com
Fotos: Gabriela Greess