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1000 Jahre Glauben, 1000 Jahre Weinbau (Teil 1)

Hier, im Herzen des winzigen Weilers Badia a Passignano regiert Wirt Andrea mit seiner Familie, der Gattin und zwei Töchtern, die Geschicke. Und keine Frage: Die auch als Osteria perfekt funktionierende Einrichtung ist ein Muss für jeden Toskana-Fan. Und natürlich ist die Arbeit hier für Andrea weit mehr als nur ein stets höchst freundlicher, tatsächlich niemals „regierender“ Service. Die Bar und ihre vielfältigen kulinarischen Angebote, das sind für ihn eine mit der Familiengeschichte eng verbundene Herzenssache.

Denn hier arbeitete früher Vater Giuliano als Schmied, stellte Werkzeuge für die Landwirtschaft ringsum her. Seine Dienste müssen wohl sehr erfolgreich gewesen sein. Denn heute blickt man von der Terrasse auf ein phantastisches Talrund voller Weinberge mit in Reih und Glied gepflanzten Weinstöcken – eine Augenweide und ein Bilderbuch-Panorama für das Gebiet des Chianti Classico. Eigentlich besitzt der Weiler Badia a Passignano sowieso schon drei Restaurants, darunter sogar ein mit einem Michelin-Stern gekröntes: die berühmte Osteria di Passignano, im Jahr 2000 von Marcello Crini, einem großen Kenner und leidenschaftlichen Förderer der toskanischen Küche, und Allegra Antinori, Tochter aus der berühmten Weindynastie der Marchesi Antinori gegründet. Zu ihnen kommen nicht nur Gourmets von weither, um die phantastischen Kreationen zu genießen.

Auch die Einheimischen schwärmen von den erlesenen Kochkünsten in der Osteria, die Zugereiste sogar auf Kochkursen erlenen können. Sie finden allerdings in der Kochschule „Fonte de Medici“ in Montefiridolfi statt, einem Dorf, das schon zu San Casciano in Val di Pesa gehört.

Tris in den klassischen toskanischen Keramikschälchen. Foto: Ellen Spielmann
Tris in den klassischen toskanischen Keramikschälchen. Foto: Ellen Spielmann

Was indes angesichts der hohen Qualität der Kulinarik ringsum noch fehlte, so Wirt Andrea, war ein Etablissement, in dem es sich nach Herzenslust genießen lässt – eben ein „Go easy“ des toskanischen Lebensstils. Hier im DiVino trifft man sich auch mal nur auf einen Caffé, ein Panino oder ein Gläschen Wein, das man von der opulenten Weinkarte bestellt. Und man blickt dabei stets gratis auf das herrliche Landschaftspanorama, in dem natürlich auch die Weinberge der Marchesi Antinori dominieren. Denn die Markgrafen, schon seit 26 Generationen im Weinbau aktiv, sind hier, 3 km oberhalb des Dörfchens Sambuca Val di Pesa, schon seit Jahrhunderten präsent. Ringsum besitzen sie 223 ha Land, von denen 65 ha als Rebflächen dienen. Hier entsteht ihr Chianti Classico Badia a Passignano, der tatsächlich in Fässern in den über 1000 Jahre alten, fast heilig zu nennenden Kellern der dem Erzengel Michael geweihten Abtei Abbazia di San Michele Arcangelo von Passignano reift.

Welche Schätze das Terroir rings um die Abtei bereithält, mag man auch daran erkennen, dass man nahe der Badia im Jahr 1983 sogar einen über 1000 Jahre alten Rebstock der „vitis vinifera“ entdeckte. Da überrascht es kaum, dass eines der berühmtesten Güter der Antinori, Tignanello, nur drei Kilometer südlich der Abtei liegt. Und manches Areal ringsum gilt gar als wundertätig. Denn ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt befindet sich die „Fische-Kapelle“. Hier in der Cappella dei Pesci, angelten Mönche einst für einen anreisenden Papst überraschenderweise zwei prächtige Hechte, die dem Stellvertreter Christi ausgezeichnet mundeten. Seither pilgern Gläubige hierher, denn das Wasser der Kapelle gilt als wunderheilend. Kürzlich hat sich hier auch das Weingut Gagliole des Schweizer Ehepaars Bär mit 4 ha eingekauft.

Aber wie schon erwähnt: man darf und sollte das ganze paradiesische Drumherum auch ein wenig „leicht“ sehen. Daher schwören Andreas Gäste eben auf Einfaches. Etwa die ausgezeichneten Panini (5 bis 6 €) mit Delikatessen der Toskana: Mit Kochschinken, Ricotta, Salat und Trüffel-Balsamico, mit Mozzarella und Tomaten oder Trüffel-Pecorino. Man greift zu den frischen Salaten (6 €), zu warmen Crostoni mit Salami, Schinken, Pancetta, Speck, Bohnen oder Gorgonzola oder bestellt gleich ein „Tris“, das in klassischen toskanischen Keramikschälchen servierte „Dreierlei“ einfacher, aber umso klassischerer toskanischer Gerichte.

Bilderbuch-Panorama des Chianti Classico. Foto: Ellen Spielmann
Bilderbuch-Panorama des Chianti Classico. Foto: Ellen Spielmann

Nie fehlen darf da „lampredotto“, auch wenn Innereien nicht jedermanns Sache sind. Und natürlich sind auch Ribollita (7 €), Pappa al Pomodoro (7 €) oder Panzanella (7 €) ein Muss! Aber ob nun opulente Schinkenplatten, Bruschette, Gemüse- oder Chianti- und Trüffelplatten (9 – 25 €) mit einem Gläschen Chianti Classico dazu: Stets bleibt Andreas Maxime des „easy“ die perfekte Richtschnur.


Information:

Badia a Passignano, www.badiapassignano.com

Ufficio Turistico (Tourismusbüro) Barberino Tavarnelle, www.barberinotavarnelle.it 

Toscana Promozione Turistica, www.visittuscany.com

Essen und Trinken:

Bar/Paninoteca DiVino, https://bar-divino.business.site

Fotos: Ellen Spielmann

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