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Venetiens neue Blütezeit

Im 15. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Venetien unter der Herrschaft der Venezianer während ihrer Kontrolle über das Mittelmeer eine Blütezeit. Daher stammt auch der Beiname „Serenissima“ (die Erlauchte) für die Region Veneto. Das Weinbaugebiet Venetien besteht aus weit verstreuten Weinbergen mit vielfältigen Bodentypen. Der nördliche Teil ist von steinigen und kalkhaltigen Böden geprägt, während der südlichere und flachere Bereich, der sich zur Adria und zur Po-Ebene erstreckt, Sand, Lehm, Kiesel-Schwemmland und rotbraune Erde aufweist. Die bedeutendsten Anbaugebiete befinden sich in den Ebenen entlang der Adriaküste, entlang des Po, rund um Verona, Vicenza und Venedig sowie am Gardasee.

Mehr als die Hälfte der Weinproduktion entfällt bereits auf DOC/DOCG-Weine, wobei die meisten aus den Gebieten rund um die Stadt Verona stammen, die als Weinzentrum Italiens gilt. Die Produzenten haben erkannt, dass Qualität mehr Erfolg verspricht als Quantität, weshalb sich die Ausrichtung der Weinproduktion längst zu hochwertigeren Erzeugnissen gewandelt hat. Insbesondere die Hügel westlich von Verona bis zu den Ufern des Gardasees sind bekannt für ausgezeichnete Tropfen. Qualitäts-Offensiven haben aus einstigen Massenprodukten für immer elegantere Weine gesorgt. Die Renaissance dieses Wandels zeigt sich nicht nur in den Restaurants am Gardasee, sondern auch im internationalen Weinhandel, wo eine steigende Nachfrage nach diesen Produkten zu verzeichnen ist.

Rebstöcke in Venetien. Foto: Carola Faber
Rebstöcke in Venetien. Foto: Carola Faber

Charakterstarke Weine zeugen vom Wandel

Charakterstarke Beispiele der Konsortien Custoza DOC, Lugana DOC, Chiaretto di Bardolino DOC und Garda DOC zeugen von dem Wandel. Schon ein 2022 Custoza DOC von Aldo Adami, eine Cuvée aus Cortese, Garganega, Trebbianello und Trebbiano gefällt durch seine Vollmundigkeit., Ausgewogenheit, Struktur und zarten Bitternoten. Der Custoza 2022 Villa Medici enthält Aromen von Birne, Zirrus und Mirabelle. Im Mund ist das feine Spiel zwischen Süße und Säure sowie Schmelz zu spüren. Präsenz sowie Salzigkeit zeigen sich im Abgang. Eine klare und ausgeprägte Nase mit Pfirsich und Pampelmuse mündet beim Custoza superiore 2021 Corte Fornello am Gaumen zu Saftigkeit und viel Frucht. Wunderbar rund. 

Ein Lugana Doc Etichetta Nera 2022 Azienda Agricola Brunello besticht durch sein volles Fruchtaroma, Ausgewogenheit und Eleganz. Gekeltert wird der Wein aus 100% Trebbiano di Lugana Trauben. Die Weinberge liegen in der Region des südlichen Gardasees nahe der Halbinsel von Sirmione. Die lehm-, kalk- und sandhaltigen Böden bieten den Reben beste Bedingungen, so dass ihre Trauben eine schöne Reife für den Weißwein hervorbringen.

Weine aus der Region. Foto: Carola Faber
Weine aus der Region. Foto: Carola Faber

Der Lugana Doc 2022 Colli Vaibò besticht durch seine ausgeprägten, frischen und charmanten klassischen Lugana-Noten von hellen Früchten, Blüten, Zitrus und Mandeln. Am Gaumen entfaltet sich der komplexe Wein zunehmend. Ergänzend wirken die harmonisch eingebundene Säure, Tiefe und ein frischer Nachhall. Im Bouquet wirkt der Lugana Doc 2021 Benedetti Marida animierend, betört mit floralen Anklängen sowie Nuancen von Nektarine, Salbei und Salzigkeit. Am Gaumen ist Spannung zu spüren. 

Aus der Chiaretto di Bardolino DOC ist unter anderem ein Chiaretto di Bardolino Classico Bio 2022 Le Tende zu nennen. Das Weingut Le Tende mit insgesamt 14 Hektar liegt am Gardasee zwischen Colà di Lazise und Cavaion Veronese.  Die Böden bestehen aus einem idealen Kalk-Sand-Gemisch. Seit 2012 ist der Betrieb biozertifiziert. Dem eleganten Rosé entströmen Aromen von Waldbeeren und Wildrosen. Der feine Chiaretto di Bardolino Classico Decus 2022 Lenotti zeigt einen feinfruchtigen Duft und am Gaumen viel Frische, Saftigkeit und Harmonie. Ein Jahr reifte der Chiaretto di Bardolino Classico 2021 Zenit 1870 in der Amphore. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Eine vielschichtige Nase sowie ein dezenter Duft von hellen Früchten werden von einem mineralischen und langen Nachhall abgelöst. 

Ein Genuss: Wein am See. Foto: Carola Faber
Ein Genuss: Wein am See. Foto: Carola Faber

Auch die Schaumweine überzeugen durch Qualität und Charakter. Der Garda Doc Spumante Rosé Brut Zenato zeigt vorerst zarte Rauchnoten. Am Gaumen entwickelt der Schaumwein vegetale Noten von Blättern und Gras. Im Abgang sind zarte Bitterstoffe zu vernehmen. „Das ist ein wirklich trinkanimierender Wein“, bestätigt Othmar Kiem, Chefredakteur Falstaff Italien, eine der weiteren hervorzuhebenden Eigenschaften. 

Mit einer ausgeprägten Perlage, Mineralität und Straffheit punktet der Garda Doc Spumante Metodo Classico Brut Cuvée Maison Azienda Agricola Prendina – ein eleganter Schaumwein mit schöner Länge. 

Schließlich gehört der feine Garda Doc Spumante Metodo Classico Cuvée Extra Brut Perla del Garda schon fast zu den Ikonen des Gebiets. Vor vielen Jahrhunderten begann die Geschichte des Familienunternehmens im malerischen Bergdorf Ferrara di Monte Baldo. Die Tradition der Landwirtschaft wurde von Generation zu Generation weitergegeben, zuerst in der Region Verona und später in Lonato del Garda. Heute erstrecken sich die Weinberge über eine Fläche von etwa 40 Hektar, wovon 35 Hektar im südlichen Teil des Gardasees zwischen Desenzano und Sirmione liegen. Die verbleibenden fünf Hektar befinden sich am westlichen Ufer des Sees in Valtenesi. Bei Perla del Garda wird großer Wert auf eine nachhaltige Lieferketten und eine umweltfreundliche Weinerzeugung gelegt. 

„Ich kann nur empfehlen, fahrt zur Region am Gardasee, aber lieber etwa zehn Kilometer entfernt, abseits der Touristenmassen. Dort kann man noch sehr viele schöne Adressen finden“, verrät Othmar Kiem. 

Fotos: Carola Faber

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