Das Flugzeug nach Las Vegas ist bis auf den letzten Platz besetzt. So weit, so normal. Denn die Stadt im US-Bundesstaat Nevada und Verwaltungssitz des Clark County ist bekanntermaßen Anlaufpunkt für Glücksritter aus der ganzen Welt. Mit mehr als 200 Casinos und Bruttoeinnahmen von gut acht Milliarden Dollar ist der Ort in der Mojave-Wüste Zugpferd der gesamten Region, mehr noch, Zugpferd für den ganzen Bundesstaat.
Die Durchschnittstemperaturen können in den Sommermonaten locker die 40 Grad Celsius knacken, 300 Sonnentage jährlich sind garantiert. Die vermeintlich besten Reisemonate für Las Vegas sind vermutlich, je nach Präferenz, eher vor beziehungsweise nach der Hitzephase des Jahres anzusiedeln. Dies allerdings schien die Veranstalter der 55. Ausgabe der größten und am längsten laufenden Pokerturnier-Serie der Welt, welche im vergangenen Sommer in den Paris und Horseshoe Casinos stattfand, wenig interessiert zu haben.
Seit 1970 findet die WSOP statt
„Wir sind unterwegs nach Las Vegas um zu spielen – und das mit gut 30 Leuten“, erzählt unser Sitznachbar im Flieger. „Über sieben Wochen spielen wir in der Stadt, insgesamt wird an 700 Tischen Poker gezockt“, erfahren wir. Tatsächlich ist die „World Series of Poker“ (WSOP) die Pokerturnierserie schlechthin. Seit 1970 findet die WSOP einmal jährlich am Strip in Las Vegas statt.
Natürlich interessieren die meisten Teilnehmer des Turniers die Temperaturen auf den Straßen entsprechend wenig. Alle Hotels, Casinos und Restaurants sind auf gefühlte Kühlschranktemperatur heruntergekühlt. Und da bereits am Morgen die ersten Spieler in den Casinos an die Tische gehen und in der Regel erst spät abends die Karten zur Seite legen, ist die Hitze kaum ein Thema.
56,7 Grad Celsius
Es sind nur gut 100 Meilen von Las Vegas bis in das Death Valley, einer der trockensten Gegenden der Erde. Am 10. Juli 2013 wurden im Death Valley, einer der heißesten Punkte Amerikas, stolze 56,7 Grad Celsius gemessen. Obschon nur ein kleiner Teil des Death Valles Nevada zugehörig ist – der größere Teil gehört zu Kalifornien – ist es unschwer vorstellbar, dass das nicht weit entfernte Las Vegas eben auch mit hohen Temperaturen zu kämpfen hat.
Doch das hält die Besucher der Wüstenstadt nicht davon ab sich dem Hotel- und Night-Life hinzugeben. Gut 40 Millionen Besucher kommen jährlich angereist – in eine Stadt mit lediglich 660.000 Einwohnern, also gerade Mal mit etwas mehr Menschen als Deutschlands kleinstes Bundesland Bremen hat. Las Vegas gehört unbestritten zu den Städten der Welt, die man Mal gesehen haben sollte: Es eine Stadt der Extreme, die man vielleicht nur „versteht“, wenn sie von der Bucket List gestrichen wurde.
In den meisten Hotels Amerikas gehört das Frühstück nicht zur Hotelrate dazu. Ein Grund, warum viele Cafés schon morgens ihre Muffins und Pancakes an den Mann bringen können – dazu ein Kaffee und fertig. Halbwegs gut gestärkt kann man sich dann aufmachen ein wenig den Strip von Las Vegas entlang zu schlendern. Wer das allerdings macht, dürfte zunächst etwas enttäuscht sein. Denn Las Vegas hat zwei Gesichter.
„Strip Route“ vorbei am Ceasar`s Palace
Eines ist das Gesicht, welches sich tagsüber wenig spektakulär präsentiert. Neben der bereits erwähnten Hitze und einem heißen Wind der durch die Straßen bläst, lässt sich allerdings noch mehr in der Wüstenstadt erleben. Um die Stadt fahrend zu entdecken, sind die beliebten Hop-On Hop-Off Big Bus Tour auf verschiedenen Routen durch „Sin City“ unterwegs. Ob auf der „Strip Route“ vorbei am Ceasar`s Palace und dem MGM Park oder der „Old Vegas Tour Route“ durch den Arts District und vorbei am Golden Nugget Hotel: die vielleicht beste Art Las Vegas zu entdecken.
Es sind auch Ausstellungen wie „Bodies: The Exhibition“ (Körperwelten; im Horseshoe) oder „The Hunger Games“ (Panem im MGM Grand Hotel), die tagsüber besucht werden können und zum Teil permanente Ausstellungen sind. Empfehlenswert sind sicher auch Touren in das Umland der Stadt. Halbtägige Bustouren bringen Besucher wahlweise zu Aussichtspunkten am „Hoover Dam“ und ermöglichen einen Blick auf den Colorado River.
„South Rim“ und Vegas is king
Oder man macht einen Tagesausflug zum Grand Canyon, bekommt Aussichtspunkte an der Route 66, Wanderwege am Canyonrand oder auch den tiefsten und breitesten Teil des Canyons, den „South Rim“, zu sehen. Da heißt es aber früh aufstehen: Die Touren starten bereits sehr früh morgens und eine Rückkehr nach Las Vegas erfolgt meist erst in der Dunkelheit.
Das andere Gesicht der Spielerstadt ist das „Nightlife“. Mal abgesehen von den gefüllten Casinos, welche sich meist in den unteren Stockwerken der riesigen Hotels befinden, ist die „Stadt der Sünde“ natürlich auch ein Ort der Nightclubs und Bars. Es gibt wohl nur wenige Orte, die da mit Las Vegas standhalten können. Nicht umsonst sagt man: Vegas is king!
Nachts gehen die viel zitierten „Lichter der Großstadt“ an, die Hitze des Tages entweicht den Straßen, angenehmere Temperaturen lassen auch die sonst so standhaften Casino Besucher Mal einen Blick vor die Tür werfen. Und nicht wenige von ihnen landen dann in einem der zahlreichen Clubs der Stadt. Ob Hakkasan im MGM Hotel, die Ghostbar im Palms, der Zouk Club im Resorts World Hotel oder der Tao Nightclub im Venetian Hotel: das Nachtleben ist ein pulsierender Schub für die Stadt.
Aber auch jenseits der Nightclubs ist die Stadt gut aufgestellt. Neben einer Unmenge an Restaurants und Bars, sind es verschiedene Kabarett-Veranstaltungen die Besucher anlocken. So auch das „Absinthe“, gelegen direkt am „Caesars Palace“ am Las Vegas Boulevard: Hier gibt es Unterhaltung zwischen Circus und Comedy in einem Zirkuszelt.
Las Vegas Weekly hat die Show im „Absinthe“ zu einer der besten Veranstaltungen dieser Art in der Stadt gekürt – und dies wohl auch zu Recht. Tatsächlich sind die Shows äußerst unterhaltsam – immer ein amüsanter Mix zwischen waghalsiger Artistik und der Einbeziehung des Publikums in das Programm. Neben den normalen Tickets für den Einlass lässt sich übrigens auch ein kulinarisches Paket buchen: Hamburger und Champagner – welch wunderbare Kombination…
Informationen:
Visit Las Vegas: www.visitlasvegas.com
Absinthe: www.spiegelworld.com/shows/absinthe
Fotos: Michael Schabacker