Von Dublins Flughafen lässt sich Irlands Südwestküste mühelos im Mietwagen in vier Stunden erreichen, um ins winzige Hafendörfchen Schull zu gelangen. Bis Cork geht es zügig auf den Motorways, dann zügig weiter auf der Nationalstraße N 71. Es sei denn, man stoppt bereits in Ballinascarty, wo die Henry Ford Tavern auftaucht. An der Kreuzung mit der N 71 steht zudem eine „Tin Lizzy“, jenes Model T, mit dem Auto-Tycoon Henry Ford 1908 die Fließbandproduktion erfand. Es ist eine künstlerische Adaption, geschaffen aus Aluminium und Stahl vom irischen Bildhauer Kevin Holland, denn Henry Forts Familie lebte in Ballinascarty, ehe sie auswanderte.
Black Pudding Museum
Im nächsten Ort Clonakilty locken dann neue Attraktionen in Sachen Whiskey- und Gin-Herstellung und das Museum von Clonakilty Black Pudding, wo man der Geschichte dieser heiß geliebten Spezialität auf den Grund geben kann. Es gibt sie als Black und White Pudding und neuerdings sogar vegetarisch! Und natürlich muss man hier auch all den Gedenkstätten für Michael Collins Tribut zollen, jenes Unabhängigkeitshelden, der hier lebte und Westcork zum „Rebel County“ machte.

Wer es schick mag, Sandstrände und Küche auf Sterneniveau genießen möchte, checkt im Inchydoney Island Lodge & Spa ein. Es zählt zu den besten am Südwestende des Wild Atlantic Way und bietet auch „Story Weather“-Pakete für stürmische Wintertage. Am 24. Januar 2025 wären sie nötig gewesen. Sturm „Éowyn“ verwüstete mit 180 km/h die Stadt Galway und den Ring of Kerry. Aber wir sind nun schon im Vorfrühling, fahren an blühendem gelbem Ginster und sattgrünen Wiesen, vorbei zum Schull Harbour Hotel. Am Parkplatz schichtet jemand ein uraltes Schieferstein-Gemäuer auf.
Sturmschäden? Nein, hier am gesegneten Golfstrom habe man nichts verspürt. Schull ist eine winzige Dorfgemeinde mit besonderem Ruf in der Gourmetwelt. Das hat mit Frischfisch und Irish Beef zu tun, vor allem aber mit dem Gubeen Cheese, der von hierher stammt. Er steht ebenso auf der Speisekarte des Hotelrestaurants, der Gracie Blue Bar, wie die Gubeen-Salami. Das Frühstück, vom Full Irish Breakfast (mit Clonakilty Black Pudding!) bis hin zum Bagel mit Lachs und Avocado-Creme ist sogar mehrfach prämiert. Und das Schull Harbour Hotel wartet mit dem Deep Blue Health Club samt Gym, Sauna und kleinem Pool auf.
Altar und Pub
So gerüstet, kann es auf Erkundung Richtung Mizen Head gehen. Erster Stopp ist der Ort „Altar“, wo 1989 ein Keilgrab ausgebuddelt wurde, das um 2500 v. Chr. entstand. Altar heißt der Ort aber wegen der „Church of the Poor“, der Kirche der Armen. Die entstand in der großen Hungersnot, als der protestantische Pfarrer arme Katholiken dies Kirchlein errichten ließ und sie so rettete. In Schull starben derweil 25 Menschen – pro Tag!
Über Goleen, wo man bestens in der Wild West Bar einkehrt und im Lobster Pot perfekt speist, geht es durch von Regenbögen verschönerter Landschaft nach Crookhaven, wohin mit O`Sullivan`s Bar & Restaurants Irlands südlichster Pub lockt, idealerweise nach einem Spaziergang am Sandstrand von Crookhaven oder der Bucht von Barley Cove. Mizen Head ist indes noch dicht! An der Signal Station mit Visitor Centre wird noch herumgewerkelt, die Brücke zum Kap samt der „99 steps“, der 99 Stufen hin zur Aussicht wird restauriert.

Finn MacCool auf Sheep`s Head
Über Durrus, das mit dem Durrus Cheese die zweite Spezialität Westcorks bietet, geht es schnurstracks auf die Halbinsel Sheep`s Head, die sich auf Radler und Wanderer spezialisiert hat. In Kilcrohane bewundern wir Dorfkirche und preisgekrönte Dorfschule, nebenan werden Wanderkarten angeboten. Bis zum Aussichtspunkt Sheep`s Head sind es noch zwölf Kilometer. Doch das Café am Parkplatz mit 4200-Meter-Rundweg zum Leuchtturm ist leider nur unregelmäßig geöffnet. Dafür führt eine schmale Straße ab Kilcrohane nach Norden zum Seefin Viewpoint. Auf dem Seefin (345 Meter hoch) ruhte einst der mythische Riese Finn MacCool nach erfolgreicher Jagd. Heute steht hier ein Kreuz samt Marmorfigurengruppe, die Michelangelos Pieta aus dem Petersdom nachempfunden ist.
Mit Bantry ist dann wieder Stadtgebiet erreicht, wo mit Teasey`s Bistro und nebenan der Fish Kitchen zwei Restaurants ihre Dienste auch open air anbieten. 17 Kilometer weiter lockt dann der Afternoon Tea im Eccles Hotel, wo schon Zelebritäten wie Pippa Middleton abstiegen. Großartig ist der dortige Bambuspark, der Ausflug zur paradiesischen Garnish Island geradezu Pflicht – zumindest im Sommer.
Zum „Herz des Meeres“
Von Schull lohnt auch der Ausflug ins einstige Aussteigerdörfchen Ballydehob, wo Bars, Cafés und Galerien die Dorfstraße säumen und die Eisenstatue eines Wrestlers an der Straßenecke steht, der im Örtchen geboren wurde. Hochattraktiv ist Baltimore mit dem ikonischen, 1849 fertiggestellten, schneeweißen Baltimore Beacon, einem Leuchtturmersatz, der auch als „Lots Frau“ bekannt ist.

Einige Restaurants oberhalb des Hafens und an der Burg locken, dazu die Statue „Heart of the Sea“, die Helen Walsh und Paddy McCormach aus Kupfer und Bronze schufen. Aber am schönsten ist Schull, wo uns erneut Palmen, Ginster, Krokusse und Daffodils empfangen, ehe es zu einem echten Murphy`s an die Theke geht. Denn in Westcork trinkt man Murphy`s aus Cork eher als Guinness aus Dublin – das ganze Jahr über!
Informationen:
Tourism Irland: www.ireland.com/de-de
Explore Westcork: www.explorewestcork.ie
Wild Atlantic Way: www.thewildatlanticway.com
Schull Harbour Hotel: www.schullharbourhotel.ie
O`Sullivans Bar, Pub & Rest., Crookhaven: www.osullivanscrookhaven.ie
Fotos: Ellen Spielmann