Foodie

Weinjuwel Carnuntum

Das pannonische Klima im Carnuntum mit heißen Sommern und kalten Wintern, die Nähe zur Donau und der temperaturausgleichende Neusiedler See sorgen dafür, dass die Trauben vollständig ausreifen. Dieses natürliche Potenzial haben die Winzer längst erkannt und das Gebiet in kurzer Zeit an die Spitze gebracht, vor allem mit attraktiven Rotweinen, die Frucht und Eleganz geschmeidig vereinen: sie sind modern in der Stilistik, aber eigenständig und der Tradition verbunden. Aus einem Geheimtipp hat sich Carnuntum zu einer führenden Rotweinregion Österreichs entwickelt. Im Jahr 2019 erhielt Carnuntum schließlich den DAC-Status- mit den Riedenweinen an der Spitze. Bei den roten Sorten profilieren sich besonders Zweigelt und Blaufränkisch, deren Zentrum am Spitzerberg im Osten liegt. Cuvées dürfen bis zu einem Drittel andere rote Qualitätsweinrebsorten enthalten, wie zum Beispiel St. Laurent, Cabernet Sauvignon oder Merlot. 

Edeltropfen 

Das Weingut Artner in Höflein gehört schon seit langem zur Spitzenklasse der Rotweinerzeuger in Österreich. Die Wurzeln des Betriebs reichen bis ins Jahr 1650 zurück. Schon damals erkannten die Vorfahren die idealen Bedingungen für den Weinbau. Aus einem ursprünglich gemischten landwirtschaftlichen Betrieb entstand seit den 1980er Jahren ein Weingut mit dem Schwerpunkt auf Weinen, die sich durch Authentizität und Charakter auszeichnen.Im Weingut wird möglichst naturnah gearbeitet. Zwischen den Rebzeilen erfolgt eine Begrünung der Flächen und bei Bedarf werden auch Bäume gepflanzt. Seit dem Jahrgang 2021 ist der Betrieb bio-zertifiziert.

Der Artner 2020 Ried Steinäcker DAC-1ÖTW Erste Lage stammt von etwa 30 Jahre alten Rebstöcken. Der Zweigelt reifte 18 Monate in neuen und gebrauchten Holzfässern. Er präsentiert sich intensiv, ohne Eleganz und Raffinesse zu verlieren. Würzige Aromen, dunkle Beerenfrüchte, dunkle Kirschen, Schokolade, Kaffee, Rauch und Trockenfrüchte prägen das wunderbar komplexe Bouquet.

Experimentierfreude 

Johann Böheim führt gemeinsam mit seiner Tochter Stefanie das etwa 20 Hektar große Weingut in Arbesthal bei Göttlesbrunn. Im Weinbaugebiet Carnuntum sorgen sie für Aufsehen, indem sie Tradition und Moderne symbiotisch vereinen. Durch ihre jeweils individuellen Persönlichkeiten verleihen sie ihren Weinen einen einzigartigen Charakter, der sowohl spannend als auch harmonisch ist. Das Vater-Tochter-Duo kombiniert auf besondere Weise Erfahrung mit Innovation. Ein Highlight ist der 2017 Ried Stixbergen Blaufränkisch Reserve mit seiner limitierten Auflage von nur 1000 Flaschen. Der Wein, der 18 Monate in Barriques reifte, besticht durch intensive Aromen von Brombeeren, Heidelbeeren, Preiselbeeren, dunklen Kirschen, Kräutern, Tabak und einer feinen Röstaromatik – Intensität, die im körperreichen Wein bis zum langen Abgang präsent ist. 

Leidenschaft

Hans und Edith Pitnauer sind als bedeutende Winzerpersönlichkeiten des Landes bekannt. Sie gehören zu den ersten, die Weine nach Lagen ausbauten und damit österreichische Weingeschichte schrieben. 1986 nahmen sie das Vorkommen des exotischen Vogels Bienenfresser in den Göttlesbrunner Weinrieden zum Anlass, ihren besten Zweigelt nach ihm zu benennen. So wurde dieser farbenprächtige Vogel zum Symbol ihres Rotwein-Engagements. Der Bienenfresser® erhielt im Laufe der Jahre im In- und Ausland zahlreiche Auszeichnungen und erlangte Kultstatus. 2018 übernahm Sohn Johannes Pitnauer das vielfach prämierte Weingut und führt seitdem die Leidenschaft in dem Betrieb für Wein fort. Ein 2020 Ried Haidacker Carnuntum DAC 1 ÖTW gilt als herausragender Zweigelt, der die Qualitätsarbeit bestätigt. Der Wein reifte 18 Monate in neuen sowie gebrauchten Barriques und beeindruckt mit Aromen von Kirschen, Waldbeeren, Orangenschale, Tabak, weichen Tanninen, Karamell und Lakritz.

Kraftvoll

Robert Payr, bekannt als Botschafter des österreichischen Carnuntums, führt das Traditionsweingut Payr mittlerweile in fünfter Generation. Seit 2015 ist das Weingut Payr als „Nachhaltig Austria“ zertifiziert und befindet sich seit 2017 in der Umstellung auf den biologischen Weinbau. Höchste Qualität und Authentizität sind die beiden grundlegenden Prinzipien, die die Philosophie des Weinguts prägen. Dabei liegt ein starker Fokus auf einem harmonischen Umgang mit der Natur, nachhaltigem Arbeiten und einem schonenden Umgang mit Boden sowie Rebstöcken. Um charakterstarke Weine zu erzeugen, deren Geschmacksprofil von Lage zu Lage individuell herausgearbeitet wird, setzt Robert Payr im Keller auf traditionelles Handwerk. 

Carnuntum Weine. Foto: Carola Faber
Carnuntum Weine. Foto: Carola Faber

Das Weingut Payr bewirtschaftet insgesamt zwölf Hektar, darunter einige der besten Lagen des Carnuntums: Ried Steinäcker 1 ÖTW, Ried Spitzerberg 1 ÖTW, Ried Kirchweingarten 1 ÖTW, Ried Bühl, Ried Rothenberg und Ried Kirchberg. Ein exemplarischer Wein ist der 2019 Ried Steinäcker Carnuntum DAC 1 ÖTW. Das warme Jahr 2019 mit Trockenperioden sorgte für eine hervorragende Traubenreife, während den kühlen Herbstnächten exzellente Fruchtigkeit und eine gute Säurestruktur zu verdanken sind. So zeichnen sich die Weine durch Vielschichtigkeit, ausgewogene Säure und Tiefe aus. Der kraftvolle, strukturierte 2019 Ried Steinäcker Carnuntum DAC 1 ÖTW beeindruckt mit Aromen von schwarzen Kirschen, Brombeeren, Pflaumen, Kräutern und Tabak. Abgerundet wird er durch eine schöne Mineralität im Nachhall.

Handarbeit

Der Familienbetrieb Weingut Pelzmann, Mitglied der Rubin Carnuntum Weingüter, Österreichischen Traditionsweingüter und der Römerstrasse Carnuntum betreibt seit 1850 Weinbau. Den Grundstein für das heutige Weingut legte Herbert Pelzmann. 1993 übernahm sein Sohn Horst Pelzmann den Betrieb und modernisierte ihn mit fortschrittlicher Kellertechnik. Seit 2017 verstärkt Klemens Pelzmann das Team. Auf einer Rebfläche mit etwa 20 Hektar, die viel Handarbeit erfordert, werden Trauben für besondere Weine geerntet. Dazu gehört ein 2020 Ried Spitzerberg Carnuntum DAC 1 ÖTW. Dieser elegante, vielschichtige Wein zeichnet sich durch feine Kirscharomatik, rote Waldbeeren, Mineralität, Rauch, Würzigkeit, frische Säure und zarte Tannine aus. Eindrucksvoll ist auch der lange Abgang.

Herzblut

Michael Auer übernahm 2009 die Leitung des Weinbaubetriebs im Carnuntum von seinem Großvater, der hauptsächlich Fasswein produzierte. Mit viel Engagement und Herzblut stellte Michael Auer auf Handarbeit um und reduzierte zur Qualitätssteigerung die Erträge. Der passionierte Winzer legt großen Wert auf die Symbiose zwischen Pflanzen und Boden sowie auf die Weisheiten erfahrener Winzer. Das Ergebnis dieses Engagements sind Weine von höchster Qualität. Ein Beispiel dafür ist der 2021 Ried Aubühl Carnuntum DAC 1 ÖTW, der aus 41 Jahre alten Reben gewonnen wird. Der Wein wurde spontan vergoren und reifte 18 Monate in 500-Liter-Fässern, von denen 60 Prozent neu waren. Der Wein überzeugt mit Aromen von dunklen Waldbeeren, Kirschen, Feigen, Orangenzesten, Schokolade, Rauch, fein integrierten Tanninen und würzigen Noten. Der lange Nachklang und das sehr gute Reifepotenzial runden das Profil dieses außergewöhnlichen Weins ab.

Hochzeitsgeschenk

Das Herzstück des Weinguts von Dorli Muhr bildet eine kleine Parzelle im Weingarten Ried Roterd. Diese 0,17 Hektar große Fläche erhielt Dorli Muhrs Großmutter Katharina 1912 als Hochzeitsgeschenk. Fast 90 Jahre später begann Dorli Muhr mit der Wiederbelebung des Spitzerbergs. Heute bewirtschaftet sie dort 12 Hektar Reben auf biologische Weise.

Der Spitzerberg liegt im windigen Korridor zwischen Alpen und Karpaten. Er zählt zu den trockensten und heißesten Gegenden Österreichs. Diese extremen Bedingungen führen zu sehr niedrigen Erträgen, jedoch zu Weinen mit unvergleichlicher Aromatik und markanter Mineralität. Die Weine sind hoch konzentriert, aber dank der Kalkböden zugleich leicht und elegant. Dorli Muhrs Weine sind bekannt für ihre feine Eleganz, seidige Dichte und bemerkenswerte Länge.

Die Trauben für den 2019 Ried Spitzerberg-KOBELN 1ÖTW „Liebkind“ werden von Hand geerntet und anschließend im offenen Bottich spontan vergoren. Während der sanften Extraktion wird der Saft regelmäßig von Hand über den Tresterhut gegossen. Seit dem Jahrgang 2019 reift der Blaufränkisch von der Ried Kobeln 32 Monate im Fass. Die Subried Kobeln, die höchste Lage am Spitzerberg, erstreckt sich von 210 bis 270 Metern Höhe. Der Weingarten, der aufgrund des kargen Bodens extrem niedrige Erträge (etwa 1500 Kilo Trauben von rund 6000 Rebstöcken) liefert, wurde 2008 gepflanzt.

Diese Parzelle, die von Anfang an als Pilotprojekt biologisch bewirtschaftet wurde, brachte so viel Freude, dass der Wein den Namen „Liebkind“ trägt. Das imponierende Ergebnis sind weich eingebundene Tannine, Komplexität und ein enorm großes Potenzial.


Informationen:

www.oesterreichwein.at

www.austrianwine.com

Fotos: Carola Faber

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