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Zu Besuch im Reiseparadies Stettiner Haff (Teil 2)

Ein Gutteil der Insel bedeckt der 1960 gegründete Wolliner Nationalpark, der auch Meeresgewässer umfasst. Hier locken alte Buchenwälder, die Kliffküste, die Tier- und Vogelwelt, herrliche Wanderwege und vor allem das 1976 gegründete Wisent-Reservat. Unser Ziel ist aber heute die Stadt Wolin, deutsch Wollin, das spätestens seit 2002 große Schlagzeilen machte. Bekannt war bisher, dass die Insel schon mindestens seit 1800 v. Chr. bewohnt war. Doch die Ausgrabungen von 1828 bis 2002 legen nahe, dass hier, am Ort der Stadt Wolin, um 980 n. Chr. die legendäre Wikingerstadt Julin bzw. Jumne mit der nahebei liegenden Jomsburg. Und die wiederum soll die berühmte reiche slawisch-wikingische Frühstadt Vineta gewesen sein. Die Ausgrabungen in der heute 800 Einwohner zählenden Stadt zogen sich über ein Areal von 4,5 km Länge hin: vom Galgenberg bis zum Silber- und dann dem Mühlenberg.

Heute stehen wir auf der historischen Plageinsel von Wolin/Wollin und blicken hinüber zum Wahrzeichen der Stadt, der spätgotischen Nikolaikirche, deren barocker Westturm erst 1705 entstand. Hier in Wolin wurde 1485 Johannes Bugenhagen, Reformator und Weggefährte Luthers, geboren. Wir aber sind mitten in einem archäologischen Freilichtmuseum, der Slawen- und Wikingersiedlung Wolin. Sie entstand dank des 2001 gegründeten Trägervereins „Zentrum für Slawen und Wikinger „Wolin-Jomsburg-Vineta“, der anhand experimenteller Archäologie, vor allem aber anhand der bei den archäologischen Grabungen gemachten Funde diese frühmittelalterliche slawischen/Wikingersiedlung wieder auferstehen lässt.

In Wolin. Foto: Ellen Spielmann
In Wolin. Foto: Ellen Spielmann

700 m vom heutigen Stadtkern und unweit der 2001 erbauten, den Horizont dominierenden Stadtbrücke stehen hier nun 27 Hütten innerhalb der Holzpalisaden mit dem mächtigen Eingangstor. Diese slawischen Block-, Pfosten- und Spaltbohlenhäuser wurden anhand der gemachten archäologischen Funde im Stil des 9. und 10. Jh.s n. Chr. in Originalgröße erbaut. Dazwischen erinnern nachempfundene religiöse Kultplätze an die damalige Götterwelt. Am Fluss wurde ein Anlege-Kai mit Hafen vom Museologen Wladislaw Filipowiak rekonstruiert, ebenso ein slawisches Ruderschiff „Eagle Jumna“ für maximal 12 Ruder und 22 Mann Besatzung. Im Museumsdorf arbeiten Mitarbeiter des Vereins in historischen Trachten und Kostümen und führen historisches Handwerk, u.a. Bronzegießen, Töpfern und Schmieden vor. Dazu werden die Besucher auch ermuntert, selbst einmal zu flechten, zu filzen, zu weben oder zu schnitzen.

Und natürlich darf auch das kulinarische nicht fehlen: Selbstgebackenes, dazu Säfte und Met gibt es ebenso wie herrlichen Honig zu verkosten. Das kulturelle Erbe wird ausgebaut, denn das Museumsdorf ist nun auch international vernetzt. Beeindruckend sind schließlich die aufgestellten Runensteine, etwa für den alten Wikingerhaudrauf Sven Gabelbart oder für Fürstin Swietoslawa. Und es verdichten sich die Hinweise, dass das sagenhafte Vineta wohl tatsächlich auf der Insel Wolin (Wollin) zu verorten ist.

In jedem Fall sollte man auch noch einen Runenstein für Harald Blauzahn (geb. 910 n. Chr.) aufstellen. Denn der dänische wie norwegische König verstarb in Wolin am 1. November 987 n.- Chr. Und der müsste Vineta eigentlich leibhaftig gesehen haben.


Informationen:

Polnisches Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel 

Museen/Attraktionen:

Museum für die Geschichte der Region Kamień Pomorski, www.mhzk.eu

Segeln/Wassersport:

Marina Kamień Pomorski, www.marinakamienpomorski.pl/de/home/

Fotos: Ellen Spielmann

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