Denn das 1*-Restaurant des Hotels Anantaras ist ein wirklich ganz besonderer Ort. Laut Bekundung des Maître Bram Hommes und den Beleg durch eine Wandmalerei im Restaurant, dürfte die Räumlichkeit des Gastro-Tempels von 1885 sein. Ein stolzes Alter, dass durch viel Liebe zum Detail in aufwändigen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten in einem strahlenden weißen Licht daherkommt. Der Name kommt wahrhaft nicht von ungefähr, ist aber auch keine Wortschöpfung der Gegenwart, sondern die direkte Ableitung von „De Witte Zaal“ (Der weiße Saal). Denn so hieß der Raum einst, als das Restaurant erstmals seine Pforten öffnete.
Und dieses Strahlen, dass für diese Ruhe und Sortiertheit im Raum sorgt, wird noch unterstützt durch opulente Goldakzente und Verzierungen. Es sind die Rahmen der Bilder, die goldfarben erstrahlen. Oder auch die Büsten eines düster dreinblickenden Mannes auf der einen, und die Büste einer Frau auf der anderen Seite des mächtigen Spiegels in der Mitte einer Raumseite. Oder auch die Aufhängungen einiger Lampen, Verzierungen oder Ornamente; und sogar Teller unterstützen farblich ebenso wie Besteck oder auch die Akzentuierungen der Deckenbemalung. Ein absolut edles und stimmiges Bild empfängt und umschmeichelt die Augen der Gäste!
By Jacob Jan Boerma
Und dieses stimmige Bild dürfte auch Jacob Jan Boerma dazu bewegt haben die Leitung dieses Restaurants zu übernehmen. Den meisten Genießern dürfte die 3*-Legende noch aus dem Restaurant de Leest in Vaasen ein Begriff sein. Und wer dieses Restaurant noch kennt oder kennen lernen durfte, sollte sich mittlerweile glücklich schätzen. Denn zum auslaufenden Jahr 2019 hat Boerma das de Leest geschlossen. Nunmehr kann sich der 3*-Koch also neuen oder eben bestehenden Aufgaben widmen. Neben dem „No Rules“ (Amsterdam), wird wohl auch das „The White Room“ des Öfteren von seiner Anwesenheit profitieren.
Zu Tisch…
Wen es zum Lunch in das „The White Room“ zieht, hat die Wahl zwischen einem Zwei-, Drei- oder Vier-Gang Menü. Für den Abend gibt es neben dem À la carte-Bereich natürlich auch die Möglichkeit einer Menüfolge. Angefangen mit einem Vier-Gang Menü, lässt sich der Abend bis hin zu einem Neun-Gang Menü beschreiten. Preislich liegt das Vier-Gang Menü bei 69 Euro. Das Neun-Gang Menü geht dann hoch bis auf 119 Euro – exklusive Getränke, versteht sich. Die Weinbegleitung schlägt mit 39 bis 89 Euro zu Buche.
In recht schneller Folge brachte Maître Bram Hommes mit seinem Team diverse Grüße aus der Küche an den Tisch. Überraschend schnell. Aber sicher nicht zwingend eine falsche Entscheidung, ganz im Gegenteil. Es sollen ja Anregungen und kleine Startschüsse in das Menü sein. So zum Beispiel für die Jakobsmuschel, die mit Kürbis gereicht wird. Irgendwie sind scallops ja in der gehobenen Gastronomie in den letzten Jahren etwas überstrapaziert auf den Tellern der Gäste gelandet. Allerdings bleibt hier festzuhalten, dass die Muschel mehr als gelungen ist. Eine feine Schärfe wird mit den Kürbisaromen gemixt – sehr schön!
Interessant der zweite Gang des Menüs, die Languste, die ebenfalls mit einer leicht scharfen Sauce serviert wird. Mit Sellerie, Rettich und einer Kardamomsauce folgt Skrei, der in lediglich acht Minuten bei Niedrigtemperatur von 46 Grad gegart wurde. Eine schöne Kombination!
Der vielleicht beste Gang – wobei das ja stets sehr relativ ist – kam mit „Venison“ auf die Teller. Der Wild Gang wurde mit Rote Bete und etwas Walnuss serviert. Reichlich dazu: Wintertrüffel in großen Scheiben. Ein absoluter Klassiker zur Winterzeit, keine Frage. Und auch hier ist alles perfekt: toll gegartes Fleisch trifft auf feine Rote Bete mit dezenten Trüffelnoten. Es geht kaum besser!
Abschließend noch zwei Dessert Gänge: „Lemon“ und „Mandarine“. Letzterer mit Schokoladenmousse mit leichten Zimtaromen. Ein schönes outro!
Fazit: Das „The White Room by Jacob Jan Boerma“ besticht nicht nur durch seine Kulinarik: Die Lage und vor allem die Ausstattung des Restaurants sollte man sich bei einem Amsterdam Besuch nicht entgehen lassen!
Informationen:
www.restaurantthewhiteroom.com/en
Fotos: NH Collection