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Von Hexen, Robin Hood und eisigen Kellern

Nur wenige Schritte vom Ortskern beginnt der wildromantische Wald. Dort hat sich vor 22 Jahren Familie Pfister mit ihren Eseln, Pferden und einem Bogenparcours angesiedelt. „Schon als Kind habe ich mir aus einer Weidenroute ein Bogen gebaut und Robin Hood im Gelände gespielt. Als unsere Tochter Johanna ungefähr in diesem Alter war, hat sie sich ebenfalls Pfeil und Bogen gebastelt und ist damit losgezogen. Jetzt ist sie Deutsche Meisterin in der Disziplin Berittenes Bogenschießen“, schmunzelt Oliver Pfister.

Die Freude am instinktiven Bogenschießen vermittelt heute der Familienbetrieb allen, die Spaß an der Natur in Verbindung mit dem Sport haben. „Es kommen Kinder und Erwachsene. Es ist gar nicht schwer. Schon nach einer kurzen Einführung kann der Parcours eigenständig durchlaufen werden“, ergänzt Sandra Pfister. Mit beiden Füßen steht der Schütze ruhig und fest auf dem Boden. In der linken Hand befindet sich der Bogen. Die Finger der rechten Hand, die Zughand, ziehen die Sehne und führen den Bogen bis an die Wange. Der Blick ist auf das Ziel, einen Jutesack, gerichtet. Ist die Spannung groß genug, lösen sich die Finger von der Sehne. Treffer!

Im Hintergrund ist das Gackern von ein paar Hühnern zu hören und das Zwitschern der Vögel mischt sich mit dem Rauschen der Blätter mächtiger Baumkronen. So etwas wie Abenteuergeist ist entfacht. Der Wechsel zwischen Konzentration, Anspannung und Loslösen sorgt für Entspannung, besonders in der wilden Natur. Der Parcours mit seinen 20 Stationen kann fortgesetzt werden. „Wer Menschen für die Natur begeistern will, muss selbst begeistert sein…“ lautet die Philosophie von Sandra Pfister. So bietet sie auch die Erkundung des Steigerwaldes als geführte Eselwanderung an. „Der Esel Willi lebt schon 15 Jahre bei uns. Ich war bei seiner Geburt dabei. Das sorgt für eine intensive Bindung“, berichtet Sandra Pfister, während sie sich im gemächlichen Tempo des Tieres auf den Weg zum 489 Meter hohen Zabelstein, die höchste Erhebung des nördlichen Steigerwaldes, begibt.

Esel Willi. Foto: Carola Faber
Esel Willi. Foto: Carola Faber

Der Gang mit dem Esel wirkt entschleunigend. Seine Ruhe wirkt fast ansteckend. Es geht nicht mehr um Schnelligkeit und Leistung, sondern nur noch um das Gehen. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit den Eseln gemacht. Einige probieren es aus, bevor sie den Jakobsweg mit einem Esel gehen. Andere lassen ihn das Gepäck transportieren. Aber es dürfen auf keinen Fall mehr als 40 Kilo sein. Sonst wäre es Tierquälerei“, erläutert die Fachfrau.

Am Gipfel angekommen, können sich die Wanderer über einen grandiosen Ausblick vom neuen, 18 Meter hohen Aussichtstrum, direkt neben dem Lingmannhaus und der Burgruine erfreuen. Von der Plattform bietet sich bei schönem Wetter sogar eine Weitsicht bis in das Maintal.

Romantische Weinbergshäuser und doppelte Stadtmauern

Der Blick von oben fällt auch auf ein besonderes Kleinod. Die äußere Form von Gerolzhofen lässt noch erkennen, dass die geschichtsträchtige Stadt einst von zwei dicken Stadtmauern umgeben war. Der rund zehn Kilometer lange Weg vom Zabelstein führt erst am Wald entlang und später durch die Weinfelder mit ihren schmucken Weinbergshäusern. Im Zentrum befindet sich der „Steigerwalddom“ mit seinen mächtigen Glockentürmen. Romantische Fachwerkhäuschen, das mittelalterliche Rathaus, Brunnen, gemütliche Cafés, Restaurants und hübsche Plätze prägen das Stadtbild.

Am Marktplatz von Gerolzhofen. Foto: Carola Faber
Am Marktplatz von Gerolzhofen. Foto: Carola Faber

Der Aufstieg über steile Stufen in den Weißen Turm lohnt sich, denn die 1230-jährige Geschichte des Ortes ist überall präsent. „Das war einst das Gefängnis. Hier sollen auch viele Frauen gewesen sein, die als Hexen verurteil wurden. Die meisten haben das dunkle Lochgefängnis nicht lange überlebt“, berichtet Gästeführerin Kerstin Krammer-Kneißl.

Neben dem Weg in die Höhe hat Gerolzhofen auch Unterirdisches zu bieten. 1802 wurden erste Kellerräume an der Stadtmauer geschaffen. Sie wurden von den Brauern für die Lagerung von Eis benötigt. Im Winter holten sie das Eis von umliegenden Seen und ließen es durch Gitterroste in die Eiskeller fallen. So konnte das Bier durch das Eis bis in den frühen Sommer hinein gekühlt werden. Beim Gang durch die 240 Meter langen, verzweigten Gewölbe mit ihren niedrigen Decken, die zu den hohen Eiskammern führen, ist Spannendes über die Tradition und die schwere Arbeit des Brauens zu erfahren.

Wieder oben angekommen, hat Beate Glotzmann vom Naturpark Steigerwald schon einige Kostproben des erfrischenden Getränks bereitgestellt. Nach der erlebnisreichen Exkursion zu den Höhen und Tiefen der malerischen Stadt munden das Knörzla, ein unfiltriertes, kräftiges und untergäriges Lagerbier sowie das Pale Ale von Brew Dudes, ein handwerklich gebrautes, obergäriges Bier mit fruchtigen Hopfenaromen, besonders gut.

Kellerräume an der Stadtmauer. Foto: Carola Faber
Kellerräume an der Stadtmauer. Foto: Carola Faber

Tipps: Lohnenswert ist der Besuch des Gips Informationszentrums in Sulzheim. Die Ausstellung befindet sich in einem Teil der ehemaligen Zehntscheune des Klosters Ebrach. Neben der Dauerausstellung auf etwa 100 Quadratmetern gehört ein multifunktional ausgestatteter Veranstaltungsraum zu dem Ensemble.

Der Kräuter-Garten Martin Bauer in Vestenbergsgreuth mit einer Vielfalt heimischer und fremdländischer Kräuter ist ein zentraler Punkt des Kräuter-Rundweges, der rund 24 Kilometer durch den Aischgrund führt. Informationstafeln informieren über den landwirtschaftlichen Kräuterbau mit seiner Vielfalt und erklären die Wurzeln dieses Sonderkulturanbaues.


Informationen:

Tourismusverband Franken, www.frankentourismus.de 

Wein Panorama Steigerwald, www.weinpanorma-steigerwald.de   

Naturpark Steigerwald e.V., www.steigerwald-naturpark.de   

Steigerwald Bogenparcours, www.steigerwald-bogenparcours.de 

Steigerwald Erlebnishof, http://steigerwald-erlebnishof.de

Tor zum Steigerwald, www.torzumsteigerwald.de 

Hotel-Weinstube am Markt, www.hotel-weinstube.de 

Fotos: Carola Faber

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