Travel

Meine Insel. Meine Villa. Mein Pool.

Am Anfang war: nichts. Also: nicht gar nichts, aber zumindest kein Hotel. Platte Island gehörte den Kokospalmen, deren Nüsse von den wenigen hier lebenden Arbeitern zu Kopra verarbeitet wurden. Mahé, die Hauptinsel der Seychellen, liegt rund 130 Kilometer nördlich. Wer von dort nach Platte will, muss für 25 Minuten in eine GulfStream der Island Development Company (IDC) steigen, die für die sogenannten „Outer Islands“ der Inselrepublik als Naturschutzbehörde fungiert. Wikipedia vermeldete kurz und knapp: „Länge: 1,25 Kilometer, Breite: 550 Meter, Fläche: 54 Hektar, Einwohner: 3.

Kein Wunder, dass das „platte“ (französisch für flach, was es gut trifft) Inselchen ein Paradies für Meerestiere und Vögel ist. Echte Karettschildkröten und Grüne Meeresschildkröten legen an den Stränden ihre Eier ab. Im pieselwarmen Wasser tummeln sich Mantas und Adlerrochen, verschiedene Haiarten, Delfine und sogar Buckelwale. An Land flattern Feenseeschwalben, Rotschwanz-Tropikvögel, Braun-Noddis, Schlankschnabel-Noddis und Ariel-Fregattvögel um die Wette auf der Suche nach den besten Nistplätzen – auch deshalb, weil die IDC mit Argusaugen darüber wacht, dass sich Eier-Wilderer und Schwarzfischer von dem Robinson-Eiland fernhalten.

Platte Island. Fotos: Waldorf Astoria
Platte Island. Fotos: Waldorf Astoria

Start frei für den Tourismus

Es war deshalb klar, dass die Hilton-Gruppe, die Muttergesellschaft der Waldorf-Astoria-Häuser, strenge Naturschutz- und Umweltauflagen erfüllen musste, als sie an die IDC mit dem Wunsch herantrat, auf Platte Island ein Luxus-Resort zu planen. Im Juli 2023 ging das Privatinsel-Hotel mit 50 Pool-Villen, einem großzügigen Spa sowie sechs Restaurants und Bars an den Start und versucht seither anderen Inseln auf den Seychellen wie North Island, Frégate Island (Wiedereröffnung noch dieses Jahr) oder Félicité (Six Senses) betuchte Kundschaft abzuwerben.

Der vielleicht größte Unterschied zu den genannten Eilanden: Platte ist eben platt und bietet von den Veranden keinen unendlichen Weitblick auf den Indischen Ozean. Wett machen das zum einen die privaten Pools, die nicht nur, wie so oft, bessere Badewannen sind, sondern richtig großzügige Becken. Zum anderen hat jede Villa – sogar die kleinste Kategorie kommt auf stolze 141 Quadratmeter – direkten Zugang zum von Palmen gesäumten Strand. Schweißtreibende Anstiege oder vorab zu arrangierende Golf-Buggy-Fahrten, wie sie auf den hügeligeren Inseln notwendig sind, spart man sich somit. Dreimal Umfallen genügt, um im Wasser zu landen, das allerdings nicht ganz transparent ist, weil sich in den feinen Korallensand Lehm mischt, der für eine artenreiche Unterwasserwelt jedoch wichtig ist.

Zurück von Ausflug, Sicht auf die Insel. Fotos: Waldorf Astoria
Zurück von Ausflug, Sicht auf die Insel. Fotos: Waldorf Astoria

Wassersport in allen Facetten

Am schönsten ist es, frühmorgens, wenn der Wind nur ein Lüftchen ist, die Insel mit dem SUP oder im Seekajak zu umrunden. Alternativ schaut man bei einer Yoga-Session der Sonne beim Aufgehen zu. Später am Tag sollte man unbedingt Schnorcheln oder Sportfischen gehen, wofür komfortable Motorboote und geschulte Guides zur Verfügung stehen; oder den aufkommenden Wind nutzen, um aufs Kiteboard zu steigen. Überhaupt gibt es für Jung und Alt ein vielfältiges Programm, falls einem doch einmal langweilig werden sollte und man die Riesenschildkröten an Land bereits alle mit Vornamen kennt. 

Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Tage auf Platte wie im Flug vergehen. Dafür sorgen schon die insgesamt sechs Restaurants und Bars. Wer nicht in seiner Villa frühstücken möchte, geht ins La Perle, wo man sich mit Blick auf den Hauptpool für den Tag stärkt. Ein Buffet gibt es nicht, was den Food Waste reduziert, allerdings nur dann, wenn man dem Servicepersonal klar kommuniziert, was man am Tisch aufgetragen bekommen möchte und was nicht. Wie immer gilt: Wer fragt, wird gehört. Wer zuckersüße, frische Mangos möchte, diese aber aufwändig zu filetieren sind und deshalb niemand so richtig darauf Lust hat, muss das eben explizit sagen.

Wasserspaß mit dem Wasserfahrrad. Fotos: Waldorf Astoria
Wasserspaß mit dem Wasserfahrrad. Fotos: Waldorf Astoria

Garten- und Meeresfrüchte

Auch für einen leichten Lunch ist die Brasserie La Perle eine gute Wahl, die geografisch nahezu alle Mittelmeer-Küchen abdeckt von Pizza bis Mezze, jedoch auch Sushi, Nigiri und Sashimi von frisch gefangenem Fisch anbietet, was man sich nicht entgehen lassen sollte. Nach dem Frühstück könnte man dann entweder eine Inseltour mit der eigens dafür angestellten Meeresbiologin unternehmen. Oder aber den Kräuter- und Gemüsegarten besuchen, auf den das Management zu Recht stolz ist. Dieser ist nämlich weit mehr als ein Feigenblatt für nachhaltiges Wirtschaften, wie es inzwischen in Mode gekommen ist. 

Der Garten auf Platte deckt bereits jetzt 55 bis 60 Prozent des Bedarfs an Grünzeug, das für die fünf täglich wechselnden Themen-Menüs gebraucht wird, die abends im Signature-Restaurant Moulin serviert werden. Damit es grünt und blüht, wurde der nährstoffarme, sandige Inselboden durch fruchtbaren Humus ersetzt. Saatgut darf nur von Mahé kommen und muss vorab von der IDC genehmigt werden. Fünf hauptberufliche Gärtner sind täglich am Werkeln, damit das Ziel – 100 Prozent Autarkie – noch 2025 erreicht wird.

Im Garten mit dem Küchenchef... Fotos: Waldorf Astoria
Im Garten mit dem Küchenchef... Fotos: Waldorf Astoria

Die Früchte dieser Arbeit „ernten“ die Gäste, wenn sie abends im Moulin dinieren. Zuerst fällt auf, dass Brot und Butter ohne Butter gereicht werden, denn Kühe und somit Milch gibt es nicht auf Platte Island (keine Angst, für den Cappuccino am Morgen wird sehr wohl Milch vorgehalten). Als Ersatz für das tierische Produkt dient ein gelungener veganer Aufstrich aus Cashew-Kernen. Das „Joghurt“, das das Gemüse aus dem heimischen Garten begleitet, basiert auf Kokosnuss-Milch. Auch die fermentierte Brotfrucht des folgenden Gangs stammt von der Insel, dito der Karotten-Kaviar. Wer möchte, bekommt dazu fangfrischen Oktopus. Beim Hauptgang stehen dann Rote Beeten im Mittelpunkt, die mit Kartoffeln und Mangos nicht Tango, sondern Séga tanzen, den traditionellen Rhythmus der Inseln im Indischen Ozean. Fleisch? Braucht man dazu nicht, aber eine rosa gebratene Entenbrust darf dazu bestellt werden.

Klare Linie

Was Mukhammed Gavi, der aus Syrien stammende Chef De Cuisine, mit seiner Brigade im Moulin da zaubert, ist zwar keine Drei-Sterne-Küche. Sie folgt aber einem stimmigen Konzept und bietet den frischen Zutaten von der Insel und aus dem Meer eine angemessene Bühne. Das gilt genauso für das Maison des Épices, wo Fusion-Küche à la Afro-Créole mit Latino-Touch zelebriert wird und deshalb neben Spezialitäten von den Seychellen auch Steak-Cuts und Fisch vom Grill auf der Karte stehen. 

Exkursion durch den Gemüsegarten., Fotos: Waldorf Astoria
Exkursion durch den Gemüsegarten., Fotos: Waldorf Astoria

Nach den Bubbles von der umfangreichen Champagner-Karte lässt man sich dazu Weiße und Rote vornehmlich aus Frankreich und Südafrika entkorken. Letztere überzeugen mit einem fairen Preis-Leistungsverhältnis. Natürlich muss ein Resort der Luxuskategorie, das ein globales Publikum anspricht, auch Burgunder von Romanée-Conti und Bordeaux-Bouteillen von Château Pétrus im Keller haben, die gerne mal fünfstellig kosten.

Drei Generationen

Dass diese bei Chef-Sommelier Gitesh Gudekar im Moulin oder im Maison des Épices geordert werden, wird man aber eher nicht erleben. Dazu müsste man schon Mäuschen spielen in den bis zu 751 Quadratmeter großen Villen mit fünf Schlafzimmern. Diese werden vornehmlich von vermögenden Familien aus dem arabischen Raum bewohnt, die drei Generationen stark samt Hauspersonal anreisen und unter sich bleiben wollen, gerne auch mal unverschleiert. 

Floating Breakfast im eigenen Pool. Fotos: Waldorf Astoria
Floating Breakfast im eigenen Pool. Fotos: Waldorf Astoria

Auch Flitterwöchner aus der Oberschicht Chinas bevorzugen eher In-Villa-Dining. Sämtliche Versuche, meiner Butlerin VIP-Geheimnisse zu entlocken, liefen allerdings ins Leere. So soll es sein. Ich trollte mich daraufhin in die Bar Lalin, um der Sonne beim Untergehen zuzusehen. 47 Gins überforderten mich. Ich entschied mich für einen Rum-basierten Long-Drink, der mit Takamaka Platte aufgegossen wird. Takamaka ist die bekannteste Rum-Brennerei der Seychellen, die eigens für das Resort einen Signature-Rum aufgelegt hat. Na dann: Cheers!


Informationen:

www.hilton.com/de/hotels/sezpiwa-waldorf-astoria-seychelles-platte-island

Fotos: Waldorf Astoria

Teilen: