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Schatzkammer Brescia: Paläste, Piazze und Meisterwerke

Zahlreiche gut erhaltene Ausgrabungen, wie die römischen Wohnungen mit Wasserversorgungssystemen und Mosaikfußböden, sind aus der Epoche der Langobarden sowie aus römischer Herrschaft und können im Museum Santa Giulia besichtigt werden. Von der wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung Brescias während der Kaiserzeit zeugen die wertvollen Reste der römischen Domus, der Häuser der damaligen Aristokratie. Sie wurden unter dem Kloster und unter den Nonnen vorbehaltenen Streuobstwiesen entdeckt. Ein Besuch des Museums Santa Giulia mit einer Ausstellungsfläche von etwa 16000 Quadratmetern (Weltkulturerbe der UNESCO) lohnt sich unbedingt.

Die Piazza della Loggia ist ein beliebter Treffpunkt in Brescia. Foto: Carola Faber
Die Piazza della Loggia ist ein beliebter Treffpunkt in Brescia. Foto: Carola Faber

Die gesamte Innenstadt stellt eine Schatzkammer dar. Fast überall sind Spuren der Geschichte zu entdecken. Alte Palazzi unterschiedlicher Baustile, Museen mit Meisterwerken, Kirchen, Denkmäler und quirlige Plätze sind durch die noch erkennbare Straßenführung des Mittelalters verbunden. Zu den schönsten Plätzen gehören die „Piazza della loggia“ aus dem Jahr 1433 mit dem prächtigen Renaissance-Gebäude der Loggia, in dem sich heute die Gemeindeverwaltung von Brescia befindet sowie die „Piazza Paolo VI“, dem ehemaligen Domplatz.

Kleine inhabergeführte Geschäfte, Cafés und Restaurants beleben das Flair der Seitenstraßen. Wundervoll der Kaffeegenuss im Foyer des Teatro Grande, dessen Decke und Wände mit Malereien aus dem 18. Jahrhundert verziert sind. Sehr individuell gestaltete Restaurants mit unterschiedlichen Philosophien bereichern die kulinarische Szene der Stadt. So sind in der Osteria del Savio römische Säulen mit einem Gewölbe aus dem Mittelalter zu sehen. Die Küche wiederum arbeitet in dem modern und hell gestalteten Ambiente mit regionalen Zutaten. Im Fokus stehen neu interpretierte traditionelle Gerichte der typischen Brescia-Küche, wie zum Beispiel Casoncelli. In der Trattoria Urbana Mangiafuoco hat Masterchef Savino Poffa seinen eigenen, ganz persönlichen Stil der landestypischen Küche entwickelt. Sehr schmackhaft bereitet er Gerichte, wie Artischockensalat mit Granakäseflocken, Parpadelle Mostassù delle Cossere, Ossobuco und Brescianer Bussolà zu. Bemerkenswert zum Essen ein weicher, charakterstarker Nepomuceno 2011 in der Magnumflasche.

Restauratorin Ivana Giangualano im Atelier. Foto: Carola Faber
Restauratorin Ivana Giangualano im Atelier. Foto: Carola Faber

Zauber der Fresken

Kunstliebhaber werden durch einzigartige Fresken der Lombardei verzaubert. Immer wieder überraschen die Blicke in Museen, Paläste und in Kirchen, wie Santa Maria della Pace, San Francesco, Sant’Agata, dem alten Dom und der Basilika Santi Faustino e Giovita. Wer die Tür des Ateliers von Renato Giangualano und seiner Tochter Ivana öffnet, gerät ins Staunen. Die Wand – und Deckenflächen sind mit bezaubernden Fresken des späten 16. bis 18. Jahrhunderts bemalt. Renato Giangualano gehört zu den ersten diplomierten Restauratoren in Brescia. Seine Tochter, die quasi im Atelier aufwuchs, ließ sich schnell von der Begeisterung für die großen Künstler anstecken und studierte neben Geschichte auch die verschiedensten Techniken für die Restauration für Gemälde und Wandbilder.

„Die Fresken in unserem Atelier haben wir alle selbst restauriert. Es hat mehrere Jahre gedauert“, bestätigt Renato Giangualano. „Mit jedem Moment, in dem ich mich als Handwerker mit dem Künstler beschäftige, fühle ich mich ihm ein wenig näher“, begründet er die Empathie für seinen Beruf und ergänzt: „Dabei muss ich, wie ein Koch immer die richtigen Farben anrühren und auch das erfolgt selbstverständlich aus Erden, ganz in Handarbeit. Auf Wunsch bietet Ivana Interessierten eine künstlerische Zeitreise in die Welt von Giotto und Michelangelo an. Beginnend bei natürlichen und bunten Erdfarben werden eigene Farbpaletten erstellt. Der Technik der großen Meister folgend, werden die Farbpigmente mit dem Marmormörser und Wasser vermischt. Anschließend wird die Farbpaste dann mit dem Pinsel auf das Blatt Papier aufgetragen, wie bei den großen Meistern.

Renato Giangualano restaurierte auch die Fresken im Kloster San Pietro. Foto: Carola Faber
Renato Giangualano restaurierte auch die Fresken im Kloster San Pietro. Foto: Carola Faber

Unentdeckte Franciacorta

Ein hervorragendes Beispiel der Arbeit der Restauratoren ist im Kloster San Pietro aus dem 11. Jahrhundert in Lamosa zu sehen. Den größten Teil der Fresken hat Renato Giangualano ein Jahr lang restauriert. „Das war ein enormer Aufwand. Für einen Quadratzentimeter benötigte ich mehrere Stunden. Unter dem Putz, den irgendwann zur Verschönerung ein Bauer aufgetragen hat, sind noch viele weitere Fresken verborgen. Die sollten aber meiner Meinung nach freigelegt werden, wenn es eine einfachere und schnellere Technik gibt. Bis dahin würde ich sie unter der schützenden Schicht lassen“, erklärt der Fachmann. Das Kloster in seiner exponierten, malerischen Lage befindet sich in der Franciacorta, wo sich der Brescianer Adel im 18. und 19. Jahrhundert seine Sommerresidenzen errichtete. Das beliebte Naherholungsgebiet ist nicht nur für seine bezaubernde Landschaft, historischen Dörfer, Villen und Palästen ein Anziehungspunkt. Die Region ist auch weltweit für seinen exzellenten Schaumwein bekannt.


Informationen:

Visit Brescia – Bresciatourism, www.visitbrescia.it 

Museum Santa Giulia, https://www.bresciamusei.com/santagiulia.asp

Ristorante Mangiafuoco www.trattoriamangiafuoco.it 

Savio Osteria www.osteria-delsavio.com 

Die Farbpalette von Giotto und Michelangelo, www.bresciatourism.it/de/entdecken/die-farbpalette-von-giotto-und-michelangelo 

Fotos: Carola Faber

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