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Blühendes Juwel am Vulkan: Santa Fiora am Monte Amiata (Teil 1)

Darauf befindet sich ein Dante-Zitat aus dem Purgatorio (C. VI- V. 111), dem Fegefeuer-Abschnitt der Göttlichen Komödie: „E vedrai Santafior com’è sicura!“ Zu gut Deutsch: „Und schau auf Santa Fiora, wie sicher es ist.“

Natürlich ist man Stolz in Santa Fiora auf diese Erwähnung im wichtigsten Werk der italienischen Literaturgeschichte. Und natürlich ist dies Zitat auch ein Beweis für die besondere politische und wirtschaftliche Bedeutung, die Santa Fiora gerade auch in diesen spätmittelalterlichen Zeiten genoss. Dies sieht natürlich auch Luciano Luciani so. Den pensionierten Gymnasiallehrer treffen wir an der Piazza Garibaldi direkt vor dem mittelalterlichen Kastell, in dem sich heute auch die Tourismusinformation befindet. Hier eröffnet 2021 sogar ein neues Museum, das sich der Geschichte der einst mächtigen Adelsfamilie Sforza im beschaulichen Bergdörfchen am erloschenen Vulkanberg Monte Amiata widmen wird.

Ermöglicht hat dies die Zusage der Sforza-Familie. Denn es sollen Original-Exponate aus ihrem Besitz gezeigt werden. Eine erneute Aufwertung des schmucken Städtchens, dessen besondere Reize im höchstgelegenen Stadtteil Castello (Burg) zu finden sind. Man parkt natürlich besser außerhalb dieses Viertels, zahlt die Parkgebühr, überquert das hohe Viadukt zum Stadttor und „zieht“ so quasi wie vor Jahrhunderten in dieses Kleinod von mittelalterlicher und Renaissance-Architektur ein. Das Gemeindegebiet von Santa Fiora umfasst ein großes Gebiet. Dies ist natürlich einerseits der dünnbesiedelten Gebiete ringsum, hier in 687 m Über dem Meeresspiegel geschuldet. Aber Santa Fiora war eben auch seit jeher ein besonderer, von 2269 Sonnenscheinstunden im Jahr verwöhnter Ort, der sich stets auch ein großes Gemeindeareal bewahren konnte.sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.

Dante-Zitat aus dem Purgatorio. Foto: Ellen Spielmann
Dante-Zitat aus dem Purgatorio. Foto: Ellen Spielmann

Seine Geschichte startete mit der Ersterwähnung 890 n. Chr., 1082 sind schon eine Villa und etwa 100 Gehöfte erwähnt, 1141 wird das Kastell als „Santa Flore“ erstmals erwähnt. Es gehört zum Dominium der damals mächtigsten Adelsfamilie in der Südtoskana, der Aldobrandeschi, die sich aber 1274 in zwei Machtzweige teilte. Der eine blieb und machte Santa Fiora zur Kapitale der Grafschaft Santa Fiora, der andere residierte in den Tuffsteinmetropolen Sovana und Pitigliano. Ab 1380 übernahm hier das mächtige Siena die Kontrolle, ehe 1439 eine Ehe die Adelsfamilie der Sforza ans Ruder brachte: Bosio Sforza heiratete Cecilia, die letzte der Aldobrandeschi. Ab 1673 übernahm dann der Zweig der Cesarini-Sforza die Macht. Nach ihr ist der mächtige Renaissance-Palast des Palazzo Sforza Cesarini benannt, der die Piazza Garibaldi neben dem mächtigen Uhrenturm dominiert. Der dort stehende Brunnen wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet.

Zuvor war hier eine Gedenktafel, die an das Plebiszit der Bewohner von Santa Fiora zum Beitritt in das italienische Königreich erinnerte. Doch diese Gedenktafel war Ende des Zweiten Weltkrieges von auf dem Rückzug befindlichen deutschen Soldaten zerstört worden. De4r grandiose Palast der Sforza Cesarini entstand 1575, überstand den Zweiten Weltkrieg, beherbergt nun das Rathaus und seit 2002 das sehenswerte, weil in sechs Sälen neu gestaltete Quecksilbermuseum (Museo delle Miniere di Mercurio del Monte Amiata). Denn auch Santa Fiora profitierte im 19. und 20. Jahrhundert stark vom Quecksilberabbau am Monte Amiata, der zeitweilig die bestbezahlten Arbeitsplätze in ganz Italien schuf.

Uns aber zieht es – vor allem möglich dank des versierten Guides Luciano Luciani – direkt ins Rathaus und zu den Freskenzyklen in der „Sala del Popolo“, dem Volkssaal, und im Büro des Bürgermeisters. Diese großartigen Freskenzyklen thematisieren die vier Jahreszeiten sowie die Stunden des Tages – einmalige Werke, die nun auch restauriert sind und die einstige Pracht im Palast perfekt widerspiegeln. Ebenfalls seit August 2015 restauriert und hier ausgestellt ist eine Schenkung der berühmten Künstlerfamilie Nasini an Santa Fiora, das Großgemälde „Sant`Antonio di Padova riceve il Bambino dalla Madonna“ („Der Hl. Antonius von Padua erhält das Kind von der Madonna“), das Francesco Nasini (ca. 1615 – 1695) 1667 malte.

Kunst in Santa Fiora. Foto: Ellen Spielmann
Kunst in Santa Fiora. Foto: Ellen Spielmann

Überhaupt geizt Santa Fiora nicht mit Top-Attraktionen. Gleich an der Hauptpiazza bewahrt eine Kirche die mächtigen, für Prozessionen genutzten Holzkreuze. Und die beschauliche Gasse der Via Carolina hinab führt auch zum ehemaligen jüdischen Viertel von Santa Fiora mit der nicht mehr existierenden Synagoge an der heute so genannten Piazza del Ghetto. Erst einmal aber entdecken wir das große, 1986 errichtete Denkmal zu Ehren der Opfer der Bombardierung von Santa Fiora am 12.6.1944. Mindestens 24 Dorfbewohner kamen damals ums Leben. Grund für die Bombardierung dürfte gewesen sein, dass die deutsche Wehrmacht zeitweilig ihr Hauptquartier in Santa Fiora aufgeschlagen hatte. Herr Niccolai sagt sogar, dass Oberbefehlshaber Generalfelsmarschall Albert Kesselring im Haus seiner Familie logiert habe. Nach dessen Abzug sei dann die gesamte hauseigene Familiensammlung an archäologischen etruskischen Objekten perdu gewesen…

Und wir lernen: Die unselige Weltkriegsgeschichte wird eben auch lokal und persönlich sehr lange und sehr intensiv memoriert.


Information:

Tourismusbüro (Uffizio Informazione Turistiche) Santa Fiora, www.comune.santafiora.gr.it

Touristische Informationen Provinz Grosseto: www.provinciagrosseto.com 

Toscana Promozione Turistica, www.visittuscany.com 

Essen und Trinken, lokale Produkte:

Fatt`Ammano Bistro/Wine Bar, www.bistrofattammano.it 

Lokale Produzenten am Monte Amiata:

Strada del Vino e dei sapori D`Amiata, www.stradelvinoedeisaporidamiata.it 

Lokale Produzenten in Santa Fiora und Umgebung:

Käse:

Caseficio I Renai, Loc. I Renai, www.caseficioirenai.com 

Caseificio Murceti, Loc. Murceti, www.caseificiomurceti.it , www.caseificiomurceti.it 

Caseficio Il Fiorino, www.caseficioilfiorino.it 

Fotos: Ellen Spielmann

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