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Abu Dhabi: vom Louvre in die Mangroven

Die finanzielle Dimension für den Bau und die zunächst geplante 30-jährige Zusammenarbeit mit dem Louvre in Paris, könnte in etwa mit dem Bruttoinlandsprodukt von Samoa und Tonga zusammen verglichen werden. Gut 1,5 Milliarden hat der Bau nebst Rechtevergabe und Leihgebühr verschlungen. Etwa eine Milliarde Euro sollen dabei für die Namensvergabe, Expertise und für Leihgaben angefallen sein. Nun, in Abu Dhabi wird eben dann doch immer „etwas“ größer gedacht.

7500 Tonnen

Zugeben muss man allerdings auch: Das Wüsten-Louvre auf „Al Saadiyat Island“ ist ein perfekt inszenierter Ort – und bezüglich der gezeigten Kunst alles andere als ein zweitklassiges Outlet. Imposant ist der Bau, Architekt Jean Nouvel hat wahrlich ganze Arbeit geleistet. Die lichtdurchlässige Kuppel des Gebäudes allein ist schon ein Meisterwerk. Über eine 180 Meter lange aus 8000 Metallsternen bestehende diagonale Fläche erstreckt sich das Dach und soll geschätzte 7500 Tonnen wiegen. Zum Vergleich: der Eiffelturm kommt auf etwa 7300 Tonnen Gewicht.

Das Kuppeldach des Louvre Abu Dhabi: 7500 Tonnen schwer. Foto: Michael Schabacker
Das Kuppeldach des Louvre Abu Dhabi: 7500 Tonnen schwer. Foto: Michael Schabacker

Konzipiert ist die Sammlung auf die Zeit von der Antike bis zum 21. Jahrhundert. Und dies aufgeteilt auf 55 Gebäude. Wie auch in Paris, sollte man sich für einen Besuch des Museums viel Zeit nehmen. Es sind Kunstwerke dabei, die, natürlich, einmalig sind und durchaus großer Aufmerksamkeit bedürfen. So ist zum Beispiel die ägyptische Statue von Pharao Ramses II. zu sehen. Im Übrigen das schwerste Exponat: Alleine dieses Werk wiegt mehrere Tonnen!

Hier einzelne Kunstwerke hervorzuheben, fällt schwer. Alle Exponate sind Eckfeiler der Geschichte, gehören zum Wandel durch Kultur und Zeit. Ohnehin ist es kaum möglich alle Informationen aufzunehmen und jedes Ausstellungsstück hinreichend zu beachten. Es sind zum einen fantastisch erhaltene persische Kunstwerke aus der Zeit 500 vor Christus, römische Steinpfeiler aus der Zeit um 1100 oder aber auch wunderschöne Wandteppiche aus dem Mittelalter.

Auch im Louvre Abu Dhabi zu sehen: antike Zahlungsmittel. Foto: Michael Schabacker
Auch im Louvre Abu Dhabi zu sehen: antike Zahlungsmittel. Foto: Michael Schabacker

„Gelb-Rot-Blau“

Weiter in der Zeit vorangehend, erreicht man neuzeitliche Bildhauer und Maler. Es sind fantastische Werke von Rodin („The Call to Arms“) oder das „Monument of Victor Hugo“ die verharren lassen ob der Kraft und Perfektion der Werke. Auch Pablo Picasso ist hier durch seine „Frau mit einer Mandoline“ (1911) vertreten, genauso wie Piet Mondrian mit seinem Meisterwerk „Composition in Blue, Red, Yellow and Black“ von 1922.  

„Gelb-Rot-Blau“ (1922) von Wassily Kandinski oder auch „Seated Nude Woman“ (1907) von Georges Braque lassen verharren, ebenso wie die Metallinstallation von Jean Tinguely (Orange press „a+b“). Tatsächlich ließen sich hunderte Kunstwerke bewundernd beschreiben, final erreicht man nach der Ausstellung dann aber schon den „Vorraum“ des Ausgangs. Mit Flaniermeile und Bistros versammeln sich hier hunderte Besucher für Fotos oder einfach nur um sich von dem langen Marsch durch das Museum zu erholen.

Installation von Jean Tinguely. Foto: Michael Schabacker
Installation von Jean Tinguely. Foto: Michael Schabacker

Al Jubail Island

Gerade Mal zehn Minuten sind es mit dem Wagen vom Louvre auf die „Al Jubail Island“ zum Mangrove Adventures – Jubail Mangrove Park. Dort können sich interessierte Wassersportler treffen um mit dem Kajak durch die Mangrovenlandschaft zu fahren. Oder wahlweise auch zu wandern, denn es gibt dort einen langen Wanderweg um das Areal zu erkunden. Allemal schöner und spannender ist es aber, sich eines der Kajaks zu leihen und durch die Wasserwege zu gleiten. 

Gebucht werden können geführte Touren die etwa 90 Minuten dauern. Wahlweise kann man Einzel- oder Doppel-Kajaks leihen. Die Fahrt durch die atemberaubende Landschaft der Mangroven ist auch eine Fahrt durch das Areal diverser Wildtiere. So kann es sein, dass man Fleckenkrabben entdeckt oder auch Weißflecken-Zackenbarsche. Auch viele Vögel wie Flamingos oder Reiher halten sich in den Mangroven zur Nahrungssuche auf.

Mit den Einzel- oder Doppel-Kajaks fährt man durch die Mangrovenlandschaft. Foto: Michael Schabacker
Mit den Einzel- oder Doppel-Kajaks fährt man durch die Mangrovenlandschaft. Foto: Michael Schabacker

155 Quadratkilometer

Wie wichtig die Mangroven sind, wird nicht nur durch die dort angesiedelte Tierwelt belegt. Vielmehr ist der Mangrovenwald ein Regulator, der sogenannte „Wächter der Küste“. Da die Pflanzen in salzhaltigen Böden wachsen und zweimal täglich von der Flut überschwemmt werden, sind Mangroven widerstandsfähige Gewächse. Damit schützen sie nicht nur vor Bodenerosion, vielmehr sind sie ein wichtiger Absorber für Kohlendioxid und andere Treibhausgase.

Etwa 155 Quadratkilometer der Küstenlinie der Vereinigten Arabischen Emirate sind durch Mangrovenbäume bedeckt. Wie schützenswert dieses Ökosystem ist, belegen Daten über den Verlust der Lebensräume für die Tierwelt eindrucksvoll: bereits 35 Prozent aller Mangrovenwälder weltweit gelten als bereits zerstört. Und mit ihnen eben auch der Lebensraum von Meereschlidkröten, Eisvögeln, Riffreihern oder auch Schelladlern.

Die Mangrovenwälder: schützenswert als wichtiges Ökosystem. Foto: Michael Schabacker
Die Mangrovenwälder: schützenswert als wichtiges Ökosystem. Foto: Michael Schabacker

Der 2004 verstorbene Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan, Gründervater der Vereinigten Arabischen Emirate, erkannte schon früh die Bedeutung der Mangrovenwälder und machte sich stark für ein umfangreiches Aufforstungsprogramm des Mangrovenbestands in der Region. 

Die beeindruckende Scheich-Zayid-Moschee wurde ihm zu Ehren in Abu Dhabi erbaut. Sie ist die größte Moschee in den Vereinigten Arabischen Emiraten und eine der größten der Welt. Ein imposantes Gebäude, dass man sich bei einem Besuch Abu Dhabis unbedingt anschauen sollte. 

Scheich-Zayid-Moschee: größte Moschee in den Vereinigten Arabischen Emiraten und eine der größten der Welt. Foto: Michael Schabacker
Scheich-Zayid-Moschee: größte Moschee in den Vereinigten Arabischen Emiraten und eine der größten der Welt. Foto: Michael Schabacker

The National Aquarium Abu Dhabi

In die Wasserwelt der Region „einzutauchen“, geht aber auch mit einem Besuch des Aquariums von Abu Dhabi. Man sieht hier Haie, Rochen und viele andere Fische in den riesigen Becken durch das Wasser gleiten. Besonders beeindruckend sind sicher die Manatees (Seekühe), die behäbig in den Pools schwimmen.

Fast schon spektakulär erscheint ein umgebauter VW Käfer, der, komplett abgedichtet, als „fahrbares“ Aquarium in der Mitte der Ausstellung zu sehen ist. Bei einer Begehung „hinter den Kulissen“ kann man sich über die Arbeitsweise und auch das Hospital des Aquariums informieren. Denn hier werden auch verletzte Schildkröten aufgepäppelt…

Bassin mit einer großen Schildkröte. Foto: Michael Schabacker
Bassin mit einer großen Schildkröte. Foto: Michael Schabacker

Informationen:

Louvre Abu Dhabi: www.louvreabudhabi.ae

Aquarium: www.thenationalaquarium.ae

Mangroven: www.jubailisland.ae

Fotos: Michael Schabacker

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