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Côtes du Rhône: Erfahrungen des Jungwinzers

Einer uralten Weinbautradition und dem besonderen Terroir in Verbindung mit Winzerkunst sorgen für ausgezeichnete Weine. Nachhaltigkeit und Biodiversität gewinnen in der Côtes du Rhône immer mehr an Bedeutung. Namhafte Weinproduzenten wie die jungen Winzer eröffnen vinophile Dimensionen.

Zum Familienweingut Domaine les Sibu, das inzwischen von der dritten Generation betrieben wird, gehören insgesamt 22 Hektar Rebflächen. Sie befinden sich in den Gemeinden Sablet, Séguret und Gigondas in der Vaucluse. Enkel Loic Alazar wusste schon als Elfjähriger, dass er den Beruf des Winzers erlernen wollte und entschied sich später für das Studium der Önologie (2009-2014). Während der Zeit absolvierte er mehrere Praktika in verschiedenen Weingütern wie der Domaine Bertrand Stehelin in Gigondas, Domaine Santa-Duc in Gigondas sowie Maison Alain Paret in den Appellationen St. Joseph und Condrieu.

Später folgten ein paar Monate auf einem Weingut in Neuseeland. Bereichert und hochmotiviert, ließ der Jungwinzer seine Erfahrungen in den Familienbetrieb einfließen. Dieser ist seit der Ernte 2019 mit dem HVE-Label (High Environmental Value) zertifiziert. Seit 2020 befindet er sich in der ökologischen Umstellung und wird ab der Ernte 2023 als Bio-Betrieb zertifiziert sein.

Winzer Loic Alazar. Foto: Carola Faber
Winzer Loic Alazar. Foto: Carola Faber

In der wunderschönen Umgebung befindet sich in einem abgelegenen Tal zwischen dem malerischen Dorf Séguret und dem mächtigen Mont Ventoux, die Domaine de Mourchon. Sie wurde 1998 von der Familie McKinlay gegründet. Bis dahin wurden die Trauben der rund 17 Hektar großen Rebflächen an die örtliche Winzergenossenschaft abgegeben. Auf der Suche nach einem wärmeren, sonnenreichen Platz entdeckte der schottische IT Unternehmer Walter McKinlay das Anwesen und spürte auch schnell das Potential des Terroirs mit den lehmhaltigen Böden und dem grauem Kalkstein. Zusammen mit dem Mikroklima, den mehr als 55 Jahre alten Rebstöcke und den Weinbergterrassen in gut 350 Metern Höhe war der Grundstock vorhanden. Dank seiner erfolgreichen Arbeit, einer ausgefeilten Kellertechnik und mit Hilfe eines erfahrenen Kellermeisters haben die Weine des biozertifizierten Betriebs inzwischen auf 35 Hektar erweitert auch internationale Anerkennung erworben.

Steinige Hügel

Wie auf einem Gemälde schlängeln sich die Rebenreihen über die Hänge der Domaine Malmont. Der junge Winzer Nicolas Haeni aus der Schweiz verwirklichte hinter den steilen und steinigen Hügeln von Séguret seinen eigenen lang gehegten Traum. Denn als Kind zog er mit seinen Eltern, die damals das Weingut kauften, nach Seguret. Als die Eltern beschlossen, 2012 die Flächen zu verkaufen, entschied sich Nicolas Haeni, den Weinberg zu behalten. Der Name Mal-mont bezeichnet die anspruchsvoll zu bearbeitende Fläche, von der erstmals im Jahr 2013 Weine vinifiziert werden konnten.

Die Weinberge werden seit 2018 offiziell nach biologischen und biologisch-dynamischen Prinzipien gepflegt, mit dem Schwerpunkt, den Boden ausgewogen zu ernähren. Unterstützung bei der Herstellung der empfehlenswerten Weine, gab es von dem langjährig befreundeten Winzerkollegen Josep Luiz Perez von Mas Martinet aus dem spanischen Priorat.

Nicolas Haeni von der Domaine de Malmont. Foto: Carola Faber
Nicolas Haeni von der Domaine de Malmont. Foto: Carola Faber

„Die biodynamische Bewirtschaftung ermöglicht es uns, die Kräfte der Natur mit unserem Fingerabdruck zu verbinden“, beschreibt der empathische Winzer Fabien Leperchois seine Philosophie. Als der Sohn von Christian Leperchois, 2006 in das Weingut eintrat, war er von den Vorteilen des biodynamischen Anbaus bereits überzeugt und leitete von Anfang an die Umstellung des Weinguts auf biodynamischen Anbau. Im Jahr 2009 erhielt das 50 Hektar große Weingut die internationale Demeter-Zertifizierung.

Die Umstellung auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise erfolgte auf natürliche Weise. Die Reben wurden bereits seit den 1990er Jahren von Christian Leperchois im biologischen Weinbau angebaut. Zunächst ohne Zertifizierung, folgte 1997 die europäische Bio-Zertifizierung ECOCERT.

Weinberge im zerbrechlichen System

Die Winzer des Maison Sinnae engagieren sich für den Erhalt der Biodiversität in ihrer Region. Sie pflanzen zwischen den Reben Gras und Blumen, setzen niedrige Steinmauern, pflegen Hecken und Wälder mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna. Die Genossenschaft existiert seit 1925. Rund 200 Weinbauer bewirtschaften insgesamt 2800 Hektar. Im Jahr 2017 wurde Maison Sinnae als erstes Weinunternehmen aus dem Rhône-Tal im Hinblick auf seine Corporate Social Responsibility-Politik als „vorbildlich“ ausgezeichnet. Die sorgfältige Arbeit mit den Reben und intensiven Kontrollen ermöglichen spannende Weine, besonders im gehobenen Segment.

Wein vom Maison Sinnae. Foto: Carola Faber
Wein vom Maison Sinnae. Foto: Carola Faber

Die Anfänge der Domain Romarins, im Herzen des Rhônetals, gehen auf das Jahr 1892 zurück. Seit vier Generationen werden dort charakterstarke Weine produziert. Moderne Produktionstechniken, die sorgfältige Arbeit und der Respekt für die Umwelt wurden 2015 mit der Zertifizierung High Environmental Value (Stufe 3) belohnt. Biodiversität ist für die Brüder Xavier und Benoit Fabre selbstverständlich. Zwischen die Reben werden verschiedene Pflanzen gesetzt und die Rebflächen werden mit Hecken, Mandelbäumen oder Olivenbäumen eingerahmt. Nächstes Ziel ist die Umstellung des Landguts auf den biologischen Anbau.

„Unsere Weinberge sind von Natur aus in einem zerbrechlichen System verankert, und wir wollen, dass dies so bleibt. Neben den Hecken und Bäumen ist es für uns die lokale Flora und Fauna, die zum Begriff des Terroirs beitragen. Von unseren Bienen und Zikaden bis hin zu großen Säugetieren, Vögeln und Fledermäusen versuchen wir, ein fragiles Gleichgewicht zu erhalten. Wir respektieren ihre Lebensräume, ihre Jagd- und Wassergebiete“, erklärt Benoit Fabre.

Maison Brotte – die Familienleidenschaft in Chateauneuf du Pape existiert seit 1931 und seit dieser Zeit wird die Familie, der drei verschiedene Terroirs und Familiendomänen im südlichen Rhonetal gehören, von einem besonderen Innovationsgeist geleitet. Seit 1952 hat La Fiole du Pape einen Stil auferlegt, der bis heute einzigartig ist. Unterstützt wird Brotte von einem Team, zu dem acht Weinfachleute, zwei Önologen und drei Weinbauern gehören. Seit 2014 tragen die Weine das französische Umweltzeichen TERRA VITIS. Das Siegel bestätigt die Einhaltung nachhaltiger Landwirtschaftsprinzipien – die bei der Rebe beginnen und wie ein roter Faden bis zur Unternehmensführung nachvollziehbar sind. Leidenschaft für das Rhônetal: Maison Brotte eine große Auswahl an Weinen, die bis zum anspruchsvollen Gaumen variieren. Lohnenswert ist auch der Besuch des Weinmuseums.

Fotos: Carola Faber

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