Kaum eine Destination für Reisen im Morgenland steht derart hoch im Kurs wie Luxor. Die Fülle von hochbedeutenden Sehenswürdigkeiten auf überschaubarem Raum ist weltweit einzigartig. Mit dem Flusskreuzfahrtschiff Nile Vision steht ein Anbieter bereit, der sich auf deutschsprachige Gäste und Führungen spezialisiert hat. Sowohl der Tempel von Luxor, wie auch der sich anschließende Tempel von Karnak und die beide verbindende Sphinx Allee, haben allesamt Weltgeltung. Bekannt aus vielen Filmdokumentationen scheinen die Motive dem Gast vertraut.

Doch auch hier gibt es Neuigkeiten, wurde doch die Sphinx Alle erst jüngst wiedereröffnet und ihre Originallänge von 2,7km als Verbindungstück der beiden Tempel renoviert. Auf dem gegenüberliegenden Westufer liegt das Tal der Könige. Der Besuch von drei Gräbern der Wahl ist nunmehr in den Besichtigungen inkludiert. Um die Touristenströme zu steuern, wird für das schönste und aufwendig ausgeschmückte Grab von Sethos I ein Zusatzeintritt von circa 30,- Euros erbeten. Es ist zugleich das größte der Gräber mit einem 215 Meter langen Tunnel, der vor über 3000 Jahren mit Hammer und Meißel in den Felsen geschlagen wurde.
Da in der Hauptsaison circa 8000 Gäste die Gräber pro Tag besuchen, soll der Andrang hier etwas minimiert werden, um die Wandmalereien zu schützen. Die Maßnahme scheint vernünftig. Auch der Besuch des berühmten Tempels der Pharaonin Hatshepsut steht an diesem Mittag mit auf dem Programm. Am Abend wird die Stadt mit Kutschen erkundet. Nach knapp zwei Stunden Fahrt in den frühen Abendstunden vorbei an den Märkten und historischen Vierteln konnte ein gutes Bild von der Stadt gewonnen werden.

In Esna wird die hochmoderne Schleuse passiert. Für die Freunde der Flussschiffahrt immer wieder ein Ereignis. Unmittelbar in Ufernähe und fußläufig zu erreichen liegt der Tempel zu Ehren des Gottes Chnum. Die Universität Tübingen führt hier aktuell Restaurierungsarbeiten durch. Gemäß Vorgaben der UNESCO zur Sicherung des Weltkulturerbes dürfen die Arbeiten nur den vorhandenen Status restaurieren, nicht aber die Stätten durch zusätzliche Tätigkeiten wieder in den historischen Stand ihrer Entstehungszeit versetzen. Die Säulen und Farben dieses Tempels gelten als die besterhaltenen des ganzen Landes. Rechtzeitig zur Teestunde gegen 17 Uhr auf dem Sonnendeck sind alle wieder zurück und die Fahrt wird bei frisch zubereiteten Crêpes bis in die Abendstunden mit Ankunft in Edfu fortgesetzt.
Betrachtet man die Tempelanlagen als Ganzes, gilt der Tempel von Edfu als der besterhaltende in ganz Ägypten. Kutschen bringen die Gäste wieder zur Anlage. Sie ist dem Gott Horus gewidmet, der als Kind von Isis und Osiris geboren wurde. Der dem Gott Sobek gewidmete Tempel wird dagegen in den Nachmittagsstunden in Kom Ombo erreicht, er ist von Bord aus fußläufig zu erreichen. Es verbleiben vier weitere Stunden bei Cocktails an Deck, bis am späten Abend Assuan erreicht wird.

Assuan und das erste Nilkatarakt gelten als der landschaftlich schönste Raum Ägyptens. Seit der Erfindung der Nilkreuzfahrt im frühen 20. Jahrhundert durch die Engländer mussten alle Reisen hier enden. Die Stromschnellen vor Ort verhinderten ein direktes Weiterfahren. Wer weiter südlich bis nach Abu Simbel reisen wollte, musste das Schiff wechseln. Heute bilden der alte und der neue Staudamm gleich hinter der Stadt eine weitere Grenze. Abu Simbel wird als fakultativer Ausflug mit dem Bus angeboten, ebenso wie der Besuch eines nubischen Dorfes auf einer der Inseln im Fluss. Da Assuan bis heute als Stadt der Gewürze und der Düfte gilt, lohnt ein Besuch auf dem Bazar. Es ist ein schönes Zeichen zu sehen, dass gerade die Bewohner der Stadt hier bevorzugt einkaufen. Sie mischen sich mit den vielen Touristen deren Reise hier endet oder beginnt. Kräutertees und Duftöle wechseln den Besitzer.
Rückblickend ist zu erwähnen, wie ausgewogen das Verhältnis von aktiven Besichtigungen und passiver Kontemplation an Deck der Nile Vision konzipiert ist. Latif, der Reiseleiter an Bord, spricht hervorragend deutsch und auch der Großteil der Besatzung an Bord hat zumindest Grundkenntnisse. Das große Bemühen um das Wohl der Gäste ist rund um die Uhr erkennbar. Seitens der Behörden liegt zudem eine sehr hohe Aufmerksamkeit auf dem Sicherheitsaspekt.

Die Küche an Bord der Nile Vision ist europäisch, bietet aber auch ab und an lokale Spezialitäten, die zu probieren sich lohnen. Es gilt als sicher, dass mindesten noch 60 Prozent der historischen Schätze des Landes unter Sand vergraben liegen. Einzelne archäologische Arbeiten werden fortgeführt, andere sind zum Erliegen gekommen, da nunmehr ganze Dörfer und Städte in den letzten Jahrzehnten darauf erbaut worden sind.
Aktuell erwirtschaftet Ägypten circa 15 Prozent seines Haushaltes aus touristischen Einnahmen. Viele Menschen gerade in der Nil Ebene sind hiervon abhängig. Die Investitionen in notwendige Infrastrukturmaßnahmen vor Ort sind allenthalben sichtbar. Der Veranstalter Phönix Reisen in Bonn gilt hier als Marktführer, sowohl für das obere, wie auch das untere Niltal. Wie lehrt uns alle doch ein ägyptisches Sprichwort: „Drei Dinge sind unwiederbringlich: Der Pfeil, der den Bogen verlassen hat; das zu schnell gesprochene Wort und die verpasste Gelegenheit.“
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Fotos: Frank Dieter Sistenich