Cork am River Lee ist heute „Apple City“, die Apfelstadt, dank seines größten Steuerzahlers, des Weltkonzerns Apple. Historisch setzte Cork indes eher – alles auf Butter! Davon zeugt der klassizistische, 1849 errichtete Bau der Butter Exchange, des auch Butterbörse genannten Buttermarkts. Er war mal der größte der Welt. Der Marmorkopf einer Kuh ziert bis heute das Hauptportal des Baus im urigen Stadtteil Shandon, wo sich einst auch Corks Open-air-Metzgereien befanden.
Von Corks Hafen Cobh gelangte die Delikatesse in alle Erdteile – Cork war größter Butterexporteur des Globus. Bei ihrem letzten Hafenstopp vor dem Untergang bunkerte Cobh wohl auch die „Titanic“ Butter. Cobhs Titanic Experience erinnert nun samt Nachbau eines Erste-Klasse-Abteils daran. Neben dem Buttermarkt präsentiert heute das Butter Museum die glorreiche Geschichte des goldenen Brotaufstrichs – und zeigt sogar ein Fass mit Bog Butter – 1000 Jahre alt, einst zur Kühlung im Moor versenkt, dann wohl schlicht vergessen.
Rechterhand der Börse steht der Turm der St. Anne`s Church mit seinem 15 Meter hohen, Pepper Pot (Pfeffertopf) genannten Aufbau, auf dem die Wetterfahne in Form eines Lachses installiert ist. Besucher pilgern zu dieser Annenkirche, um die acht berühmten Glocken, die Shandon Bells, läuten zu lassen.

Butter bietet der English Market, den Queen Elizabeth II. 2011 und der heutige King Charles III. 2018 besuchten, natürlich auch. Aber man geht mit der Zeit, heute konkurriert hier alles Irische auch mit mediterraner Gourmetkost. Eine Ausnahme bildet O` Reilly`s am Eingang von The Parade, wo man traditionell seit Anfang 1900 Innereien und natürlich auch Corks Version des Black Pudding, Drisheen, ersteht.
Irisch sind auch die Fischhändler, allen voran Ballycotton Seafood und schon seit 1962 K O`Connell. Hier kann man frisch gefangenen prächtigen Wolfsbarschen noch ins offene Maul schauen, während zwei Stände weiter bei Maki Sushi schon der Verzehr lockt. Top, auch, weil es im oberen Rang der Halle angesiedelt ist, ist das ehrwürdige Farmgate Café mit Restaurant, wo man Lemon Tart und Sahnetorte ebenso ordert wie die irischen Klassiker Lamb Stew, Fish Pie, Kutteln mit Zwiebeln und Drisheen oder Lammleber.
Faszinierend ist, dass man seit 2006 entlang der berühmten Poetry Wall diniert. Hier haben sich berühmte und weniger bekannte irische Poeten mit Gedichten und Texten verewigt, u. a. Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney und Irlands aktueller Präsident Michael D. Hig¬gins.
Waterford Greenway, Youghal, Tramore
Viele Wege führen von Cork ins 121 Kilometer entfernte Waterford, stets passiert man indes Midleton, wo der Besuch der Jameson Distillery anstehen könnte. Schließlich gehört Irish Whiskey zu Irland. Auch die Küstenstadt Youghal mit ihrem Clock Gate Tower, dem Heritage Centre und der St. Mary`s Collegiate Church ist die Visite wert.
Top ist dann Dungarvan mit Burg und Markt, wo man ideal im Park Hotel absteigt oder auf dem Waterford Greenway entlang einer alten Bahntrasse über Kilmacthomas gen Waterford radelt. Allerdings verpasst man dann Tramore und dort den Japanese Garden zu Ehren des Autors Lafcadio Hearn. Kurz vor Waterford sind dann die Mount Congreve House and Gardens ein Muss: Im dortigen Stables Café lockt der Afternoon Tea mit Scones und Clotted Cream.

Waterford Blaas im Wikinger-Dreieck
Kulinarischer Hit in Irlands fünftgrößter Stadt ist der „Waterford Blaa“, ein fluffiges Weißbrötchen, das im 17. Jh. von Hugenotten eingeführt wurde. Der Name stammt vom Hugenotten-Wort „Blaad“, abgeleitet vom altfranzösischen „Blanc“ für „Mehl“. Man verputzt Blaas zum Frühstück mit Eiern, Bacon und Würstchen – oder schlicht mit Butter! Waterford besucht man wegen des Viking Triangle, des Wikinger-Dreiecks. Denn die Stadtgründung ging auf eben jene rauen Gesellen aus Skandinavien zurück, die von hier Irlands Süden eroberten.
Waterford hat sich für seine Gäste prächtig herausgeputzt, bietet am Merchant’s und Custom House Quay entlang des uralten Flusshafens am River Suir ausreichend Parkplätze rund um ein restauriertes, 1910 gebautes Kran-Ungetüm. Auf der sich anschließenden William Vincent Wallace Millennium Plaza steht das an weiße Segel erinnernde, vom Bildhauer Liam Lavery geschaffene, hochaufragende Monument zu Ehren des in Waterford geborenen Opernkomponisten William Wallace. Mit samt der von hölzernen Thronen umstandenen Bühne ist es das neue Stadtwahrzeichen.
Gegenüber ragt der Reginald`s Tower auf, Waterfords ältestes Gebäude. Rechterhand erinnert ein Wikingerschiff-Nachbau an die Vergangenheit, dahinter öffnet mit The Reg eine berühmte Late Bar. Um die Ecke beginnt indes die Hauptstraße The Mall, die zum House of Waterford Crystal führt. Die 1783 in Waterford gegründete Glasmanufaktur kann besucht, den Glasbläsern über die Schulter geschaut werden. Beeindruckend ist die Verkaufsausstellung dieses Weltklasseunternehmens.
Gegenüber öffnen das Royal Theater und das Museum im derzeit außen renovierten Bishop`s Palace, den einst der 1690 in Kassel geborene Richard Cassels schuf. Hier lohnt die Pause mit leichten Speisen im Bishop`s Palace Café, idealerweise mit Irish Goat Cheese serviert.
Mit dem Medieval Museum, dem Silver Museum, Irlands Uhrenmuseum, dem Museum of Time, dem neuen Wake Museum zur Geschichte der Auferstehung seit keltisch-frühchristlicher Zeit und vielem mehr bietet Waterford auf engstem Raum eine Fülle von Attraktionen, die weit über die Epoche der Wikinger hinausreichen.
Informationen:
Tourism Ireland: www.ireland.com/de-de
Stadt/County Cork: www.purecork.ie
Stadt/County Waterford: www.visitwaterford.com
English Market, Cork: www.corkcity.ie/en/english-market
Viking Triangle, Waterford: www.waterfordtreasures.com
Bishop`s Palace Café, Waterford: www.waterfordtreasures.com/landing-bishops-palace-cafe
The Reg Bar, Waterford: www.thereg.ie
Waterford Crystal: www.waterford.com/en-de
Fotos: Ellen Spielmann