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Herausragendes Gesamtkunstwerk des toskanischen Weinbaus

2006 schuf Architektin Agnese Mazzei die neue Cantina unterhalb des Bergdörfchens Fonterutoli, von dem eine herrliche Zypressenallee hinab zur perfekt in die Landschaft eingebettete Anlage führt. Marchese Lapo Mazzei, Business Director aller Mazzei-Güter, mithin auch der Güter Belguardo in der toskanischen Maremma und Zisola im Südosten Siziliens, sieht in der Anlage den Bug eines Schiffes. Man könnte im Grundriss auch ein spitz zulaufendes Hufeisen erkennen. In jedem Fall hat diese auf drei Etagen mehrheitlich unterirdisch angelegte Cantina den Mazzei Glück gebracht. Erstmals wurde hier die Gravitation ebenso erfolgreich für die Nutzung der Weinkeller eingesetzt, wie auch den Gedanken von Umweltschutz und Nachhaltigkeit perfekt Rechnung getragen. 

Hier in der Cantina starten auch die Weintouren mit Degustation, zu denen man sich besser vorab anmelden sollte. Denn die Nachfrage ist riesig, wie sich am gut gefüllten Parkplatz vor den Toren ablesen lässt. Schon die erste unterirdische Etage ist eine Sensation. Gleich 74 konisch geformte Stahltanks sorgen dafür, dass das Weingut Fonterutoli tatsächlich die Reben jeder einzelnen Parzelle von den ringsum verstreut liegenden Weinbergen perfekt ausbauen kann. 

Luftaufnahme Borgo di Fonterutoli. Foto: Fonterutoli
Luftaufnahme Borgo di Fonterutoli. Foto: Fonterutoli

Und dann ehrwürdiges Staunen in der heiligen Halle der riesigen Barricaia, dem Fasslager auf Etage minus Zwo: Gleich 3000 Eichenfässer, ein Großteil nagelneu, schlummern hier den Traum aller Weinliebhaber – ein unvergesslicher Anblick, der Markgräfin Agnese Mazzei zu danken ist. Das Ganze – natürlich in perfektes Licht getaucht und dank ausgeklügelter Technik und Nutzung des Untergrunds ideal klimatisiert, wirkt wie ein Schatzhaus: ein millionenschwerer Weintresor mit kaum in Gold aufzuwiegenden Werten, mit dessen Kapitalisierung sich mühelos ein Bankhaus eröffnen ließe. 

Gesamtkunstwerke sind die Weine von Fonterutoli. Aus dem großen Portofolio probieren wir bei Tageslicht im angenehm sachlich gestalteten Degustationsraum erst einmal einen Castello di Fonterutoli Chianti Classico DOCG 2021, ein Wein, der mit großer Frische aufwartet, ohne Komplexität einzubüßen. Von diesem Wein, der vom Falstaff mit 93 Punkten bewertet wurde und für seine Region steht, daher zurecht als „chianteggiante” bezeichnet werden darf, werden jährlich gut 300.000 Flaschen abgefüllt.

Verschiedene Weine des Weinguts. Foto: Fonterutoli
Verschiedene Weine des Weinguts. Foto: Fonterutoli

Eins drauf setzt dann der Fonterutoli Ser Lapo Chianti Classico Riserva DOCG 2021, der bei James Suckling ohne Mühe 94 Punkte erzielt. Sein Name verweist auf einen der Urgründer der Mazzei-Dynastie, Ser Lapo Mazzei. Der dritte verkostete Wein wird umgehend unser Favorit: Es ist der Fonterutoli Chianti Classico DOCG Gran Selezione 2021, von dem 45.000 Flaschen abgefüllt wurden. Seit 2017 ein reiner Sangiovese, erzielte dieser Jahrgang bei der internationalen Kritik locker 95 Punkte! 36 Monate Reifung, davon 18 in Tonneaux, führten zu diesem herausragenden Ergebnis. Er ist einer von gleich drei Gran Selezione des Hauses. 

Hinzu kommen der mit Trauben von hochgelegenen Parzellen gekelterte Badiola Gran Selezione 2021 (96 Punkte) und der Vicoregio 36 Gran Selezione 2021, dem James Suckling 97 Punkte verlieh! Ein weiterer Star des Hauses ist der Concerto di Fonterutoli Toscana IGT 2021, ein Supertoskaner, dem der Decanter prompt 97 Punkte zusprach. 

Und es ist ja nicht so, dass das Castello di Fonterutoli nicht weitere Supertoskaner zu bieten hätte. Da ist einmal der Poggio Badiola Toscana IGT 2022, dann folgt der „Philip” Toscana IGT 2021, dem James Suckling 96 Punkte gab. Der Philip, mit farbenfrohem Etikett ausgestattet, verweist auf Philip Mazzei, der, nach Amerika ausgewandert, sein Scherflein zur Erstellung der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung beitrug. Sogar eine US-amerikanische Briefmarke erinnert an diesen Patrioten aus der Toskana. 

Supertoskaner „Siepi". Foto: Fonterutoli
Supertoskaner „Siepi". Foto: Fonterutoli

Topwein des Hauses ist aber der Supertoskaner „Siepi“, dessen Jahrgang 2021 sogar 98 Punkte (James Suckling) einheimste und der auch mit dem Jahrgang 2022, gerade erschienen, perfekt reüssieren wird. 34.000 Flaschen wurden von dieser Ikone des Weinbaus abgefüllt, dessen Trauben ausschließlich vom mikroklimatisch begünstigten Weinberg Siepi stammen, den die Familie seit 1435 besitzt. 

Aktuell ist er noch nicht im Angebot der sensationellen Osteria, die, wie hätte es anders sein können, 2014 ebenfalls Tante Agnese Mazzei schuf. Hier könnte man sogar zu einer Vintage-Rallye ansetzen und etwa einen 2012er Siepi (98 Punkte) für 200 € die 0,75-l-Flasche ordern. Aber es könnte auch als Entrée ein günstiger, indes wunderbarer Vermentino Superiore vom Mazzei-Gut in der Maremma sein. Dieser „Belguardo V Vermentino Superiore Maremma Toscana DOC” ist ausgezeichnet (93 Punkte).

Großartig sind auch die Speisen, etwa Capriolo (Reh) tonnato oder die Leber-Terrine mit Johannisbeeren als Antipasto, gefolgt Wildschwein- oder Fasan-Ravioli und Hauptgerichten von Kaninchen, Taube oder Schwein. Auch die Bistecca Fiorentina fehlt nicht. Günstiger sind die kleinen Gerichte in der Wein Bar gegenüber, in der man abends auch noch einen Absacker erhält, bevor die stilecht eingerichteten Zimmer und Suiten in einem der sieben Häuser rufen, die das Wine Resort Fonterutoli im Dorf unterhält. 2025 sollen es 25 Zimmer werden, womit ein geordneter vollwertiger Hotelbetrieb möglich wird…

 

Informationen:

Castello di Fonterutoli: www.mazzei.it

Wine Resort Fonterutoli: eu.mazzei.it/it/pages/wine-resort

Osteria di Fonterutoli: eu.mazzei.it/it/pages/osteria-di-fonterutoli-restaurant

Fotos: Fonterutoli

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