Bei einem Chambre d’hôte handelt es sich um eine Privatunterkunft. Die Zimmer sind im Haus des Eigentümers gelegen oder grenzen unmittelbar daran an. In aller Regel bieten sie den Komfort eines Hotels, nur ist die Zahl der Gästezimmer gesetzlich auf maximal fünf festgelegt. So ist der Charakter von Chambres d’hôtes wesentlich privater als in einem Hotel. Eingenommen wird das Frühstück meist an einer großen Tafel, in einem dafür eingerichteten Salon. Zahlreiche Betreiber von Chambre d’hôtes bieten an einzelnen Tagen der Woche sogar ein Abendessen an, die „Table d’hôtes“.
Gastlichkeit in privater Atmosphäre
Es sind auch die leidenschaftlichen Gastgeber, die mit ihren Chambre d`hotes in der Dordogne Geschichte schreiben. So hat das Münchener Ehepaar Ina und Uwe Bollmann seinen neuen Lebensmittelpunkt entdeckt. „Wir sind schon immer gerne nach Frankreich gereist. Als wir das Chateau de la Rochette entdeckten, war uns schnell klar, dass wir dort bleiben würden“, erinnert sich Ina Bollmann an die Anfänge ihres Maison d`hotes. Mitten in der Natur gelegen, bezaubert das verwunschen wirkende Chateau sofort. Ruhige Nächte sind quasi garantiert. Im historischen Ambiente schlafen und die Vorzüge der persönlichen Betreuung genießen – das bedeutet Erholung für Körper und Geist in schönster Landschaft. Nur wenige Kilometer entfernt lohnt das familiengeführte Restaurant Le Moulin du Pont. „Es ist schon vorgekommen, dass unsere Gäste im Kanu zu dem Mühlenrestaurant paddelten, denn es liegt ebenfalls an dem Fluss Dronne“, schmunzelt Ina Bollmann.
Bergerac-Wein zur frischen Forelle
Mit Blick auf denangrenzenden Fluss und eine romantische Brücke bedeuten die frisch gefangenen Forellen einen besonderen Genuss. Perfekt dazu mundet ein lokaler Wein aus dem Anbaugebiet Bergerac. So überzeugt ein aromatischer, fruchtbetonter und duftiger Chateau le Raz, Le Sec 2018. „Die Weine aus dem Bergerac haben ein enormes Potential“, bestätigt Weinspezialistin Caline Montfort, die zusammen mit ihrem Mann Julien Monfort in Frankreich elf Wein- und Spirituosenfachgeschäfte „Julien de Savignac“ mit einem Schwerpunkt auf Bergerac-Weinen betreibt.
In dem Gebiet wurde schon im 1. Jahrhundert durch die Römer Weinbau betrieben und er erreichte im Mittelalter durch die Klöster der Benediktiner und Zisterzienser seine Blütezeit. Mit über 12.000 Hektar Rebfläche ist sie heute die größte Weinbauregion in Südwest-Frankreich. In rund 90 der insgesamt 133 Gemeinden wird Weinbau betrieben. Das ozeanische Klima ist von starken Niederschlägen im Frühjahr und Spätherbst, von heißen und trockenen Sommern sowie von milden Wintern geprägt. Durch die häufigen Nebel im Tal der Dordogne wird die Bildung von Botrytis (Edelfäule) begünstigt. Nördlich von Bergerac bestehen rechts des Flusses die Böden aus Kiessand-Sedimenten auf einem Kalksteinsockel und weiter flussabwärts aus Kalkgestein mit rotem Lehm. Auf dem linken Ufer herrscht Kalkstein mit Lehm vor. Die wichtigsten Rotwein- beziehungsweise Roséweinsorten sind Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Malbec, Fer und Mérille. Zu den bedeutendsten Weißweinsorten gehören Sauvignon Blanc, Sémillon, Muscadelle, Ondenc, Chenin Blanc und Ugni Blanc.
Die Region ist in verschiedene Unterbereiche zerteilt. Die AC Bergerac produziert Rot-, Rosé – und Weißweine von trocken bis lieblich. Die Côtes de Bergerac erbringt ausschließlich Rotweine und unterliegt strengeren Vorschriften, die Alkoholgehalt und Ertrag beinhalten.
Nächtigen im bioklimatischen Holzhaus
„Als wir zum ersten Mal das Grundstück betraten, war die Entscheidung sofort gefallen. Wir hatten den perfekten Platz für das Haus gefunden“, berichten die Gastgeber Sylvie und Gilles und ergänzen: „In dieser malerischen grünen Welt mit 50 verschiedenen Schattierungen und einen enormen Weitblick gibt es weder eine Licht- noch Luftverschmutzung. Das einzige Geräusch, das wir vernehmen, ist der Gesang der Vögel“. Die Villa Lascaux, ebenfalls ein Maison d`hotes ist ein modernes bioklimatisches Holzrahmenhaus mit fünf Gästezimmern, die thermischen und akustischen Komfort bieten.
Schon in der Entwurfsphase hat sich das Ehepaar bei seinem Ansatz an Kriterien der nachhaltigen Entwicklung orientiert. Besonderes Augenmerk wurde auf die Auswahl natürlicher Materialien und Techniken gelegt, um den Energie- und Wasserverbrauch zu begrenzen: Regenwasserrückgewinnung, Photovoltaikstrom, solare Warmwasserbereitung, ein begrüntes Dach, doppelter Lüftungsstrom, um je nach Jahreszeit zu kühlen oder zu heizen. Das mit Solarenergie beheizte Schwimmbad profitiert, wie auch der Whirlpool, von einer Südlage. Dreimal wöchentlich wird in der Villa Lascauxauch der Table d’hôte angeboten. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass frische und saisonale Bioprodukte von lokalen Produzenten zubereitet werden.
Schlafgenuss, wie in der britischen Monarchie
Mitten im Zentrum des hübschen Dorfes Sainte-Alvère betreiben Küchenchef Raphaël und Chefköchin Gemma in historischem Ambiente ein Boutique-Restaurant mit Wohnzimmeratmosphäre. Die fantasievoll zubereiteten Speisen der regelmäßig wechselnden Karte bestehen aus hochwertigsten Zutaten. „Wir arbeiten möglichst mit saisonalen und regionalen Bioprodukten. Egal, ob Fisch, Fleisch oder vegetarisch – alles, was wir verwenden ist frisch und hausgemacht“, bestätigt der Chefkoch. Während die Gäste an rustikalen, geschmackvoll dekorierten Holztischen sitzen, können sie das Geschehen in der Küche beobachten. Der Wunsch des Küchenchefs, eine natürliche und sehr gute Küche seiner Heimat mit innovativen Ideen zu präsentieren, beeindruckt. Le DIX wurde von Gault & Millau für seinen Sélection 109-Führer ausgewählt.
Gleichzeitig ist das Dix ein Chambre d`hotes mit komfortablen Hypnos-Matratzen, wie sie von der britischen Monarchie verwendet werden. Und nach einem erlebnisreichen Tag mit der Besichtigung historischer Orte, mittelalterlicher Schlösser wie das romantische Chateau Losse oder nach einer Wanderung durch die atemberaubende Landschaft bieten die ästhetisch eingerichteten Zimmerdiesen besonderen Luxus, der das malerische Bild der Dordogne komplettiert.
Muscheln und Morchel
Zu den gastronomischen Topadressen gehört das Restaurant Le Centenaire in Les Eyzies. „Kochen, eine Leidenschaft, ein Teilen, eine Lebensart“ – wer die Worte des Chefkochs Mathieu Métifethört, kann den Satz nur bestätigen. In seinen Gerichten ist die Liebe für seine Profession sowie Empathie für ausgezeichneten Produkte zu spüren. Der ehemalige Austernzüchter, der sich von der Region Perigord inspirieren lässt und das Meer schätzt, kreiert charakterstarke und persönliche Gerichte, wie sein Signature Dish „Schwertmuschel mit Morchelcreme und geräucherter Entenbrust“. Im stilvollen Ambiente und unterstützt von einem aufmerksamen Service wird das Dinner im Le Centenaire zu einem kulinarischen Vergnügen. Wunderbar gelingt auch die Entenbrust mit karamellisierten Karotten und Gin. Sehr fantasievoll wirkt auch das Kaffee- und Grand Marnier-Soufflée mit Eis und Rote Bete. Jeder symbolträchtige Gang wird treffend mit einem Wein oder Schaumwein begleitet und bestätigt wieder die Feststellung des Meisterkochs: „Gastronomie ist vor allem ein Austausch von Aromen und Know-how“.
Aufgehender Gourmetstern
Als aufgehender Stern dürfte das Restaurant „Le Petit Léon“ in Saint-Léon-sur-Vézère bezeichnet werden. Gourmets haben die Qualität des Gartenrestaurants längst über die Grenzen der Region erkannt. Das Ehepaar Nick Honeyman (Chefkoch) und Siga (Sommelière) begeistert mit exzellenter Kochkunst in Verbindung mit hervorragenden Weinen. Der in Südafrika geborene sowie in Neuseeland und Australien aufgewachsene Nick Honeyman, der dort auch sein Handwerk erlernte, verliebte sich nach Stationen im Arpège und im Astrance in Frankreich. Vor allem die exquisiten Produkte hatten es dem empathischen Chefkoch angetan. Inzwischen begeistert er mit einer ausgeprägten Meisterschaft überraschender Geschmacksexplosionen wie auch der kreativen Präsentationen eines kontrastreichen Zusammenspiels von Texturen, Temperaturen und Farben.
Informationen:
www.dordogne-perigord-tourisme.fr
www.hotelducentenaire.fr/restaurant
www.restaurantlepetitleon.fr/francais
Fotos: Carola Faber