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Kulturelle Schatzkammer mit uralten Geheimnissen

Dazu locken Trüffelfeste, offene junge oder antike Kellereien und Naturparks. Wie eine Reise in eine andere Zeit wirkt der Besuch in den kleinen Orten, oben auf den Hügelkuppen, wo es noch mysteriöse, uralte Geheimnisse zu entdecken gibt. Über den Dächern der ehemaligen römischen Stadt Osimo ragt der eindrucksvolle Duomo di San Leopardo aus dem 13. Jahrhundert in die Höhe.

An einem Nebeneingang drängt sich ein älteres Ehepaar in seinen dreirädrigen Ape Piaggio, um offensichtlich gut gelaunt zum Läuten der Glocken nach dem Kirchgang die Heimfahrt anzutreten. Andere treffen sich in einem der vielen Cafés, um zu plaudern. Zahlreiche Palazzi aus dem 16. und 17. Jahrhundert säumen die schmalen Straßen. Antike Mauerreste, römische Brunnen sowie die rätselhaften „kopflosen Statuen“ am Rathaus regen zum Staunen an. Einzigartig ist aber das kilometerlange, verzweigte Sandsteintunnel- und Grottensystem unter der heutigen Stadt. Einige der unterirdischen Gänge gehen bis auf die Antike zurück, andere stammen aus dem Mittelalter.

Franziskanermönche scheinen die Höhlen als Lagerhäuser für Lebensmittel und für religiöse Zwecke genutzt zu haben. Wenn während einer Besichtigung für einen kurzen Augenblick das Licht ausgeschaltet wird, ist durch die Dunkelheit und Stille das Mittelalter so präsent.

Im Sandsteintunnel- und Grottensystem. Foto: Carola Faber
Im Sandsteintunnel- und Grottensystem. Foto: Carola Faber

Nach den Idealen der Renaissance

In Jesi wurde 1194 der Stauferkaiser Friedrich II. geboren. Sehenswert sind die imposante Stadtmauer, der Dom, die Pinakothek im Palazzo Pianetti sowie die malerischen Gassen und Plätze. Auch der Komponist Giovanni Battista Pergolesi wurde 1710 in Jesi geboren. Im Hinterland der Marken verdankt die hübsche Stadt Loreto ihren Ruhm der Basilika, die seit Jahrhunderten als Pilgerziel bekannt ist. Von archäologischen Forschungen bestätigt, befindet sich dort das Haus aus Nazareth, in dem Maria geboren und erzogen wurde und indem die Verkündigung Gabriels stattgefunden haben soll. Das Haus bestand aus einem Zimmer mit drei Wänden aus Backsteinen, die dazu dienten eine Grotte zu schließen und daher auf eine vierte Wand verzichtet werden konnte. Der Legende nach soll das Haus von Engeln nach Loreto getragen worden sein, doch waren es vermutlich die Kreuzritter, die die Steine über mehrere Stationen nach Italien brachten.

Recanati gehört ebenfalls zu den Orten, die für ihr kulturelles Erbe bekannt sind. In den verwinkelten Straßen und Gassen sind zahlreiche architektonische Kleinodien, der mittelalterliche Dom, das historische Rathaus und prachtvolle Adelspaläste zu entdecken. Der bekannteste Künstler dürfte besonders in Italien der Poet und Philologe Giacomo Leopardi sein. Er wurde in Recanati im Jahr 1789 geboren. Sein Leben und Werk ist überall in der Stadt präsent. Sein Geburtshaus sowie die berühmte Familienbibliothek kann besichtigt werden. Corinaldo thront auf einem Hügel. Eindrucksvoll ragen die gewaltigen Türme der Stadtmauer aus dem Jahr 1366 in die Höhe. Die Verteidigungsanlagen aus dem 15. Jahrhundert zählen zu den am besten erhaltenen der italienischen Marken. Mehr als 100 Stufen der steilen Treppe La Piaggia führen am alten Brunnen Pozzo della Polenta vorbei bis zur vollständig erhaltenen Altstadt in der manche Häuser mit der farbenfrohen Bougainvillea berankt sind.

Der erfolgreiche Feldherr und glühende Humanist Federico da Montefeltro, der Künstler und Philosophen an seinem Hof versammelte, ließ Urbino nach den Idealen der Renaissance anlegen. Die komplett erhaltene, prachtvolle Altstadt lockt mit dem Herzogspalast, in dem sich heute das Nationalmuseum befindet. Lohnenswert ist in der pulsierenden Studentenstadt auch eine Besichtigung des Geburtshauses des Renaissancemalers Raffael. Dort sind Werke des Meisters und die Wohnkultur der vergangenen Jahrhunderte zu sehen.

Spaziergang durch Fossombrone und über die steinernen Brücken. Foto: Carola Faber
Spaziergang durch Fossombrone und über die steinernen Brücken. Foto: Carola Faber

Fossombrone lautet der Name einer charmanten mittelalterlichen Stadt in der Provinz Pesaro-Urbino. Ein Kloster, Kirchen, ein archäologischer Park, Museen und das Flair einer italienischen Kleinstadt kennzeichnen den Ort am Fluss mit den alten steinernen Brücken. Eine Attraktion befindet sich etwa zwei Kilometer außerhalb der Stadt. Die Felsschlucht mit den extrem hohen Wänden „Marmitte dei Giganti“ lockt Touristen, wie Abenteurer gleichermaßen an. Über Jahrtausende haben die Wasserbewegungen des Metauro-Flusses die hügelige Schlucht mit einer einzigartigen, wunderschönen Landschaft und dem grün-blauen Wasserbecken geformt.

Einem Märchen entsprungen

Eine glitzernde Kristallwelt, bizarr und gigantisch: Die Welt der Grotte di Frasassi scheint einem Märchen entsprungen zu sein. Die Tropfsteinhöhlen mit Stalagmiten und Stalaktiten wurden durch Regenwasser in das Gestein gegraben. „Erst 1948 entdeckten Forscher den Eingang zur Grotta del Fiume. Fast 20 Jahre später wurde ein mehr als einen Kilometer langer Seitenarm gefunden. Aufregendster Augenblick dürfte 1971 gewesen sein, als zufällig ein kräftiger Wind aus einer stark überwucherten Spalte bemerkt wurde und somit die gigantische Grotte Abisso Ancona entdeckt wurde. Sie zählt mit einer Länge von 180 Metern, einer Breite von 120 Metern und eine Höhe von 200 Metern zu den weltweit größten Höhlen, in der sogar der Mailänder Dom Platz finden würde. Auf einem etwa 1500 Meter langen Weg können Besucher sich von der Schönheit der Höhle mit den tiefen Abgründen und Seen verzaubern lassen.

Die Tempietto del Valadier. Foto: Carola Faber
Die Tempietto del Valadier. Foto: Carola Faber

Wenige Kilometer weiter befindet sich oberhalb des grünen Flusses, der sich seinen Weg unaufhörlich durch eine Schlucht bahnt, in einer schützenden Grotte eine kleine Kirche. Diesen achteckigen Tempietto del Valadier ließ Papst Leo XII., der in Genga geboren wurde, im Jahr 1828 bauen. Daneben schmiegt sich eine Einsiedelei in den Felsen. Auch das auf Stein gebaute, historische Genga lohnt einen Besuch, wie auch das kleine Heilbad San Vittore mit seinem hinreißenden Relief aus mittelalterlicher Brücke, historischen Steinhäusern und einer Benediktinerabtei aus dem 11. Jahrhundert.

Fotos: Carola Faber

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