Schon die Anfahrt macht deutlich, dass es sich beim La Mamounia nicht um ein „gewöhnliches“ Luxushotel handelt. Kaum stellen wir den Mietwagen vor dem großen schmiedeeisernen Tor ab, um uns zu vergewissern, dass sich dahinter der Weg zur Rezeption befindet, sind wir von zwei Polizisten und einem Hotelmitarbeiter mit Knopf im Ohr umringt. Ebenso schnell wird unsere Reservierung geprüft und das Fahrzeug mit einem Unterboden-Kontrollspiegel begutachtet – und das Tor zum Palasthotel öffnet sich.
Winston Churchill dürfte vermutlich ein anderes Entrée erlebt haben. Der einstige britische Premier, der sich auch als Maler und Schriftsteller einen Namen machte, verbrachte 1935 seinen ersten Winter hier, um von einem Balkon mit Blick auf den Atlas zu arbeiten und der Malerei zu frönen. „This is a wonderful place, and the hotel one of the best I have ever used“, schrieb er seiner Gattin Clementine – und wurde zum Stammgast. Das Hotel würdigt ihn mit einer nach ihm benannten Bar und einer 107 Quadratmeter großen Suite, unter anderem ausgestattet mit Schottenkaro-Sesseln, Originalgemälden und einem Porträt mit Zigarre über dem Bett.
Auch abseits von Churchill gleicht das La Mamounia einer gemauerten Ahnengalerie der Prominenz. Zu den Gästen zählten neben Alfred Hitchcock, der hier „Der Mann, der nichts wusste“ drehte, Charles de Gaulle, Ronald Reagan, Francis Ford Coppola, die Rolling Stones, Maurice Ravel und Charlie Chaplin – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Beatles-Legende Paul McCartney fand hier die Inspiration zu seinem Song „Mamunia“.
Bestes Hotel in Afrika laut Condé Nast
136 Zimmer, 71 Suiten und drei 700 Quadratmeter große Riads mit eigenem Pool stehen für die Gäste zur Wahl – umgeben von einem acht Hektar großen Park, darin ein 1500 Quadratmeter großer Gemüsegarten. Im Inneren des Hotels umgibt die Besucher eine ebenso einzigartige wie unaufdringliche Geruchs-Mélange aus Datteln und Bitterorange, die von der Parfümeurin Olivia Giacobetti exklusiv für das Hotel kreiert wurde. Maurische Einflüsse erstrecken sich von den Badezimmertüren bis zur Terrasse, die in sanften Grün- und Rosatönen gestrichen ist, die im Kontrast zu den dunkleren Hölzern und Stoffen stehen.
General Manager Pierre Jochem, der das La Mamounia seit 2013 leitet, sieht sich wie ein Dirigent: „Ich bin von rund 800 Mitstreitern umgeben, die alle verschiedene Instrumente spielen. Meine Aufgabe ist es, sie so gut wie möglich zu führen, um die Harmonie zu fördern, falsche Noten zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Musik auch wirklich gefällt.“ Es scheint ihm gelungen zu sein: Das Traditionshaus steht auf Platz sechs des Rankings der Worlds 50 Best Hotels und wurde bei den Condé Nast Traveler Readers‘ Choice Awards im vergangenen Jahr zum wiederholten Male zum „Best Hotel in Africa“ gekürt. Der „Architectural Digest“ hatte es 2018 auf seine Liste der „sieben historisch bedeutsamsten Hotels der Welt“ aufgenommen.
Hummer-Tajine mit Fenchel und Grenaille-Kartoffel-Confit
Liebhaber der marokkanischen Küche kommen im „Le Marocain“ auf ihre Kosten, das inmitten von Palmen und Olivenbäumen im weitläufigen Hotelparkt liegt. Gourmets genießen hier in diskreten Nischen, begleitet von Live-Musik. Am besten lassen sich die Kreationen von Chef Rachid Agouray in einem seiner drei „Expérience-Menüs“ kennenlernen. Eine Versuchung unter den Vorspeisen sind die mit der maghrebinischen Gewürzmischung Ras el Hanout marinierten Jakobsmuscheln nebst Blumenkohl und Arganöl sowie die gebratenen Riesengarnelen mit pürierter Artischocke, Tomatenconfit, Passionsfrucht-Coulis und Koriander. Mit Blick auf die Hauptspeisen sind das Hummer-Tajine mit Fenchel und Grenaille-Kartoffel-Confit und Babygemüse oder das in Safranbrühe gekochte Wolfsbarschfilet eine kulinarische Sünde wert.Ein Muss – auch für Besucher, die nicht im La Mamounia nächtigen – ist die Bar Majorelle, benannt nach dem französischen Künstler Jacques Majorelle, der hier einst malte. Unvergessen bleibt der „Perbacco” genannte Cocktail aus Vodka Absolut Elyx, Thymian, einer Infusion von Bitterkirschen in Aglianicowein, Angostura bitter und Eiweiß. Auf der herrlichen Terrasse unter Palmen würde man die Zeit allzu gern anhalten, um länger zu genießen.
Im vergangenen Jahr feierte das La Mamounia sein 100-jähriges Jubiläum. Die „Grande Dame“ präsentiert sich nach den umfangreichen Renovierungen der vergangenen Jahre verführerischer und jünger als je zuvor. Sie war und wird untrennbar mit dem Mythos von Marrakesch verbunden sein.
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Fotos: La Mamounia, Christian Euler