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Verdejo verzaubert die Sinne

Die Weinberge der D.O. Rueda liegen auf beeindruckenden Höhen von 700 bis 800 Metern über dem Meeresspiegel. Dortherrschen lange Winter, gefolgt von einem kurzen Frühling und heißen, trockenen Sommermonaten. Temperaturschwankungen von bis zu 25 Grad Celsius sorgen für ein harmonisches Gleichgewicht zwischen dem Zuckergehalt und der Säure in den Trauben. Seit mehr als 1000 Jahren wird in dieser Region der unvergleichliche Verdejo angebaut, der mit seinem einzigartigen Duft die Sinne verzaubert. Der einzigartige Charakter dieser Traube wird durch ihr Aroma und ihren Geschmack geprägt, der von feinen Kräuternuancen, fruchtigen Noten und einem hervorragenden Säuregehalt geprägt ist. Ihr Extrakt, der den Charakter erstklassiger Weißweine ausmacht, ist durch ihren Körper und ihre charakteristische, zarte Bitterkeit erkennbar, die im Mund überraschend anders schmeckt und von einer intensiven Fruchtigkeit begleitet wird. Meist werden Verdejo-Weine jung genossen, können jedoch mit zunehmendem Alter an Komplexität gewinnen.

Santiago Mora Poveda, der Direktor des Kontrollrats der Rueda, freut sich über die stetig steigende Qualität der Weine dieser Region und über die wachsende Anzahl internationaler Auszeichnungen, die die Vielfalt und Einzigartigkeit von Rueda auf der Weltbühne hervorheben.

Santiago Mora Poveda, Direktor des Kontrollrats der Rueda. Foto: Carola Faber
Santiago Mora Poveda, Direktor des Kontrollrats der Rueda. Foto: Carola Faber

Kultwein vom Castelo de Medina

Das spanische Weingut Castelo de Medina wurde 1996 im Herzen der Rueda in der kleinen Stadt Villaverde de Medina von drei Weinliebhabern gegründet. Die Weissweine von Castelo de Medina haben sich bereits ihren Platz bei den internationalen Top-Weinen erobert. Neben dem Verdejo 2017 wurde auch der Sauvignon Blanc 2017 zum jeweils weltbesten Wein seiner Gattung gekürt. Zusätzlich wurden die Weine von Castelo de Medina zweimal in Folge zu den besten Weinen aus Rueda bei Mundus Vini erklärt. Diese Erfolge gelten für die Region als Sensation. Die Weingärten umfassen ein Gesamtareal von etwa 180 Hektar. 

Die Weine von Castelo de Medina sind in Rueda fast schon legendär. Castelo de Medina Verdejo Prefiloxérico 2021 lautet der Name für den Kultwein, für den die Trauben in sorgfältiger Handarbeit geerntet und weiterverarbeitet werden. Dieser Verdejo-Wein stammt von hundertjährigen Rebstöcken, die im Jahr 1900 in Hornillos de Eresma (Valladolid) gepflanzt wurden, bevor die Reblausplage in die Region kam. Seine komplexen Aromen von weißen Früchten, Zitrusfrüchten, Fenchel mit einer mineralischen Note zeichnen den eleganten Edeltropfen mit dem gut integrierten Holz aus. Der exklusive und limitierte Verdejo Prefiloxérico ist nur in einzelnen Kisten erhältlich. Aber auch alle weiteren Weine lohnen. Zum Sortiment der D.O. Rueda gehören der frische und ausbalancierte Castelo de Medina Verdejo, eine finessenreicher und komplexer Verdejo Vendimia Seleccionada, ein ausdrucksstarker Sauvignon Blanc, ein geschmeidiger sowie strukturierter Sauvignon Blanc Vendimia Seleccionada und ein spannender Fermentado en Barrica. 

Weingut Castelo de Medina. Foto: Carola Faber
Weingut Castelo de Medina. Foto: Carola Faber

Enormes Reifepotential 

Ebenfalls hervorragend bewertet wurden die Weine der Finca Montepedroso. Das Weingut, das die Familie Martinez 2008 erwarb und 2012 einweihte, liegt auf einer Höhe von 750 Metern über dem Meeresspiegel und ist von 25 Hektar eigenen Weinfeldern umgeben. Aus Rebstöcken, die zwischen sieben und 31 Jahre alt sind, werden charakterstarke, reinsortige Weissweine aus Verdejo produziert. „Dank der mehr als 130-jährigen Tradition, die die Familie Martínez Bujanda mitbringt, ist die Finca Montepedroso ein Projekt, das durch die sorgfältige und akribische Ausarbeitung der Weine eine Referenz in Sachen Tradition, Exzellenz und Persönlichkeit darstellt“, wird die Qualität treffend beschrieben. Eine Vertikalverkostung bestätigt das enorme Niveau der Verdejos. 

Schon der 2022VerdejoRueda DO trocken der Finca Montepedroso ist ein intensiver Wein mit einer Vielzahl von Aromen. Es sind Noten von Aprikose, Pfirsich, Fenchel, Mandeln, Anis und frischen Früchten sowie Anklänge von frischem Heu und leichte Rauchnoten zu vernehmen. Der Wein hat eine samtige und seidige Textur, die sich zu einem großen Volumen und Struktur entwickelt. Die ausgewogene Säure verleiht dazu Frische. Der Abgang ist lang, schmackhaft und fruchtig, mit einem intensiven Nachgeschmack von Fenchel und Anis. Der 2019 Enoteca Montepedroso ist besonders vielschichtig und charakterstark. Die Trauben wurden rund 32 Tage fermentiert und reifen weitere 18 Monate auf der Hefe in eiförmigen Betontanks. Im Bouquet sind Aromen von Fenchel, Anis und Gras zu vernehmen. 

Finca Montepedroso. Foto: Carola Faber
Finca Montepedroso. Foto: Carola Faber

Eine leichte Mineralität verleiht dem Wein Eleganz. Am Gaumen wirkt der gut strukturierte Verdejo vollmundig und seidig. Ausgewogen gibt sich der lange Nachklang. Der 2017Verdejo der Finca Montepedroso ist leicht, elegant und fruchtig. Am Gaumen spürt man einen samtigen, seidigen Auftakt, der sich prächtig entfaltet. Im nachhaltig fruchtigen Finale finden sich wiederum Fenchel und Anis mit einem elegant-mineralischen Anflug. Ein 2014 Verdejo überzeugt durch ein intensiveres fruchtig-mineralisches Aroma mit Zitrus, Pfirsich und Fenchel. Er ist vollmundig, voluminös, lebhaft und frisch. Schließlich ist der Finca Montepedroso 2012 der beste Beweis für das enorme Reifepotential. Frische Fruchtaromen, weiße Blumen, Ausdrucksstärke sowie Ausgewogenheit begeistern.

Versteckte Juwelen 

Die traditionsreiche Kellerei von Hijos de Alberto Gutiérrez hat ihren Sitz in Serrada in Kastilien. Der Ursprung der Kellerei geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Kellerei gehörte einst einem Dominikaner-Orden, der bereits damals für seine lange Tradition in der Weinzubereitung bekannt war. Noch heute unterlaufen die unter der Erde ausgebauten kilometerlangen Galerien und Gewölbe labyrinthförmig den Ort Serrada. Seitdem die Kellerei in Privatbesitz wechselte, wurde sie Zug um Zug vergrößert und modernisiert. Es wurde jedoch stets darauf geachtet, die vorhandenen Installationen der Weinreifung zu respektieren. Heute ist die Kellerei Gutiérrez eines der modernsten Unternehmen der Region Valladolid. Inzwischen wird das moderne Familienweingut von der fünften Generation geführt – immer im Bewusstsein der 350 Jahre altenTradition und der Handwerkskunst bei der Weinherstellung.

In der Kellerei von Hijos de Alberto Gutiérrez. Foto: Carola Faber
In der Kellerei von Hijos de Alberto Gutiérrez. Foto: Carola Faber

Anlässlich des 80-jährigen Bestehens der Weinkellerei wurde der Gran Vino de Rueda als limitierte Auflage von 4280 Flaschen produziert. Die Trauben aus besonders alten Weinbergen mit geringen Erträgen wurden dafür von Hand geerntet und sehr schonend verarbeitet. Das Ergebnis ist ein sehr feiner und eleganter Wein.

Bodegas de Alberto gilt derzeit als einziger traditioneller Hersteller des Dorado de Rueda. Nach der oxidativen Reifung im Sonnenlicht in 8000 Damajuanas (Ballonflaschen) mit einem Fassungsvermögen von 10 Litern und der anschließenden Reifung in Eichenfässern nach der Solera-Methode, bleibt die „Mutter“ von vormehr als 70 Jahren erhalten. Diese traditionelle Methode wird von der Familie Gutiérrez seit den 1940er Jahren ununterbrochen beibehalten und von Generation zu Generation weitergegeben. Auch hier ist die Produktion auf 6.000 Flaschen limitiert. 

Nur 1.400 Flaschen werden vom Alberto PálidoVerdejo, einem versteckten Juwel, produziert. Seit Generationen wird der Palido im unterirdischen Keller aus dem 17. Jahrhundert aufbewahrt. Die traditionelle Herstellung mit biologischer Reifung erfolgt unter einem Flor-Schleier und für mindestens drei Jahre in Eichenfässern.

Keller aus dem 15. Jahrhundert

Die kleine Familienbodega Félix Sanz befindet sich im Herzen der Gemeinde Rueda. Sie wurde 1934 gegründet, hat aber erst vor wenigen Jahren unter der Leitung von Antonio Sanz einen deutlichen Qualitätssprung gemacht. Es wurden neue Rebstöcke gepflanzt, alte Methoden wiederbelebt und in die neueste Kellertechnik investiert. Heute gehören rund 30 Hektar zum Weingut und im Keller ist Platz für mehr als 300 Fässer mit einem Fassungsvermögen von 500.000 Litern. Gemäß der Philosophie des Gründers Felix Sanz, werden die Weine mit Sorgfalt und Respekt für die Umwelt hergestellt. 

Im Keller der Familienbodega Félix Sanz. Foto: Carola Faber
Im Keller der Familienbodega Félix Sanz. Foto: Carola Faber

Bei der Produktion erfolgt die Konzentration auf Qualitätsweine, die wiederum die Eigenschaften des Terroirs zum Ausdruck bringen. Preisgekrönt und empfehlenswert sind gleich mehrere Weine. Dazu zählt der frische, weiche und gleichzeitig strukturierte Viña Cimbron Seleccion. Er punktet durch sein intensives Aroma mit dem typischen Verdejo-Charakter. Krautige und balsamische Noten werden durch Aromen von Zitrusfrüchten ergänzt.  Ausdrucksstärke steht für den blumigen und fruchtigen Viña Cimbron Sauvignon Blanc OLD. Am Gaumen schmeichelt der frische Wein mit einer schönen Länge.  In der Nase gibt sich der Viña Cimbron Oak Barrel Fermented kraftvoll und intensiv. Aromen von Steinobst und exotischen Früchten mischen sich mit etwas Anis und krautigen Noten. Saftigkeit und Harmonie kennzeichnen die feine Struktur des Weines.

„Pflege bedeutet, sie an der Wurzel zu beginnen und zwar im Weinberg. Vom Rebschnitt und der Pflege der Reben über die Verwendung von einheimischen Hefen bis hin zur Einbeziehung der neuesten Trends wie dem Ausbau in Beton-Eiern, um die größte Ausdruckskraft des Weins zu erreichen“, bekräftigt Albert Ustrell, Ceo der Bodegas Felix Sanz. Erlebenswert ist auch der unterirdische Keller aus dem 15. Jahrhundert, der von der langen Weintradition in diesem Gebiet zeugt. Ein Netz aus Galerien und Gewölben beherbergt Holzfässer, die vor langer Zeit in den Kellern gebaut wurden. 


Informationen:

Rueda, www.dorueda.com/es

Fotos: Carola Faber

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