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Weinwunder zwischen Oder und Weichsel (Teil 1)

Nun, 22 Jahre später haben sie sich ihren Traum erfüllt. Denn das Weingut Jaworek, 26,4 km oder ca. 40 Autominuten nordwestlich von Wroclaw (Breslau) in Niederschlesien, ist eine Erfolgsstory. Es zählt zu den bekanntesten, gilt als drittgrößtes Weingut des Landes und produziert auf 15 ha Weinbergen in Miękinia und 3,5 ha Weinbergen in Wińsko, sämtlich über 500 m hoch gelegen, jährlich 40.000 l Wein.

Hinzu kamen ihr Weinhotel in Miękinia mit 13 Zimmern und Apartments, das erstklassige hauseigene Restaurant mit Regio- und internationalen Spezialitäten sowie ein großes önotouristisches Angebot von Nordic Walking bis zu Lagerfeuer mit Livemusik, von Weinseminaren bis zu Kutsch- und Radtouren. Selbstverständlich ist die Winnice Jaworek längst ein Höhepunkt an der vielbesuchten kulinarischen Route der Geschmäcker Niederschlesiens, ist Teil der neuen der Bier- und Weinroute durch Niederschlesien und sogar offizielle Tourismusinformationsstelle.

Und natürlich bittet man auch zur Degustation. Angepflanzt werden Rebsorten wie Solaris, Riesling, Regent, Pinot Noir, Chardonnay, Cabernet Cortis, Zweigelt, Pinot Gris, Monarch oder Gewürztraminer. Experimentiert wird aber auch mit Saint Laurent, Cabernet Sauvignon, Dunkelfelder, Pinot Blanc, Rivaner oder Elbling.

Einige Resultate des Anbaus verschiedener Rebsorten. Foto: Jürgen Sorges
Einige Resultate des Anbaus verschiedener Rebsorten. Foto: Jürgen Sorges

Kellermeister ist Gniewko Drewnicki, ein Mittdreißiger, der eigentlich kein Winzer ist. Er war Englischlehrer, dann erfolgreicher Bierbrauer. Zur Begrüßung im Kelterhaus, das in der alten, aus roten Ziegeln erbauten, mit Weinranken und alten Weinfässern dekorierten Gutsscheune eingerichtet ist, darf es ein Gläschen vom Jaworek Slinger sein, ein harmonischer Riesling, der schon 2017 prämiert wurde und durch Frische und viele Aromen besticht.

Weinbau, so Gniewko Drewnicki, habe in Polen eine lange Tradition. Und tatsächlich sollen schon um das Jahr 1000 auf dem Wawel in Kraków (Krakau) Wein gewachsen sein. Eine erste schriftliche Erwähnung des Weinbaus erfolgte 1136 in der päpstlichen Bulle von Gnesen. Dann sorgten Mönche für den unaufhaltsamen Aufstieg des Weinbaus bis hin zu wohl 4000 ha Weinbaufläche in Polen.

Heute sind es immerhin schon wieder über 640 ha Weinberge, die knapp 400 Winzer bewirtschaften und so 6000 Arbeitsplätze generieren. Tendenz: rasant steigend, Ziel sind 1500 ha Rebfläche! Historisch hatte zwischendurch die kleine Eiszeit Polens Winzern beinahe den Garaus bereitet, ehe ab dem 17. Jh. erneut ein Boom auftrat. Polens Adel hatte sich da aber schon klängst of den Import von ungarischem Tokajer kapriziert.

Die aus Deutschland und Frankreich stammenden Eichenfässer des Weinguts. Foto: Jürgen Sorges
Die aus Deutschland und Frankreich stammenden Eichenfässer des Weinguts. Foto: Jürgen Sorges

Auch um 1900 gab es rege Versuche, den Weinbau zu etablieren. Und so ist bis heute Zielona Gora (einst Grünberg), wo 1938 bereits über 800.000 Flaschen Schaumwein abgefüllt wurden, bis heute ein historischer Nukleus der polnischen Weinbaugeschichte.

Stolz ist Kellermeister Gniewko Drewnicki auf die aus Deutschland und Frankreich stammenden Eichenfässer, stolz ist er auch auf das Besondere der Jarowek-Weine: die zweite Fermentierung im Fass ist. Und man wird in Zukunft die Produktion erweitern. So ist auch geplant, mit der hochmodernen Destillationsanlage der Firma Ulrich Kothe Destillationstechnik aus Eislingen in Baden-Württemberg Brandy und auch Whiskey zu produzieren. Ein Hit im Fasslager ist dann der „Trinkhonig“. Nach alter Landestradition lagert dieser Honigwein, polnisch miód pitny, bis zu acht Jahren im Fass. Eine aromatische Sensation.

Im Gutsrestaurant kann man die phantasievollen Etiketten der Weine bewundern, die ein Freund des Hauses, der Künstler und Professor Eugeniusz Josefowski schuf. Zu Tomaten-Gazpacho, Hühnersuppe mit Nudeln und gebratener Entenbrust-Einlage und Pappardelle mit langsam gegartem Lamm, Pilzen, Parmesan und frischer Petersilie oder Forelle mit Wildreis, Thymian, frischem Broccoli und Sauce Hollandaise geht es dann zur Weinprobe.

Interessant: zum Beispiel der Jaworek Pinot Noir Rose (l.) und der Jaworek Riesling Orange (2 v. l.). Foto: Jürgen Sorges
Interessant: zum Beispiel der Jaworek Pinot Noir Rose (l.) und der Jaworek Riesling Orange (2 v. l.). Foto: Jürgen Sorges

Und die kann einen Jaworek Rose, einen Jaworek Riesling mit Aromen von Apfel und Zitrone, den Jaworek Solaris, Jaworek Miner, Jaworek Piano XVII, Jaworek Pino-Re XVII, Jaworek Roesler oder Jaworek Monarch umfassen. Großartig vom Jahrgang 2019 sind der Jaworek Pinot Noir Rose und der Jaworek Riesling Orange. Und der Jaworek Traminer (Gewürztraminer; 12,5 % Alk.) ist ein halbtrockener Wein mit breiten Aromen, etwa Holunder.


Informationen:

Polnisches Fremdenverkehrsamt: www.polen.travel/de
Winnice Jaworek: www.winnicejaworek.pl

Fotos: Jürgen Sorges

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