Foodie

Impressionen vom Bayerischen Meer

Nun ist es mit der Ruhe vorbei: Für Aale, Barsche und Renken, für Seeforellen, Saiblinge, Hechte und Zander beginnt mit dem Monat März für Fischereien wie die „Chiemsee-Fischerei Stephan“ die Fangsaison. Im Priener Ortsteil Bruck verarbeitet der Familienbetrieb das schnell verderbliche Lebensmittel frisch als Ganzes, geräuchert oder filetiert zu schmackhaften Delikatessen. Appetitanregend ausgelegt zum Kauf an der Theke, abwechslungsreich zubereitet im eigenen Bistro mit Terrasse.

Zu Spezialitäten des Hauses steht unter Vielem Fish’n Chips vom Wels mit Erbsenpüree auf der Karte, ebenso Fischsuppe je nach Tagesfang. Gastgeber Verena Stephan und Martin Schönleitner sind gelernte Fischwirte und studierte Betriebswirte. Sie haben immer viel aus der reichen Fischereigeschichte des Chiemsees und dem jahrhundertalten Handwerk zu erzählen. Sie handeln traditions- und umweltbewusst, wollen Altes wahren und Neues wagen.

Still und starr liegt der See?

Seit über 400 Jahren gehört die Fischerei zum Chiemsee. Der Chiemgau mit der üppigen Flora und Fauna, den Mooren, seinen saftigen Wiesen, dem authentischen Alpenland-Leben und den schneebedeckten Alpen in naher Ferne ist ein mit Recht geliebtes Erholungsgebiet! Friert der See im Winter alle Jubeljahre begehbar zu, ist das immer ein großes Fest! Sein Anblick ist auch bei kaltem Wetter mit dem eisigen Dunst, Nebel oder gar Schnee auf der hauchdünnen Eisschicht magisch und kommt einem romantischen Gemälde gleich. 

Aale, Barsche und Renken: Fischer am Chiemsee. Foto: Alpenland Tourismus
Aale, Barsche und Renken: Fischer am Chiemsee. Foto: Alpenland Tourismus

Jetzt, im nahenden Frühling und im Sommer, zeigt er noch mehr Schattierungen, ist mal spiegelglatt, mal schlägt er heftige Wellen. Um einmal um ihn herum zu gehen muss man sich auf etwa 55 Kilometer einstellen, deutlich länger als ein Spaziergang. 

Marzipan und Kräuterlikör auf der Fraueninsel 

Durch Prien rauscht ein Wildbach, der dem Ort seinen Namen gab. Eine der Hauptbeschäftigungen der Gäste neben Segeln oder Kneippen, Radeln oder Wandern ist das Promenieren am See. Im kleinen Hafen legt die historische, filmreife Dampfer-Flotte der Chiemsee-Schifffahrt ab Richtung Herreninsel zu dem prunkvollen Schloss von König Ludwig II. Der legendäre Monarch ließ es vor rund 138 Jahren nach dem Vorbild von Versailles errichten.

Für eine Besichtigungs- und Wanderweg-Pause steht in der Schlosswirtschaft Herrenchiemsee regionale Brotzeit und herzhafte Ausflugsküche bereit – mit unvergleichlicher Aussicht. Die Abtei Kloster Frauenwörth auf der kleineren Fraueninsel nebenan ist das älteste Nonnenkloster Deutschlands. Im Klosterladen verkaufen die Benediktinerinnen Marzipan, das sie in Holzmodeln herstellen, ihren Kräuterlikör brauen sie nach einem Rezept von 1263. 

Schloss Herrenchiemsee. Foto: Alpenland Tourismus / Schloss Herrenchiemsee Bayerische Schlösserverwaltung
Schloss Herrenchiemsee. Foto: Alpenland Tourismus / Schloss Herrenchiemsee Bayerische Schlösserverwaltung

Die Restaurant-, Café-, Bar- und Bistrodichte in Prien ist für den knapp 12.000 Seelenort ist enorm hoch. Die beliebte Bayerische Küche ist immer noch traditionell-rustikal. Hier und da nähert man sich mit dem gastronomischen Angebot bereits erfolgreich internationaler Küche an. Wie das Restaurant „Blu“ in einer der besten Hoteladressen in dieser malerischen Landschaft, dem „Yachthotel Chiemsee“.

Je mehr Gewürze desto besser

Der Seeblick aus den Yachthotel-Zimmern und Suiten sowie von der Seeterrasse ist wirklich bei jedem Wetter faszinierend. Im urigen Guten-Morgen-Stüberl wartet ein opulentes Frühstück, das keine Wünsche offenlässt. Das neueröffnete Restaurant „Blu“ in einem Glasanbau pflegt seit geraumer Zeit ein erfolgreiches Restaurantkonzept: mediterran-levantinische Küche, aromatisch, wenig Fleisch – fernes Flair am Bayerischen Meer. Die feinen, opulent angerichteten Zusammenstellungen sind angesagt, genau das Richtige für gesunde, gesellige Schlemmerei. 

„Je mehr Gewürze desto besser“ ist die Devise und der Erfolg gibt dem Konzept recht. Mit der Weinbegleitung wagt man sich bis nach Columbia/USA. Ein Blick nach oben zu den Fischimpressionen und den Wasserwirbeln im tiefen, schimmernden Blau bewirkt besonders am Abend das Gefühl, sich unter Wasser zu befinden.

Yachthotel Chiemsee: Restaurant „BLU“. Foto: Yachthotel Chiemsee
Yachthotel Chiemsee: Restaurant „BLU“. Foto: Yachthotel Chiemsee

Kulinarische Kunstwerke

2022 erfüllte sich Chef Dominik Wachter in Prien an seinem Heimat- und Ausbildungsort seinen Traum: die WACHTER FOODBAR. Ein herausragendes Gourmet-Erlebnis, für das Gäste von weither anreisen. Ein einziger Raum mit einladendem Ambiente, ausgefüllt von dem Rund einer abgestuften Bar. 

In der eher kleinen Küche entstehen mit seinem Team lautlos perfekte kulinarische Kunstwerke für eine Reihe von wahrlich aufregenden Gängen. Die Region ist es, die vorgibt, was auf die vor Ort handgearbeiteten Keramikteller und -schalen kommt: Selbst gesammelte Beeren, Pilze, Wildkräuter, Nüsse und vieles mehr.

Koa Hax’n, koa Kraut und koa Supp’n?

Mit Freude und Stolz haben die Priener die Rückkehr des heute 37-jährigen Wachter begrüßt. Haxen, Kraut oder Supp’n findet man bei ihm nicht, wenngleich deren traditionelle, herzhafte Bestandteile bei Dominik auf den Tellern durchaus auftauchen können. Dann jedoch in gänzlich neuer Verarbeitung und Zusammensetzung. „Es geht einfach nur um gutes Essen, um feinste kulinarische Kreationen, die Spaß machen und Emotionen schaffen“, sagt der Meister.

Team WACHTER FOODBAR (v.l.n.r.): Christoph Bieberger, Dominik Wachter, Saber El Figha, Jonas Witt. Foto: Katharina Scheck-Sommerbiswinter
Team WACHTER FOODBAR (v.l.n.r.): Christoph Bieberger, Dominik Wachter, Saber El Figha, Jonas Witt. Foto: Katharina Scheck-Sommerbiswinter

Dominik wechselt das Menü etwa alle vier Wochen. In der Herbstzeit entstehen Mehrfachkreationen von Kürbis mit Sanddorn, Miso und schwarzem Sesam. An ein Stückchen Forellenfilet gibt er Holundermousse, Kohlrabi und Beurre Blanc. Zum grünen Risotto fügt er Schwarzkohl, aromatische Waldpilze und Quitte – wer wagt gewinnt! Hauptgang bildet das wohl zarteste Rehfilet weit und breit, mit Sellerie, Vogelbeere und Haselnuss. Das herrlich feine Herbst-Winter-Gericht ist ein Gedicht! Scheinbar einfach aber sensationell in den Geschmacksnuancen ist das süße Ende: Topfen (Quark) mit Vanille und Brioche, verziert mit einer Mandel-Tuile!

…und der erste Stern kam sogleich

Im Team mit Christoph Bieberger präsentieren sich Saber El Figha und Jonas Witt auch als Sommeliere mit fein abgestimmten Tropfen aus der hervorragenden Weinkarte. Das Piemont ist ebenso mit feinen Lagen vertreten wie Baden, Burgund, das nahe Kamptal oder Nachbar Österreich. Personen, die keinen Alkohol möchten, empfiehlt er beispielsweise einen „Sparkling Juicy Tea“ von Verbene und Jasmin aus dem Hause „van Nahmen“ – was für ein exquisiter Genuss! Leichte Verzückung entsteht bei der Gästeschaft, wenn der Espresso serviert wird: in Omas Tassen! 

Eine extrem geglückte Verbindung von Tradition, zeitgenössischer Gastfreundschaft, Stilempfinden und hoher Kochkunst. Dominik Wachter macht Zusammenhänge zwischen Präsentation von Gerichten, Speisetexturen sowie dem Interieur und Konzept seines Restaurants zu einem faszinierenden Gesamt-Genuss-Erlebnis. Ein Jahr nach der Eröffnung seiner WACHTER FOODBAR funkelte dann auch gleich ein Michelin-Stern!

Gericht: Weißer Spargel, Sauerklee, Holunder und Kartoffel. Foto: Ingolf Hatz
Gericht: Weißer Spargel, Sauerklee, Holunder und Kartoffel. Foto: Ingolf Hatz

Informationen:

www.tourismus.prien.de

www.yachthotel.de

www.wachter-foodbar.de

www.chiemseefischerei-stephan.de

www.kampenwand.de

Fotos: Alpenland Tourismus, Schloss Herrenchiemsee Bayerische Schlösserverwaltung, Yachthotel Chiemsee, Katharina Scheck-Sommerbiswinter, Ingolf Hatz

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