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Tenuta La Floriana – Weine aus Macerata seit 1626

Gerade 30 Hektar groß, werden hier mindestens seit 1626 Weintrauben geerntet. Ergo führt La Floriana den Zusatztitel „Vigneti in Macerata dal 1626“ im Namen. Auf 24 Hektar Weinbergen gedeihen hier Montepulciano-, Sangiovese-, Verdicchio-, Ribona- und Malvasia-Reben. 1996 erwarb die Familie Alessandri, Besitzerin des Weingutes Boccadigabbia in Civitanova Marche, dies Juwel und begann ab 1997, das gesamte Gut samt der Weinberge zu restaurieren und die Technik in der Cantina, radikal zu erneuern und zu modernisieren. Und natürlich spielte bei diesem enormen, auch kostenintensiven Mammutprojekt auch historische Aspekte samt Denkmalschutz eine große Rolle.

Denn La Floriana geht auf keinen Geringeren als Pietro Paolo Floriani zurück. In den Archiven der Adelsfamilie der Conti Comagnucci Compagnoni Floriani von Villamagna fand sich ein Brief, den dieser Pietro Paolo Floriani am 3. Dezember 1626 an seinen Neffen schrieb. Darin fordert Pietro ihn auf, einen neuen Weinberg mit 600 bis 700 Rebstöcken auf dem damals Palombara genannten Weingut in Montanello anzulegen. Nun, der Neffe wird dem Ansinnen wohl gefolgt sein, hatte Floriani doch gleichzeitig angekündigt, ihm dafür 600 Scudi, ein hübsches Sümmchen, in wenigen Tagen zukommen zu lassen. Und der Landadelige Pietro Paolo Floriani war schließlich auch nicht irgendwer. Als Festungsbaumeister hatte er sich bereits an verschiedenen Orten Italiens und in Spanien einen Namen gemacht. Und auch wenn dieser Floriani eine geplante Reise für Spaniens König „nach Indien“ nie antreten konnte, ist er doch historisch im Gedächtnis geblieben.

Seit 2009 gibt es sogar ein mächtiges Denkmal für ihn. Es steht auf der Insel Malta, exakt in der Gemeinde Floriana, der Vorstadt der maltesischen Hauptstadt La Valletta. Nun, Floriana ist nicht umsonst seit längerem Partnerstadt von Macerata. Und Floriana, Die Blühende, trägt nicht umsonst ihren Namen. Denn benannt ist sie nach eben diesem Pietro Paolo Floriani (1585 – 1640). 1636 traf er dank eines Empfehlungsschreibens des Papstes auf der strategisch wichtigen Mittelmeerinsel ein, um für den dort residierenden, heute als Malteserritter-und Johanniterorden bekannten Ritterordens des Hospitals von Jerusalem einen zweiten, dringend benötigten Befestigungsring rund um La Valletta anzulegen.

Denn die in der Krankenpflege wie im Militärischen bestens bewanderten Ordensritter, Adelige und Geistliche aus ganz Europa, fürchteten einen erneuten Angriff des Osmanischen Reiches. Die gewaltige Attacke von 1565 hatte man nur gerade eben überlebt. Nun sollte die auf einer Halbinsel angelegte Inselhauptstadt samt riesigem Naturhafen auch von der Landseite geschützt werden. Dies besorgte Floriani mit einem rasch entwickelten Bauplan, aus dem dann die mächtigen Bollwerke der bis heute vielfach erhaltenen Floriana Lines entstehen sollten. Dass Ganze ging nicht ohne Streit ab: Das Bauprojekt war teuer, die Kassen des Ordens leer, und das Volk murrte aufgrund der umgehend erhobenen neuen Steuern.

Zudem opponierten Ordensgrößen gegen Floriani, der dann auch schon 1638 die große Kalksteinscholle im Mittelmeer wieder verließ. Im Zwischenraum zwischen den Floriana Lines und La Valletta entstand indes eine neue Stadt, die fortan seinen Namen tragen sollte. Und so ist man ihm in Floriana heute nicht mehr gram über die vielen kleinen Nickligkeiten in der damaligen Bauzeit. Vielleicht ist es am Ende auch so, dass das Multitalent Pietro Paolo Floriani auch eher im Weinbau und in der Kultur reüssierte.

Weinfeld des Weinguts. Foto: La Floriana/Boccadigabbia
Weinfeld des Weinguts. Foto: La Floriana/Boccadigabbia

Denn Floriani bezahlte und baute auch Theatermaschinen, die 1625 bis 1631 bei Aufführungen in Ferrara und Mantua eingesetzt wurden. Zudem liebte Pietro Paolo wohl auch den Karneval und allerhand angenehmen Zeitvertreib. Nun, mit seinem Weingut, dem nun nach ihm benannten Weingut La Floriana, hatte er sicher eine erstklassige Quelle für perfekte Weine. Und die nutzen heute auch wieder Eigner Elvidio Alessandri und sein Chefönologe, Emiliano Falsini. Ziel ist, die uralte Weinbautradition der Marken möglichst mit autochthonen Rebsorten wie der auch Maceratino genannten Ribona-Traube, mit Montepulciano- und Verdicchio-Reben fortzuführen.

Dabei setzen beide vor allem auf den Ausbau im Barrique. Hergestellt werden ein Marche Bianco IGT und der Marche Rosso IGT. Der rote muss 12 bis 15 Monate, der weiße Markenwein 10 bis 12 Monate im Fraß lagern. So entstehen langlebige Weine mit ganz besonderen Aromen. So zeichnen den Tenuta La Floriana Marche Bianco IGT 2015 (85 % Verdicchio, 15 % Ribona) angenehme Frische und blumige Aromen (z. B. Jasmin) aus. Dabei tut sich der Tenuta La Floriana Marche Bianco IGT 2016 (70 % Verdicchio, 30 % Ribona) sogar noch mehr hervor. Die Trauben gedeihen auf Hängen in 200 m Höhe in Nordostausrichtung, die über vor allem sandige Böden verfügen.

Bemerkenswert ist ihr hoher Alkoholgehalt (2015: 14 %; 2016: sogar 14,5 %). Eine Klasse für sich ist dann der rote Tenuta La Floriana Marche Rosso IGT 2013. Der reine Montepulciano-Wein beweist schon heute seine Langlebigkeit und überzeugt mit Noten von Kirschen und Waldbeeren durch Eleganz, Komplexität und angenehme Ausgewogenheit. Und bei 14,5 % Alkoholgehalt bringt er auch eine gewisse Intensität mit. Die Montepulciano-Reben gediehen ebenfalls auf 200 Höhenmeter auf Sand, allerdings in Südlage. Keine Frage, Boccadigabbia und La Floriana legen gemeinsam nur 150 000 Falschen pro Jahr auf. Aber man sollte sich diese zwei Traditionsgüter aus den häufig übersehenen Marken gut merken!

 

Information:

Tenuta la Floriana, www.boccadigabbia.com 

Fotos: La Floriana/Boccadigabbia

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