Schauplatz dieses einwöchigen Top-Events, traditionell unter Patronage der Relais Bernard Loiseau in Saulieu, seit Jahrzehnten ein der ersten Adressen französischer Hochküche im Herzen des Burgunds und des Pariser Starpattisiers und Macaronmagiers Pierre Hermé, sind traditionell das familienfreundliche Constance Belle Mare Plage und das mondäne, zu den Leading Hotels of the World zählende Constance Prince Maurice. Zwei 5-Sterne-Beach- und Golfresorts am kilometerlangen Traumstand von Belle Mare an der flachen Ostküste der Insel, weit ab von den hektischen Touristenhotspots im Postkartenidyll Flic en Flac im Westen und Grand Baie im Norden von Mauritius.
Gemeinsam verfügen beide Hotels auch über den imposantesten Weinkeller im gesamten Indischen Ozean, liebevoll kuratiert von Constance Corporate Sommelier Jerome Faure, der dank exzellenter Kontakte zu den besten Chateaus und Weingütern der Welt rund 50.000 Flaschen und mehr als 2.300 Positionen zusammengetragen hat – darunter auch zahlreiche legendäre Kreszenzen wie Romanée-Conti und Co. versteht sich. Einzig die hohe Steuerlast für importierte Luxustropfen schmälert das Vergnügen ein wenig, andererseits finden Connaisseure auf der Karte dank Jeromes guter Verbindungen auch Flaschen, die kaum anderweitig zu bekommen sind.
Im Mittelpunkt des Festivals steht traditionell eine Mischung exklusiver Degutationsmenüs, und Masterclasses, vor allem aber hochkarätig besetzter Wettbewerbe, bei denen die aus Europa angereisten Sterneköche und Spitzenpatissiers gemeinsam mit den Lokalmatadoren aus den Küchen und vom Serviceteam der sieben Constance-Hotels u.a. um die renommierte Deutz-Trophy, gestiftet von der gleichnamigen Maison in der Grand Cru Gemeinde Aÿ und die nach dem 2003 verstorbenen, französischen 3*-Koch benannte Trophy-Bernard-Loiseau kämpfen. Damit ist das Festival, das sich auf Grund der herzlichen Atmosphäre fast ein wenig wie ein Familientreffen anfühlt, für Fachpublikum wie kulinarisch interessierte Hotelgäste gleichermaßen spannend.
Für Deutschland um einen der begehrten Preise am Start: Thomas Wohlfeld (1*) vom Casual Fine Dining Restaurant Handwerk in Hannover. Nicht weniger hochkarätig besetzt als der Kombattantenkreis war diesmal auch die Jury, der sich die Teilnehmer stellen mussten, in der neben Patrick Bertron (2*) von der Relais Bernard Loiseau und Pierre Hermé, u.a. der Gewinner des Küchen-Oskars Bocuse d´Or 2015, der Norweger Orjan Johannessen, Sommelierweltmeister 2000 Olivier Poussier oder Laurent Petit (3*) vom Les Clos des Sens in Annecy vertreten waren.
Dieses Jahr als Weinpartner mit dabei: das Rheingauer VDP Weingut Balthasar Ress, zu dessen klassischem Riesling-Portfolio ebenfalls eine exzellente Range an Naturweinen zählt. Eingerahmt wurden die kulinarischen Wettkämpfe von hochkarätigen Galadinners, präsentiert u.a. von den Trophy-Gewinnern der Vorjahre wie Sascha Kemmerer (1*) vom Travel Charme Hotel Ifen, der im Barachois aufkochen durfte – dem schwimmenden Plein-Air Restaurant des Prince Maurice – und u.a. mit einer Foie Gras mit Ananas-Chutney, Kokossorbet und grünem Pfeffer begeistern konnte. Oder Deutz-Trophy Gewinner 2022 Masashi Ijichi (1*) vom La Cachette in Valance, der im Blue Penny Cellar des Constance Belle Mare Plage mit einem Wein Pairing Dinner reüssierte, dessen flüssiger Teil von der Maison Deutz und der wie Deutz ebenfalls zur Roederer-Gruppe zählenden Domaine Delas an der Rhone beigesteuert wurde.
Unser persönliches Highlight aber war das 12-Hands-Dinner im Restaurant Archipel des Constance Prince Maurice, zu dem Thomas Wohlfeld (1*) madagassische Gambas mit Petersilien-Emulsion und fermentiertem Kohlrabie beisteuerte, kongenial begleitet von einem Hattesheimer Nussbrunnen GG von Balthasaar Ress. Einfach umwerfend dann die anschließend eingeschenkte 2001er Balthasar Ress Spätlese vom Rüdesheimer Berg Rottland, begleitet von Skrei mit einer Kokosemulsion und grünem Curry aus der Küche von Alain Bianchin (1*) in Brüssel. Ja selbst beim puristischen Hauptgang vom Australischen Tenderloin, den der sympathisch Ricardo Gaspari (1*) vom Ristorante San Brite in Cortina d´Ampezzo auftischte, konnte der Riesling den eigentlich als Begleitung vorgesehenen Pomerol Clos Beauregard unserer Meinung nach locker ausstechen.
Doch Mauritius kann nicht nur im Highend-Segment als erstklassige Foodie-Destination punkten, sondern auch in Sachen Streetfoot. So zählt der Britische Telegraph Mauritius´ Inselkapitale Port Louis zu den Top 10 Streetfood Hotspots weltweit. Soweit würden wir zwar nicht gehen, aber tatsächlich bietet die Stadt kulinarische Verlockungen an praktisch jeder Straßenecke.
Am besten lernt man die lokale Foodszene im Rahmen einer Walking-Tour der Taste Buddies kennen – einem engagierten Team lokaler Foodies. Die startet an der mondänen Caudan Waterfront und führt über die Jardins de la Compagnie und Chinatown bis in Marktviertel von Port Louis, wo sich das kulinarische Angebot in seiner ganzen Fülle präsentiert. Kein Wunder, mischen sich in der abwechslungsreichen, aromenintensiven Inselküche doch Einflüsse von mindestens einem halben Dutzend Ethnien – von Französisch über Britisch, Indisch bis hin zu Chinesisch, Arabisch, Afrikanisch und natürlich kreolisch, was sich auch am großzügigen Umgang mit zahlreichen Gewürzen ablesen lässt. So stehen u.a. Masala, Muskat, Chili, Zimt, Curry, Kardamom, Anis, Nelke, Ingwer, grüner Pfeffer und Vanille, die ebenfalls in kleinem Stil auf Mauritius kultiviert wird, bei den Einheimischen hoch im Kurs. Außerdem alle Sorten von Pickles und Chutneys – schließlich haben heute rund 60% der Mauritier indische Wurzeln.
Zu den Lunch-Favoriten der Locals gehören feurige Seafood-Curries oder chinesisch inspirierte Nudelgerichte. Aber auch Gateaux Piment, frittierte, feurig scharfe Kichererbsenbällchen, oft begleitet von Rougaill, einer würzigen Tomatensauce oder Brigele Brigele Frire, in einer Mischung aus Kichererbsenmehl, Knoblauch, Zwiebeln und Ingwer eingerollte Auberginen erfreuen sich großer Beliebtheit.
Wir probieren bei unserer Walking Tour außerdem Dholl Puri, dünne Teigfladen, zubereitet mit gelben Linsen und gefüllt mit verschiedenen Curries und teuflisch scharfen Chilis, Boulette – eine Art mauritische Variante Chinesischer Dim Sum und Babyananas mit feingemahlenem Salz und frischer Chile – eine erstklassige Erfrischung im schwülheißen Tropenklima der Insel. Wem der Markt von Port Louis zu touristisch ist – in Centre de Flacq an der Ostküste von Mauritius findet Mittwoch und Sonntag einer der schönsten, authentischen Obst- und Gemüsemärkte der Insel statt.
Lohnend ist auch der Abstecher zur Rhumerie de Chamarel im Black River Gorge National Park, die die vielleicht besten Brände der Insel produziert. Alle Destillate werden hier, ähnlich wie auf den französischen Antillen, nach der Methodé Agricole aus frischem Zuckerrohr aus eigener Produktion hergestellt und teilweise sogar zweifach gebrannt, bevor sie anschließend in Fässern aus französischer und amerikanischer Eiche oft viele Jahre reifen dürfen. Anders als die meist opulenten und süßen Rums der Karibik und Mittelamerikas, ist der Rum aus Chamarel deutlich trockener und eleganter, ja erinnert, je nach Fassart, eher an einen edlen Cognac oder milden Whisky mit leicht exotischem Touch, in dem warme Gewürz- und trockene Fruchtnoten dominieren.
Tatsächlich erlebt die Rumproduktion auf Mauritius gerade eine echte Renaissance, denn mit zu Rum veredeltem Zucker lässt sich deutlich mehr Geld verdienen als mit dem Urprodukt und so sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Destillerien entstanden.
Eine weitere erstklassige Rum-Adresse ist z.B. New Grove in Pamplemousse im Nordwesten von Mauritius, gleich neben dem sehenswerten Museum Aventure du Sucre, in dem man alles über die Rolle und Bedeutung des Zuckerrohranbaus auf Mauritius erfährt, der das Landschaftsbild der Insel bis heute nachhaltig prägt. Diese Destille stellt auch eine limitierte Single Cask Edition für die Constance Hotels her. Einmal in Pamplemousse kann man den Besuch auch mit einem Abstecher in den ältesten botanischen Garten der südlichen Hemisphäre verbinden.
Zum Schluss machen wir dann noch rasch Station bei Alexander Oxenham, Inhaber und Önologe der Boutique Winery Takamaka. Alexander, der wie sein Vater in Dijon Weinbau studiert hat, und hier aus vollreifen Litchifrüchten einen Wein produziert, der es nicht nur locker mit „echtem” Rebensaft aufnehmen kann, sondern dank Ausbau in kleinen Eichen- und Akazienholzfässern so ein komplexes Aromenspektrum entwickelt, dass er sich auch ideal für anspruchsvolle Foodpairings eignet, wie Alexander nicht ohne Stolz erzählt. Direkt Ausprobieren kann man das im angeschlossenen kleinen Bistro des Weinguts.
Doch halt: natürlich sollen auch die Gewinner der drei wichtigsten Wettbewerbe des Constance Festival Culinaire an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Gewinner der Deutz-Trophy 2003 ist Christopher Haatuft (1*) vom Lysverket Restaurant im norwegischen Bergen, die Bernard Loiseau Trophy ging dieses Jahr an das Team Romuald Fassenet (1*) vom Château Mont Joly im Jura und Mahendran Seenivasan vom Constance Halaveli Maldives, während sich Jérome de Oliveira und Aurélie Jugoo vom Constance Belle Mare Plage über die Piere Hermé Trophy freuen durften. Die nächste Edition des Constance Festival Culinaire findet dann voraussichtlich im März 2024 statt.
Informationen:
Alles rund um Mauritius: www.mauritiusnow.com
Constance Festival Culinaire: www.constancehotels.com/en/constance-festival-culinaire
Foodtour Tasebuddies: www.tastebuddies.mu
Chamarel Distillerie: www.rhumeriedechamarel.com
New Grove Distillerie: www.newgrove.mu/en
Takamaka Boutique Winery: www.takamakawinery.com
Fotos: Constance Festival Culinaire, Mauritius