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1000 Jahre Glauben, 1000 Jahre Weinbau (Teil 2)

Denn die kleine Gemeinschaft der nach der Regel des Kloster Vallombrosa lebenden Benediktinermönche zog das christliche Leben in Einsamkeit vor. Heute hat sich die aus sieben Brüdern bestehende Gemeinschaft geöffnet. Jugendlich frischen Geist hat ihr Prior, der aus Indiens Bundesstaat Kerala stammt, in die uralten, indes auch aufwendig restaurierten Mauern der Anlage gebracht. Heute bestellt man einfach telefonisch die Besichtigung vor – oder läutet einfach die Klosterglocke am Eingang.

Was dann kommt, ist natürlich eine grandiose Kunst-, Kultur- und auch Glaubenserfahrung für sich. Denn erste Mönche sollen hier schon um 395 n. Chr. gesiedelt haben. San Zanobi, Erzbischof von Florenz, soll damals den Anstoß gegeben haben. Die Klosterannalen gehen indes von 891 n. Chr. aus. Weitere Quellen nennen 899 n. Chr. und 989 n. Chr. Aber auch ein gewissenhaft notierender Mönch kann sich mal mit einer Gänsekielfeder verschreiben und im Tintenfass vertunken! Doch richtig Fahrt nahm das Klosterleben erst auf, als im Jahr 1049 n. Chr. ein reformierter Zweig der Benediktiner, der Vallombrosaner-Orden, hier die Regie übernahm. Und dass mit ihnen auch der Weinbau seinen Aufschwung nahm, darf getrost mit angenommen werden. Danach folgte eine einmalige Aufstiegsgeschichte, an deren Höhepunkt sogar Galilei Galilei in den Jahren 1587 und 1588 zu Gast war und hier Mathematik lehrte. Wichtigster Erneurer war aber erst einmal der Mönch und Visionär Giovanni Gualberto, der ab 1055 die Abtei neu aufbaute.

Und natürlich ist ihm in der sehenswerten Klosterkirche auch eine eigene Kapelle, die Cappella di San Giovanni Gualberto geweiht. Erst einmal bewundern wir aber die moderne Kunst im Klosterhof und die Statue des Erzengels Michael auf dem Kirchendach. Dann folgen die außerordentlichen Kirchenschätze, die sich bis zu jenem Datum des 7. Oktober 1870 angesammelt hatten, als das Unerhörte passierte. Die ehrwürdige Abtei geriet unter den Auktionshammer und wurde an einen Conte (Graf) Maurizio Dzieduszycki veräuß0ert, der bei der Gelegenheit gleich 1264 ha Land kaufte. Den Mönchen bleib nur ein kleiner Rest, weitere private Besitzer sollten in den folgenden 114 Jahren folgen. Dann aber kam der 10. Oktober 1986, an dem die Vallombrosaner ihr altes Gründungskloster wieder erwerben konnten.

Abendmahl. Foto: Ellen Spielmann
Abendmahl. Foto: Ellen Spielmann

Und in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts konnten dank vieler Spenden auch die dringend nötigen Restaurierungen vorgenommen werden. Dies erfreut heutige Besucher, denn so kann man nun wieder eine Erzengel-Michael-Statue aus dem 10. Jahrhundert, barocke Prachtkapellen, Sakristei, Krypta und ein einzigartiges Chorgestühl der Mönche bewundern. Wer auch zum Klosterbesuch bereit ist, darf dann sogar ein erst 2018 wieder ins Kloster zurück gelangtes Kreuz bewundern. Es stammt aus der Schule des Michelangelo Buonarroti.

Einzigartig ist der herrliche, 1470 nach Plänen von Jacopo Rosselli (1439 – 1515) geschaffene Kreuzgang mit dem schonen Brunnenhof und dem Blick hinauf zum wehrhaften Klosterturm. Grandios ist auch die uralte, riesige Klosterküche mit ihrer riesigen Feuerstelle. Das Essen wurde an Körben die hohe Wand hinauf gezogen. In diesem Fall, um Kranke zu versorgen, die einst auch im Kloster gepflegt wurden. Ein riesiger Küchentisch aus Eiche ist aus dem Jahr 1600. Höhepunkt ist dann sicherlich das Refektorium, in dem heute auch Tagungen und Events stattfinden. Hier schuf 1476 Domenico Ghirlandaio ein monumentales Abendmahl, ein Meisterwerk.

Und, glaubt man dem Prior, wird auch der schöne Abteigarten schon bleibt wieder in prächtiger Blüte stehen. Schon jetzt säumen Zitronenbäumchen den Gartenzugang, die Wasserkunst wartet aber noch auf Spender. Eine Spende wird nach so einer großartigen Klosterführung natürlich auch fällig. Die meisten geben um die 10 Euro, ehe man sich dann ausführlich den Genüssen in der Bar DaVino widmen sollte. Man kann aber natürlich auch zu Antinoris Osteria di Passignano hinüber spazieren und eine weitere Führung durch die Klosterkeller samt Degustation der Antinori-Weine, allen voran denen aus Badia a Passignano ordern. Und natürlich ist bei der einen oder anderen Degustation auch ein echter Tignanello mit von der Partie. Badia a Passignano ist eben – ein echter Tipp!


Information:

Badia a Passignano, www.badiapassignano.com

Ufficio Turistico (Tourismusbüro) Barberino Tavarnelle, www.barberinotavarnelle.it 

Toscana Promozione Turistica, www.visittuscany.com

Essen und Trinken:

Bar/Paninoteca DiVino, https://bar-divino.business.site

Fotos: Ellen Spielmann

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