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Die grandiosen Maremma-Weine von Muralia

Hier, im Gebiet der dünn besiedelten toskanischen Großgemeinde Roccastrada, noch in der Maremma, aber hart an der Grenze zu den Metallhaltigen Hügeln (Colline Metallifere) gelegen, fanden sie die Stille, den Frieden auf dem Lande und unvergessliche Sonnenuntergänge vor. Kein Wunder daher, dass sie ihre Liebe zum Landstrich zum Abenteuer ihres Lebens verwandelten. Dabei regierte sie ein Gedanke: einen Wein zu schaffen, der durch seine Schlichtheit diese einzigartige Schönheit des Landes verkörpert und so ein Geschenk der Erde darstellt. Daraus entstand das Weinlabel Muralia, das sich durch Leidenschaft, Wissen, und den Respekt vor den wahren antiken Werten auszeichnet. Nun, Roccastrada war dafür sicher gut gewählt. Dies beweist allein schon das im 8800-Seleln-Ort beheimatete Weinmuseum.

Und Toskana-Besucher können sich auch direkt vor Ort von der perfekten Lage und den unwiderstehlichen Reizen überzeugen. Denn 2003 ordneten Chiara und Stefano Casali ihre Angelegenheiten in Mailand, zogen hierher und kamen auf die ebenso gute Idee, auch ihr neu erworbenes Landgut, Il Poggiarello, für den Tourismus auf dem Lande zu öffnen. Gesagt getan: Das inmitten der grünen Maremma gelegene Familienanwesen aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts wurde perfekt restauriert.

Zwischen Bäumen, Weinbergen und Olivenhainen. Foto: Muralia
Zwischen Bäumen, Weinbergen und Olivenhainen. Foto: Muralia

Und so entstand ein Agriturismo der Extraklasse inmitten von Bäumen, Weinbergen und Olivenhainen, natürlich auch mit Pool, zu dem allein schon der von Zypressen gesäumte Zufahrtsweg ein Erlebnis ist. Und natürlich darf auch die Cantina nicht fehlen, die die Casali in den Hügel hineingebaut haben. Hier, wo der Kontakt zur Weintraube am intensivsten wird, der Winzer die Weintraube „liest“, ihr gar „zuhört“, ihre Eigenschaften interpretiert und die in ihr versammelten Botschaften zu einem Weinerlebnis besonderer Art keltert, herrscht die Weinphilosophie der Casali: Handarbeit dominiert! Und man lässt der Traube ihre Eigenschaften, ohne allzu großmächtig einzugreifen. Eine Mauer aus historischen Steinen verbirgt die Cantina etwas.

Und auch das von den Casali gewählte Logo für ihre „Muralia“-Weine muss man erst einmal ein wenig entschlüsseln. Denn dies Symbol des Weinguts ist aus dem reichen Schatz der antiken Sumerer entliehen. Das Zeichen bedeutet „Hand“! Und mit der Hand begrüßt man sich nicht nur! Mit der Hände Arbeit beackert man die Böden, mit den Händen sammelt man die Trauben, mit den Händen schafft man es schließlich, dass der Wein ins Glas gelangt!

Wegweiser mit dem Muralia-Logo, der Hand. Foto: Muralia
Wegweiser mit dem Muralia-Logo, der Hand. Foto: Muralia

Zur Realisierung ihrer Weinphilosophie stehen den Casali ihre 14 Hektar Weinberge zur Verfügung, darunter solche mit kalkhaltigem, aber auch mit lehmigem Untergrund. Und man merkt die Nähe der Metallhaltigen Hügel. Denn früher wurden ringsum Mineralien abgebaut, die heute natürlich die Weintrauben bei Wachstum und Reife unterstützen und ihr den spezifischen charakteristischen Ausdruck dieses Landstrichs verleihen. Gut auch, dass die Weingärten in verschiedenen Höhenlagen liegen. Während die Weinberge in Poggiarello eben liegen, sind die zwei weiteren Weinberggebiete im nahen Sassofortino in hügeligem Territorium. Auf den Weinbergen sorgt Stefano mit seinem Team für die Hege und Pflege der Trauben und ist mit Leib und Seele „vignaiolo“, Weinbauer und Winzer zugleich.

Ein, wenn nicht das Aushängeschild dieser Philosophie ohne jeden Kompromiss ist natürlich der rote „Muralia“ des Hauses, offiziell „nur“ ein IGT Toscana Rosso, de facto eine Art „Supertuscan“ aus 50 % Syrah, 30 % Cabernet Sauvignon und 20 % Sangiovese. Die Trauben wachsen auf den Weinbergen Vigna di Augusto und Monte Morioni. Geerntet wurde je nach Rebsorte in der ersten bzw. dritten Septemberwoche – natürlich per Hand! Dieser prächtige Wein (14,5 % Alkohol) muss nach der Gärung im Edelstahl 24 Monate in 225 Liter fassende Eichenfässer und dann nochmals 12 Monate auf der Flasche reifen, ehe er auf den Markt bzw. in den Handel gelangt. Und dies sind nur 6000 Flaschen! Man sollte sich also sputen! Der 2015er ist für ca. 25 Euro für die 0,75-l-Flasche im Handel! Freuen darf man sich auf einen die Nase umschmeichelnden Wein mit kräftigen Aromen, von schwarzen Früchten, Pfeifentabak, Wacholder, schwarzem Pfeffer und Myrte – ein intensiver Wein, von großer Klasse!

Barbone: vereint Kraft der Maremma und Liebe zum Landstrich. Foto: Muralia
Barbone: vereint Kraft der Maremma und Liebe zum Landstrich. Foto: Muralia

Ein superbes Beispiel für einen charaktervollen Wein aus der Nord-Maremma ist dann der Babone, zum Beispiel der Muralia „Babone Duemiladicianove (2019)“ Maremma Toscana Rosso DOC (DOP) mit 14 % Alkoholgehalt. Zu ihm meint die Familie Casali: „Der Babone ist ein Wein, der in seinen Aromen und in seinem Geschmack die Kraft der Maremma und unsere Liebe zu diesem Landstrich vereint.“ Und tatsächlich ist er ein perfekt zusammengefügtes Puzzle an reichen olfaktorischen Genüssen. Noten von roten Früchten, schwarzem Lakritz und weiteren Aromen machen diesen Blend zu einem hocheleganten Wein mit ausgeprägter Frische. Dafür sorgen 65 % Sangiovese und 35 % Syrah, deren Trauben aus hohen Hügellagen stammen (Vigneto Babone und Vigna di Augusto). Nach der Ernte per Hand und der Fermentierung in Stahl reift ein Teil im Holzfass (10 Monate), ein Teil im Stahl, ehe weitere 10 Monate auf der Flasche warten. Dann können die jährlich ca. 20 000 Flaschen in den Handel! Und der 2019, gerade erst ausgepackt, ist ein Wein ohne jeden Fehler und online mit ca. 16 € pro 0,75-l-Flasche auch in einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis!

Mediterrane Eleganz verspricht hingegen der Muralia „Altana Maremma Toscana Rosso DOP“, ein reinsortiger Sangiovese (14 % Alkoholgehalt), dessen Trauben auf dem sonnenverwöhnten Weinberg Vigna del Sole in Poggiarello gedeihen. Er glänzt mit Aromen von reifen Kirschen, Tabakblättern und Rhabarber. Jährlich werden 5000 Flaschen aufgelegt. Und auch der Muralia „Manolibera (freie Hand) IGP Toscana Rosso“ ist ein Bilderbuchbeispiel für die Maremma: frisch, mit Noten aromatischer Kräuter, gehaltvoll und stets gut trinkbar. Die Trauen für diesen Blend (50 % Sangiovese, je 25 % Cabernet Sauvignon und Merlot; 13,5 % Alkoholgehalt; 6000 Flaschen jährlich) wachsen auf den Weinbergen von Poggiarello, die Reifung erfolgt erst im Stahl und dann drei Monate auf der Flasche.

Chiaraluna: aus einem Traum geboren. Foto: Muralia
Chiaraluna: aus einem Traum geboren. Foto: Muralia

Schließlich hat Stefano Casali auch an die Freunde des Weißweins gedacht. Sein Muralia „Chiaraluna Duemiladicianove (2019)“ Maremma Toscana (Bianco) Viognier DOC (13 % Alkoholgehalt) ist eine besondere Hommage. Stefano Canali erklärt sie so: „Chiaraluna ist aus einem Traum geboren. Er ist der jungen Unbeschwertheit meines Sohnes Augusto und dem funkelnden Lächeln meiner Gattin Chiaradonata gewidmet.“ Und ganz zweifellos ist dieser reinsortige Viognier eine Klasse für sich, eine Huldigung an den mediterranen Raum. Die Trauben stammen vom Weinberg Morioni Alto, geerntet wurde im September – und natürlich erneut per Hand!

Nach der Fermentierung im Barrique (14 Tage bei 14°C) reift dieser famose, voluminöse, auch farblich treffend so genannte „Mondschein“-Wein erneut im Barrique und dann drei Monate auf der Flasche. Und bringt stolze 13,5 % Alkoholgehalt mit. Dabei verwöhnt er die Nase mit intensiven warmen und tropisch eleganten Aromen, mit Noten von kandierten Früchten oder weißem Pfeffer. Nur 4000 Flaschen sind auf dem Markt! Und die werden rasch ausverkauft sein. Der Mondscheinwein passt ideal zu Geflügelgerichten und ist online mit ca. 20 € pro 0,75-l-Flasche auch nicht zu teuer!

Rebstöcke kurz vor der Ernte. Foto: Muralia
Rebstöcke kurz vor der Ernte. Foto: Muralia

Schließlich produziert Muralia auch exzellenten Grappa sowie den Rosé „Corbizzo“. Dieser reinsortige Syrah, ein IGP Toscana Rosato, ist ein idealer Sommerwein, beeindruckt mit Aromen von Walderdbeeren, Rosenblättern, Milchschokolade sowie vielleicht auch von den Früchten des Erdbeerbaums (italienisch „Corbezzolo“) und ist mit gerade 11 € pro 0,75-l-Flasche im Online-Handel geradezu ein Schnäppchen. Und natürlich ist auch er, wie alles von Muralia und im Agriturismo Poggiarello, mit Liebe und von Hand gemacht.


Information:

Muralia – Il Poggiarello Agriturismo, www.muralia.it 

Fotos: Muralia

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