Die N31 ist gut ausgebaut und wird zügig erweitert, da sie als wichtigste asphaltierte Lebensader des Landes den Süden Omans mit der knapp 1000 Kilometer entfernten Hauptstadt Maskat verbindet. Dennoch ist es unerlässlich, einen guten fahrbaren Untersatz zu haben, in diesem Fall einen nagelneuen 4×4-Toyota, den Guide Mohad bin Achmed bin Mohad Al-Mahari umsichtig steuert. Denn wir wollen nicht nur zu den Weihrauchbäumen im Wadi Dawkah, dem zentralen Ort des omanischen UNESCO-Welterbes „Weihrauchland“. Auf dem Programm stehen auch das UNESCO-Welterbe der antiken Karawanenoase Ubar und die berühmten Dünen der größten Sandwüste der Erde, der Rub-al Khali, die als „Empty Quarter“, „Leeres Viertel“, Weltruf genießt.
Noch 1200 Bäume standen im Jahr 2000 im Wadi Dawkah, als der Weihrauch-Wadi Welterbe wurde. Doch Fraß von Ziegen und Kamelen bedrohte den Bestand. So entschloss sich die Regierung zur rigorosen Einzäunung und Neubepflanzung des berühmten Wadi, aus dem einst wie heute der beste Weihrauch stammt.
6000 Bäume stehen hier heute, darunter auch ältere, Jahrhunderte alte Bäume. Weitere sollen folgen. Mohad präsentiert die Weihrauchgewinnung an einem der bis acht Meter hohen Prachtexemplare mit herrlichen Weihrauchblütentrauben, schabt eine winzige Stelle der Rinde ab, an der dann winzige weiße Punkte – das Weihrauchharz, lateinisch Boswellia sacra, erscheint. Nach zwei, drei Tagen werden sich aus diesen Punkten weiße Tropfen bilden, die man „ernten“ kann.

200-Seelen-Dorf Shisr
In Thumrait, nach Salalah zweitgrößte Stadt im Dhofar, stoppen wir am Palace Restaurant. Schließlich, so Guide Mohad, gehe es in die Wüste, da müsse man gut vorbereitet sein. Und so stärken wir uns mit leckerem Hühnchen, Reis und Salat und frischen den Wasservorrat auf, ehe es weiter auf der N31 vorbei am großen Militärflughafen von Thumrait bis zum Abzweig ins 200-Seelen-Dorf Shisr geht. Shisr ist der omanische Name für jene im Koran als beeindruckende „Säulenstadt Iram“ erwähnte Karawanenoase Ubar, deren Ruinen der Brite Ranulph Fiennes 1992 wiederentdeckte.
Entlang dieser neu asphaltierten Neben-Wüstenstraße verblüfft blühendes Grün! Omans Regierung stellte hier Land zur Verfügung, das nun mit aus 50 Metern Tiefe hochgepumptem Grundwasser versorgt wird. Berieselungsanlagen sorgen für den steten Anbau von Wassermelonen und Tierfutter. Dann stehen wir staunend vor der archäologischen Stätte von Ubar. Und obschon der Video-Beamer im kleinen Museum gerade streikt: Alles ist perfekt restauriert. Wir bewundern die historische Stadtmauer, die Ruine des einstigen Burgrundturms und die Mauern jenes großen „Verwaltungsgebäudes“, in dem man Kalksteinfiguren eines Schachspiels (8. Jh.) und antike Kosmetika fand.
Von Shisr führt seit 2023 eine weitere Asphaltstraße 30 Kilometer weiter hinein in die Rhub-al Khali, die durch den exzentrischen Wüstenquerer Sir Wilfred Thesiger und sein Werk „Die Brunnen der Wüste“ als „Leeres Viertel“ weltbekannt wurde. Die Straße endet abrupt an einem großen Parkplatz, auf dem nun jährlich Ende Dezember, Anfang Januar, das von den Omanis begeistert aufgenommene neue Oasis Festival stattfindet.

100 schwarze Kamele
Dann geht es nach einem letzten Checkpoint auf Schotterpiste weiter und hinein in den Sand. Querfeldein schiebt sich Mohads 4×4 elegant zwischen Sandverwehungen hindurch, bis wir das Lager eines lange nomadisch lebenden Viehzüchters erreichen, der hier mit seinem Team über 100 schwarze Kamele züchtet. Hier im Nirgendwo sorgt ein alter, umgebauter MAN-Lkw mit Wassertank für die Versorgung dieser prachtvollen dunkelbraun-schwarzen Wüstenschiffe, die größer als normale Kamele sind. Wir trinken Kamelmilch, bewundern ein 15 Tage altes Jungtier, dem sich Guide Mohad, selbst Halter von 100 Kamelen, als ausgewiesener „Kamelflüsterer“ nähert, und zwei „Beauty Beasts“, Jungtiere, die demnächst als Schönheiten auf einer Kamelauktion Preise gewinnen sollen und daher speziell gefüttert werden.
Dann aber heißt es: Luft aus den Reifen lassen und hinein in die bis zu 80 Meter hoch aufragenden Sanddünen – ein unvergessliches Spektakel, das man am besten sonntags erlebt! Denn an diesem Tag fahren große Veranstalter nicht hierher und die Besucherzahl bleibt überschaubar. Hinauf auf die Dünenkämme schaffst es nicht jeder, das will gekonnt sein.
Wir sehen die Schattenspiele auf den sich rötlich einfärbenden Dünen und finden den perfekten Platz zur Bewunderung des Sonnenuntergangs. In der nahebei aufgebauten Zeltstadt warten ein zünftiges Abendessen mit Kamelfleisch, Hühnchen und Reis, eine Musikshow und die Übernachtung. Viele kehren abends aber noch nach Salalah zurück, bewundern auf der Passhöhe am Jebel Al Qara das Lichtermeer der boomenden Hafenstadt, oder fahren noch ein Stündchen weiter in Richtung Mirbat und logieren dort im Fünfsterne-Resort Alila Hinu Bay, wo die Gäste auch um 22 Uhr noch mit einem herrlichen Willkommensdrink und wunderbaren Snacks in der Lobby begrüßt werden…
Informationen:
Tourismus im Oman/Experience Oman: www.experienceoman.om
Oman Air: www.omanair.com/de_de
Alila Hinu Bay Resort: www.alilahotels.com/hinubay, www.hyatt.com/de-DE/hotel/oman/alila-hinu-bay/sllal
Fotos: Jürgen Sorges