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Irlands alter Osten: Kilkenny und Carlow

Die Stadt Kilkenny ist attraktiv auch für Hurling-Fans. Irlands Nationalsport dominieren die Kilkenny Cats, denen an der Brücke über den River Nore ein monströses Denkmal gesetzt wurde. Von dort sind es nur Schritte über The Parade zum Kilkenny Castle, das mit Rosengarten und weitläufigem Park lockt. Mit dem Butler House & Garden folgt ein weiteres Erholungsgrün, ehe die Läden der National Design & Craft Gallery alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Waren von Kilkenny Design sind ein Aushängeschild. Im Hof steht zudem – wie an mehreren Stellen am 2021 eingerichteten Kilkenny Catwalk, ein veritables Katzenkunstwerk: „Black Cat“ schuf Steven Aylin 2019! 

An der High Street ragt der Uhrenturm des Tholsel, des alten Rathauses auf. Dort stets für eine Pause gut ist das italienische Caffè Nero. Aber Kilkenny steht vor allem für Pubs. Da ist die berühmte Kneipe „Hole in the Wall“ im Hinterhof von 17 High Street. Dies „Loch in der Wand“ versteckt sich im ältesten Townhouse der Stadt, dem 1582 erbauten Archer Inner House, bietet Guinness vom Fass, öffnet aber nur noch freitag- und samstagabends.

Katzenkunstwerk: „Black Cat“ von Steven Aylin. Foto: Ellen Spielmann
Katzenkunstwerk: „Black Cat“ von Steven Aylin. Foto: Ellen Spielmann

Hexenbräu im Kyteler`s Inn

Im Kyteler`s Inn, der zweiten Topadresse, geht es dafür rund! Hier wird seit 1324 gezapft – vermutlich auch schon früher. Denn einen Ausschank hatte die hier residierende Dame Alice Kyteler auch, ehe sie 1323 als Hexe verklagt Hals über Kopf die Stadt verließ. Der Vorwurf: Sie hatte gleich vier Ehemänner überlebt, was einigen Nachkommen nicht passte. Vom örtlichen Bischof Ledrede der Hexerei und sexuellen Umtrieben mit dem Teufelchen Artissen beschuldigt, gelang ihre Flucht dank Adelsfreunden. 

Ihrer Magd Petronella erging es schlechter: Sie wurde gefoltert, ausgepeitscht und verbrannt. Im Kyteler`s erinnert eine Statue der Dame an diese frühe Hexenverfolgung, am Tresen wird neben 90 irischen Whiskeys (niemals Scotch oder Bourbon bestellen!) nun exklusiv auch ein wahres Hexengebräu, das dunkle Bier „Witches Brew“ gezapft. Bierfans pilgern auch zur Smithwick`s Experience, denn dies Ale behauptet sich seit Jahrhunderten gegen jede Konkurrenz. 

Im Kyteler`s Inn wird seit 1324 gezapft. Foto: Ellen Spielmann
Im Kyteler`s Inn wird seit 1324 gezapft. Foto: Ellen Spielmann

St. Canice’s Cathedral: ein Hahn im Topf

St. Mary`s Cathedral, Black Abbey, Rothe House und neues Stadttheater sind weitere Ziele, ehe der über 30 Meter hohe Rundturm St Canice`s Cathedral auftaucht. Im Kircheninneren bestaunt man ein zugemauertes Lepraloch und herrliche Bleiglasfenster. Grabplatten erzählen von Irrungen und Wirrungen der Zeiten. Die von Edmund Purcell, Captain der Lord Butler Light Troops, zeigt gar einen aus einem Kochtopf fliegenden Hahn. Dieser „Cock in the pot“ steht für eine einst verbreitete Osterlegende: Römische Soldaten wachten außerhalb von Jesu` Grab und erörterten die Wahrscheinlichkeit seiner Auferstehung. Einer meinte, eher fliege sein Hahn aus dem brodelnden Kochtopf als dass dieses geschehe. Prompt geschah das Unglaubliche.

Auch Hexenbischof Ledrede ist mit seinem Grab und dem hier seit 2024 ausgestellten Red Book of Ossary vertreten, in dem er 1324 60 Seiten verfasste. Im Buch enthalten sind auch die ältesten irischen Aufzeichnungen zur Whiskey-Destillation.

Übernachten kann man in Kilkenny bestens im Mena House B&B, wo Katherine Molloy ihr zigfach prämiertes Frühstück serviert. Zwei Gehminuten weiter bietet dort das Glendine Inn auch Murphy`s, Guinness, amerikanisches Coors und Bar Food. Vom B&B geht es am River Nore zur Altstadt. Am Weg hat die Butler Gallery für moderne Kunst mit dem Wild Flower Café eine neue Bleibe in altehrwürdigen Gemäuern gefunden. 

Mena House B&B. Foto: Ellen Spielmann
Mena House B&B. Foto: Ellen Spielmann

Zum Farmers Market und einem Trumm

Die Kleinstadt Carlow am River Barrow trägt in ihrem irischen Namen Ceatharlach ihre historische Bestimmung als Marktort: Er bedeutet „Platz der Rinder“ und verweist auf die florierende Landwirtschaft im umliegenden County. Dies war schon immer so. Davon zeugt drei Kilometer östlich des Stadtzentrums direkt an der N 726 der Browneshill Dolmen: ein Trumm, dessen gigantischer Deckstein über 100 Tonnen wiegt. Ein Rekord: Der zwischen 4000 und 300 vor Christus errichtete Browneshill Dolmen gilt als größte „Portal Tomb“ der Britischen Inseln! Die archäologisch nie untersuchte Anlage ist bestens erschlossen. Vom Parkplatz führt ein gepflegter Fußweg direkt auf die grüne Wiese!

Zurück in Carlow öffnet samstags von 9 bis 14 Uhr der Farmers Market am alten Kartoffelmarkt. Mit seinen frischen lokalen Produkten und Kunsthandwerk ist er quasi eine Essenz des County-Lebens. Frisches Brot, Gemüse, Fleisch, Fisch, Pilze, handgefertigter Käse und warme Gerichte erfreuen den Gaumen. 

Browneshill Dolmen. Foto: Ellen Spielmann
Browneshill Dolmen. Foto: Ellen Spielmann

Ein Lied und visuelle Kunst

Im County Museum mit Tourismusinformation lockt die sechs Meter hohe Kanzel aus der Stadtkathedrale. Ihm schließt sich ebendiese, 1833 eingeweihte katholischen Stadtkirche, die Cathedral of the Assumption an, deren Turm mit Tudor-Krone 46 Meter aufragt. Sie ist berühmt für ihre Chöre, die am Weihnachtsabend 2013 bekannt wurden, als die Christmette als Eurovision in ganz Europa übertragen wurde. 

Gegenüber wurde die schneeweiße Hausfassade 2016 als „Note on the Wall“ mit den Noten des Liedes „The old stones of Carlow“ geschmückt und soll seither den Gemeinsinn stärken. Ganzer Stolz der Stadt ist das sich anschließende renommierte St. Patrick`s College, die beste Bildungsstätte in weitem Umkreis. Carlows Hauptattraktion ist aber das folgende neue Visual Centre for Contemporary Art, das dem George Bernard Shaw Theatre angegliedert ist. 

In vier großen Sälen sowie digital zeigt es temporär moderne Kunst des 21. Jahrhunderts. Im Frühling 2025 wurden hier Werke von Carol Rhodes, Dominique White oder Holly Márie Parnell gezeigt. Für das leibliche Wohl sorgt das hauseigene Café/Restaurant „Lennons“, das dank separatem Eingang auch abends zum vorzüglichen Dinner lädt. 

Das St. Patrick`s College. Foto: Ellen Spielmann
Das St. Patrick`s College. Foto: Ellen Spielmann

Informationen:

Tourism Ireland: www.ireland.com/de-de

Kilkenny: www.visitkilkenny.ie

Carlow: www.carlowtourism.com

Kyteler`s Inn: www.kytelersinn.com

Hole in the Wall: www.holeinthewall.ie

Mena House B&B: www.menahousebandb.com

Visual Centre for Contemporary Art: www.visualcarlow.ie

Lennons@Visual: www.lennons.ie

Fotos: Ellen Spielmann

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